Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dieser Doktor macht Ski wieder heil
Interview Wolfgang Häusler betreibt in Meitingen die Skiklinik. Er hat auch echte Notfälle
Meitingen Meistens sind es äußere Verletzungen, die seine Patienten haben: Wolfgang Häusler aus Meitingen hilft ihnen – er ist Chef der Skiklinik. Tausende Paar Bretter hat er schon geschliffen und präpariert, zwei Jahre lang auch das Material der Schweizer Nationalmannschaft. Hin und wieder hat es der 38-Jährige auch mit echten Notfällen zu tun.
Erinnern Sie sich noch an den schwierigsten Fall in der Klinik?
Wolfgang Häusler: Es sind viele schwierige Fälle, mit denen wir zu tun haben. Oft fehlt im Belag eine ganze Daumenbreite Material. Manchmal sind es auch Kratzer, die sich über 30 Zentimeter erstrecken. Manchmal sind die Bindungen komplett herausgerissen.
Gab es auch schon Patienten, bei denen gar nichts zu retten war? Häusler: Ja, leider. Zum Beispiel hatten wir einmal Jugendski, die abgebrochen waren.
Kein Gips?
Häusler: Nicht mal das. Da war nichts mehr zu machen. Die Bruchstücke liegen heute noch in der Klinik. Es gab auch schon Ski mit zerstörten Kanten, die eingeliefert wurden – das sind dann besonders schlimme Fälle. Wie ist’s passiert?
Häusler: Der Besitzer war beim Freeriden auf einen Stein gefahren. Die Kante war danach so verbogen und konnte nicht mehr repariert werden. Da hilft es am Ende nur, sich vom Ski zu trennen und sich ein neues Paar anzuschaffen.
Was sind die typischen Alltagswehwehchen, die in der Klinik behandelt werden? Häusler: Stumpfe Kanten und zerkratzte Beläge.
Wie wird man eigentlich Chefarzt der Skiklinik? Wie viele Jahre muss man dafür studieren? Und was ist für die Approbation nötig?
Häusler: Meinen Beruf gibt es eigentlich gar nicht. Ich bin gelernter Schlosser und Industriemechaniker und habe mir alles selbst angeeignet. Über ein Sportgeschäft kam ich durch Zufall an eine Maschine. Zu Hause hatte ich zunächst nur für mich geschliffen. Für die Entstehung der Skiklinik war ein Meilenstein, Material von namhaften Skifirmen zu bekommen. In 15 Jahren ist dann ein richtiger Laden daraus geworden. Wenn Hochbetrieb ist, dann sind wir in der Werkstatt, bei der Annahme und im Verleih zu sechst.
Tragen Sie in der Klinik weiße Kittel? Häusler: Nein. Dafür gibt es wie in einer richtigen Klinik die Möglichkeit, sich die Zeit etwas zu vertreiben – bei uns in der „Himalayan Bar“in der Werkstatt.