Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Ziel: Wohnen im Herzen von Neusäß

Stadtentwi­cklung Besitzer und Unternehme­r woll das Gewerbegeb­iet Alt-Neusäß Nord in ein Wohngebiet umwandeln

- VON TOBIAS KARRER

Wird aus dem nördlichen Teil des Gewerbegeb­iets Alt-Neusäß ein Wohngebiet? Dies wäre zumindest der Wunsch einer Interessen­sgemeinsch­aft. Sie wollen die Umwidmung der Fläche zu einem Mischgebie­t oder einem urbanen Wohngebiet erreichen.

Neusäß Wird aus dem nördlichen Teil des Gewerbegeb­iets Alt-Neusäß ein Wohngebiet? Dies wäre zumindest der Wunsch einer Interessen­sgemeinsch­aft aus 50 Grundstück­sund Immobilien­eigentümer­n. Sie sind mit einer Unterschri­ftenliste an die Stadtverwa­ltung herangetre­ten, und wollen die Umwidmung der Fläche zu einem Mischgebie­t oder einem urbanen Wohngebiet erreichen. Die Bürger nehmen damit Stellung zum ersten Entwurf des Flächennut­zungsplans.

Das Gewerbegeb­iet wird von Lohwald-, Gutenberg- und Siemensstr­aße eingegrenz­t. Zwischen Diesel- und Benzstraße würden sich die Eigentümer sogar einstimmig dafür ausspreche­n, die Flächen für Wohnbau zu nutzen, sagt Edwin Ferhadbego­vic. Er ist Geschäftsf­ührer der Firma RS Anlagenbau und Sprecher der Interessen­sgemeinsch­aft. Er erklärt ihre Argumente: „Das Gewerbegeb­iet ist nicht mehr zeitgemäß.“Die Straßen seien zu eng und für „große Lastwagen und Sondertran­sporte nur schwierig beziehungs­weise gar nicht mehr nutzbar“. Außerdem sei der Lieferverk­ehr eine Belastung für die Anwohner. „Die Lastwagen müssen durch das Wohngebiet fahren“, sagt der Sprecher. Hinzu komme, dass das Gewerbegeb­iet mittlerwei­le zu knapp 30 Prozent aus privat genutzten Wohnhäuser­n bestehe. Viele ehemalige Betriebe und von Unternehme­n erstellte Mietshäuse­r seien in den vergangene­n Jahren verkauft oder an Nachfolger übergeben worden, erklärt Ferhadbego­vic. Die neuen Bewohner hätten oftmals keinen Bezug mehr zu den ansässigen Betrieben. Außerdem habe die Stadt mit der Einrichtun­g von Asylunterk­ünften selbst einen Schritt in die Richtung eines Wohngebiet­s getan. Die Integratio­n von Asylbewerb­ern gelinge besser, „wenn deren Unterkünft­e in urbanen Wohngebiet­en angesiedel­t sind, da hier der Kontakt zur einheimisc­hen Bevölkerun­g intensiver ist“, heißt es in dem Schreiben.

Unternehme­n wollen in Neusäß bleiben

Wenn Ferhadbego­vic das Gewerbegeb­iet als „nicht ansehnlich“bezeichnet, spielt er damit vor allem auf brachliege­nde Grundstück­e und leere Industrieh­allen an. Die Interessen­sgemeinsch­aft betont deshalb, dass Wohnbebauu­ng auf ihren Flächen „erstrebens- und wünschensw­ert“sei. Ferhadbego­vic: „Wir sind hier im Herzen von Neusäß, nur 200 Meter vom Rathaus entfernt.“

Für viele Unternehme­n aus dem Gewerbegeb­iet Alt-Neusäß stehe mittlerwei­le fest, dass sie zwar umziehen, aber in Neusäß bleiben wollen. Möglichkei­ten gebe es, zum Beispiel freie Flächen im neuen Gewerbegeb­iet im Norden außerhalb des Stadtgebie­ts, so Ferhadbego­vic. Allerdings betont der Sprecher: „Wir brauchen Planungssi­cherheit.“Keines der Unternehme­n könne einen neuen Standort aufbauen, ohne dass klar geregelt sei, was mit den alten Flächen passiert. „Das ist eine Frage der Finanzieru­ng.“

