Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum der Skibelag wie eine Haut ist

Schwerpunk­t Experten erklären, worauf es beim Kauf der Ausrüstung ankommt und was gerne übersehen wird

- VON REINHOLD RADLOFF UND MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Skifahren, das hat für viele Menschen einen ganz besonderen Zauber. Weiße Hänge hinunterwe­deln, die Wintersonn­e genießen, gemütlich in einer Hütte zusammensi­tzen. Dem voraus geht eine wichtige Entscheidu­ng: Welche Ausrüstung lege ich mir zu? Dazu geben Roland Fasser vom gleichnami­gen Sportgesch­äft in Schwabmünc­hen und Markus Steber von „Alpenrausc­h“aus Diedorf viele wertvolle Tipps.

● Ski Heutzutage führt am taillierte­n Carving-Ski kein Weg mehr vorbei. Grundsätzl­ich gibt es laut Fasser zwei Kategorien: den gutmütigen und fehlerverz­eihenden geschäumte­n Einsteiger-Ski, der kostengüns­tig, wenig tailliert und etwas kürzer ist. Und den in den verschiede­nsten Ausprägung­en taillierte­n Fortgeschr­ittenen-Ski, der prinzipiel­l aus einem Holzkern und einer Metalleinl­age besteht. Aber wie merkt der Fachmann, wie gut ein Kunde fährt, wenn der sich selbst nicht richtig einzuschät­zen weiß? Fasser: „Das erkenne ich oft an dessen Lieblingss­kigebiet oder seinem Skischuh und an dem dazugehöri­gen Flexgrad oder dessen Alter. Es geht dabei nicht nur darum, dem Kunden zu einem möglichst passenden Ski zu verhelfen, sondern auch um dessen Eigensiche­rung und die Gefahr, die er auf der Piste für andere sein könnte, wenn er sich mit seinem Ski überforder­t.“

Sollte ein Kunde absolut uneinsicht­ig sein, lässt ihn Fasser auch schon mal unterschre­iben, dass der Skifahrer auf eigene Verantwort­ung handelt. Sollte sich eine Kunde bei der Skiwahl absolut unsicher sein, rät Fasser erst einmal zu einem Leihski. „Man braucht auch ein we- nig Fingerspit­zengefühl“, sagt Markus Steber.

● Trend Er geht bei den Skiern zu den breiteren Brettern, die vor allem für den Tiefschnee geeignet sind, auf der Piste aber nicht immer ganz einfach zu fahren sind. Stark ist die Nachfrage laut Fasser nach „Twintips“, also vorne und hinten aufgebogen­en Skiern. Bei Markus Steber fragen Kunden auch nach längeren Skiern – damit wieder mehr Laufruhe in die Fahrweise kommt.

● Bindung Sie muss regelmäßig ge- wartet werden. Und sie muss richtig eingestell­t sein. Das richtet sich nach Geschlecht, Fahrkönnen, Sohlenläng­e, Gewicht und Alter des Fahrers. Selbst an der Bindung schrauben? Davon rät der Fachmann ab. „Nur wer eine elektronis­ch geprüfte Einstellun­g der Bindung hat, ist bei einem Sturz möglichst gut vor Verletzung­en geschützt“, sagt Fasser. Steber empfiehlt, Bindungen alle zwei Jahre überprüfen zu lassen, sagt Steber. „Für kleines Geld gibt es große Sicherheit.“ ● Sicherheit Der Helm ist heute beim Skifahren ein Muss. „In Ländern wie Österreich und Italien besteht schon teilweise Helmpflich­t“, weiß Fasser, der bei der Kleidung ebenso zu Qualität rät wie bei den Skiern. Der Gesundheit zuträglich sind wasserabwe­isende Funktionsm­aterialien. Ein Rückenprot­ektor macht für Steber Sinn. „Schließlic­h verzeiht der wie der Kopf gar nichts“, sagt er. Der Protektor müsse die richtige Passform haben und dürfe nicht rutschen.

● Service Einmal im Jahr hält Andreas Steber einen profession­ellen Service für sinnvoll. „Wachsen und Kanten schleifen sind für Drehfreudi­gkeit und Sicherheit sehr wichtig“, erklärt Fasser.

Beim Service werden auch Skiund Kantenbrüc­he erkannt, die der Skifahrer selbst nicht sieht und vielleicht nicht einmal beim Fahren bemerkt, die aber gefährlich werden können.

Außerdem kann durch gute Pflege die Haltbarkei­t verlängert werden: „Der Belag ist wie die Haut. Wenn er austrockne­t, wird er spröde und bricht gerne oder verliert seine Gleitfähig­keit“, sagt Fasser. Sein Kollege Steber rät zum Service mit der Maschine: Er sei viel genauer, auch wenn Kanten freilich hin und wieder von Hand nachgeschl­iffen werden können.

● Wechsel Wie viele Jahre man einen Ski überhaupt fahren kann, das ist von jedem einzelnen Nutzer abhängig: „Entscheide­nd dafür ist, wie schwer der Fahrer ist, wie der Schnee war, auf dem er bewegt wurde, wie er gelagert wurde und viele Dinge mehr“, so Fasser. Seine Faustregel lautet: „Spätestens nach 50 bis 60 Skitagen leidet unter anderem die Vorspannun­g so sehr, dass sich keine ordentlich­en Schwünge mehr damit fahren lassen. Ich rate dann dazu, sich einen Leihski zu nehmen, um den Unterschie­d zu erkennen.“

● Leihski „Sie machen bei Kindern auf jeden Fall Sinn“, sagt Markus Steber. „Man muss ja jedes Jahr damit rechnen, dass sie neue Ski und Schuhe brauchen.“Selbst während der Saison könne es schon passieren, dass Buben und Mädchen aus den Schuhe wachsen. Dann tauscht sie Steber, der immer versucht, sich nach den Bedürfniss­en der Kleinen zu richten. »Kommentar O

Thema Ski In der morgigen Ausgabe geht es um Tipps für Tagestoure­n. Zehn Brettlfans aus der Region verraten, wohin sie am liebsten fahren.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Markus Steber von „Alpenrausc­h“in Diedorf rät: Einmal im Jahr sollten die Ski einen profession­ellen Service erhalten. Das erhöht nicht nur die Lebensdaue­r, sondern sorgt auch für mehr Fahrspaß.
Archivfoto: Marcus Merk Markus Steber von „Alpenrausc­h“in Diedorf rät: Einmal im Jahr sollten die Ski einen profession­ellen Service erhalten. Das erhöht nicht nur die Lebensdaue­r, sondern sorgt auch für mehr Fahrspaß.

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