Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hände weg von der Gartenschere
Tipps Das warme Wetter zu Jahresbeginn ließ viele Pflanzen schon austreiben, jetzt kam der Frost. Was ist zu tun?
Landkreis Augsburg Mitten im Winter haben sich in den vergangenen Wochen manche Parkanlagen und Gärten in der Region in blühende Flächen verwandelt. Aus dem Boden sprießen gelbblütige Winterlinge und leuchtend weiße Schneeglöckchen, im Topf überwinterte Hortensien setzen Knospen an. Doch nach den milden Temperaturen kam der Frost. Was sollen Hobbygärtner jetzt am besten machen?
Hermann Dirr, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Meitingen, kennt die Probleme mit den wechselnden Temperaturen: „Das ist eine heikle Sache. Da gibt es kein Allgemeinrezept.“Er rät, erst einmal abzuwarten, wie sich die Pflanzen in den nächsten Wochen entwickeln. Frühestens im April würde er anfangen, erfrorene Triebe abzuschneiden. „Wenn beispielsweise Obstbäume zu früh geschnitten werden und noch gefroren sind, dann heilen die Wunden viel schlechter“, sagt Dirr.
Dem Baum selbst schade der Frost überhaupt nicht, solange er noch keine Blüten habe. „Schwierig wird es erst, wenn die Blüten durch den Frost eingehen, denn dann kommen keine Bienen mehr und dann gibt es keine Früchte im Sommer“, sagt Dirr.
Die einzige Pflanze, die jetzt schon geschnitten werden könnte, ist laut Dirr der Wein: „Wein ist immer eine der ersten Pflanzen im Jahr, die geschnitten werden.“Allerdings müsste man zwischen Wein an der Hauswand und freistehendem Gewächs unterscheiden. „Wein, der an der Hauswand wächst, hat es logischerweise wärmer. Er könnte jetzt schon geschnitten werden“, so Dirr. Beim freistehenden Wein rät der Experte noch zu Geduld.
Melanie Rutt, Vorsitzende des Vereins für Gartenbau und Landespflege Langweid am Lech, macht sich vor allem Sorgen um die Bienen. „Alle Pflanzen, die jetzt schon ausblühen, fehlen den Bienen im Frühling und Sommer. Das bedeutet für Imker schlechteren Ertrag“, erklärt sie. Auch sie hat festgestellt, dass viele Blumen jetzt schon blühen: „Die Frühblüher, wie beispielsweise Krokusse, sind dieses Jahr gut einen Monat zu früh dran. Sie halten zwar einiges an Frost aus, aber sie fehlen halt dann später im Jahr.“Bei Obstbäumen sieht sie allerdings noch keinen Grund dafür, diese besonders zu schützen, da sie noch nicht ausgetrieben haben. Wenn allerdings die Blüten schon da sind, müssten diese möglichst vor Frost geschützt werden. Kleinere Bäume könnten dann beispielsweise abgedeckt werden.
Horst Schulz vom Gartenbauverein Anhausen ist ein großer Freund von Rosen. Er pflegt sie über den Winter immer in gleicher Weise: „Vor dem Frost habe ich die Rosen etwas zurückgeschnitten und lasse sie jetzt in Ruhe.“Mögliche Triebe, die früh im Jahr bereits kommen, lässt er einfach stehen, sagt er. Zu Beginn der Triebzeit schneide er dann alles Erfrorene weg: „Bei den Rosen sieht man, dass das Holz schwarz wird, wenn es erfriert. Das schneide ich dann ab.“Gegebenenfalls nehme er noch ein Auge mehr weg. Als Augen werden Stellen an den Rosen bezeichnet, an denen Seitentriebe entstehen können.
Bernhard Frey, beim Landratsamt Augsburg zuständig für Gartenbau und Landschaftspflege, hat einen wichtigen Tipp für alle Hobbygärtner: Pflanzen sollten mit einem atmungsaktiven Material, wie einem Vlies oder Tannenreisig, abgedeckt werden. Dabei gehe es weniger um den Schutz vor Kälte als vielmehr ums Abdunkeln. Licht lässt Knospen sprießen. Besonders Edelrosen bräuchten diesen Schutz. Frey: „Bei Dunkelheit bleibt die Rose gelassen.“Er warnt vor der Verwendung von Folie, da diese keine Feuchtigkeit durchlässt. Das Abdecken sei wichtig für alle frostempfindlichen Pflanzen, so der Experte. Einheimische Wildpflanzen kämen alleine ganz gut mit den Temperaturschwankungen zurecht.
Das wechselhafte Wetter ist nach Überzeugung von Frey nichts Neues in unserer Region. „Der Winter geht, der Winter kommt.“Allerdings würden die Schwankungen in den letzten Jahren extremer, daher käme die Vegetation schon durcheinander. Hobbygärtner müssten noch bis Mai mit Nachtfrösten rechnen. Insgesamt müssten sie sich aber keine großen Sorgen machen, beruhigt Frey. Auch wenn Pflanzen mit Knospen jetzt noch mal der Frost erwischen sollte, setzen sie später noch einmal neu an.