Bürgermeis­ter Richard Greiner befürworte­t die Weiterentw­icklung des Gewebegebi­ets. Er verschließ­t sich den Ideen der Interessen­sgemeinsch­aft nicht, äußert allerdings Bedenken: Sowohl die Umwindung des Gebiets, als auch der Umzug von Firmen seien mit hohem Aufwand verbunden und würden „komplexe Fragen aufwerfen. Außerdem gibt Greiner zu bedenken, dass die einzelnen Betriebe sehr unterschie­dliche Vorstellun­gen hätten, wenn es um den Zeitpunkt und die Art des Umzugs ginge. Auch Firmen, die gerne in Alt-Neusäß bleiben wollen, müssten berücksich­tigt werden. Allerdings werfe das wiederum die Frage auf, ob Wohnen neben produziere­ndem Gewerbe möglich sei.

Unterstütz­ung für den Vorschlag der Interessen­sgemeinsch­aft kommt aus einem anderen Stadtteil: Die Anwohner am Sonnenhang in Steppach wehren sich gegen die im neuen Entwurf des Flächennut­zungsplans der Stadt vorgesehen­e Bebauung der Grünfläche mit Wohnhäuser­n. Sie fürchten verstärkte­n Durchgangs­verkehr, kritisiere­n eine unnötige Bodenversi­egelung und wollen das Naherholun­gsgebiet erhalten. Sie sind strikt gegen ein „Zusammenwa­chsen von Steppach mit dem Uni-Campus“und den Bau von „vier- bis sechsstöck­igen Wohnhäuser­n“. Für den Sprecher der Bürgerbewe­gung Harald Gulden ist das „voll erschlosse­ne Gebiet mitten in der Stadt die Lösung für die Probleme in Neusäß“. Deshalb wundert er sich: „Nach meinem Wissenstan­d ist diese Alternativ­e beim neuen Flächennut­zungsplan nicht einbezogen worden.“

Bürgermeis­ter Greiner versteht die Bedenken der Steppacher, sieht das Gewerbegeb­iet in der Innenstadt aber nicht als Alternativ­e. Er betont, dass der Flächennut­zungsplan bisher nur im ersten Entwurf vorliege und erst in der Stadtratss­itzung am 24. Februar weiter diskutiert werde. Greiner geht davon aus, dass der Großteil des Entwurfs übernommen werde, „einige Auslegunge­n aber noch modifizier­t werden.“

Das Dokument weise lediglich Flächen aus, auf denen in Zukunft gebaut werden solle. Es treffe aber keine Aussage über die Art und Höhe der Gebäude, sagt er zu den Bedenken der Bürgerinit­iative. Das werde erst im Bebauungsp­lan festgelegt. Bei dessen Erstellung werde die Öffentlich­keit wieder einbezogen, sagt Greiner. »Kommentar O

Termin Die Bürgerinit­iative aus Step pach veranstalt­et am Mittwoch, 21. Fe bruar, um 19 Uhr einen Informatio­ns abend in der Pfarreieng­emeinschaf­t Am Kobel, Kolpingstr­aße 8a, Neusäß Steppach.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Angrenzend an den Schmutterp­ark (rechts) schließt sich das Gewerbegeb­iet Alt Neu säß an. Der Interessen­sgemeinsch­aft für Wohnbebauu­ng geht es um den Bereich, um rahmt von der Siemensstr­aße, Lohwaldstr­aße und Gutenbergs­traße.
Foto: Marcus Merk Angrenzend an den Schmutterp­ark (rechts) schließt sich das Gewerbegeb­iet Alt Neu säß an. Der Interessen­sgemeinsch­aft für Wohnbebauu­ng geht es um den Bereich, um rahmt von der Siemensstr­aße, Lohwaldstr­aße und Gutenbergs­traße.

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