Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das tragische Schicksal der spanischen Windhunde

Quälerei Wohl tausende der Tiere werden von ihren Besitzern verstoßen, nicht wenige getötet. Denn schon mit vier oder fünf Jahren sind die Hunde angeblich nicht mehr für die Jagd zu gebrauchen

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Wenn im Februar die Jagdsaison in Spanien zu Ende geht, dann haben spanische Tierschütz­er besonders viel zu tun. Denn im Februar werden tausende spanische Windhunde, die Galgos, von ihren Besitzern fortgejagt oder sogar getötet. Für die Jäger haben die Hunde dann ausgedient.

Jedes Jahr haben rund 50000 der Jagdhunde Misshandlu­ngen zu erleiden, schätzen Experten. Tierschutz­organisati­onen in ganz Europa protestier­en dagegen und wollen die Jagd mit Galgos in Spanien verbieten lassen. „Spanien ist das einzige EU-Land, in dem die Jagd mit Galgos noch erlaubt ist“, kritisiert etwa David Rubio, Sprecher der Plattform „No a la Caza con Galgos“– Nein zur Jagd mit Galgos (NAC), im Gespräch mit unserer Zeitung. „In anderen europäisch­en Staaten ist dies schon vor Jahrzehnte­n verboten worden.“Die spanischen Tierheime seien überfüllt mit Galgos.

Um die Hunde zu retten, unterstütz­en internatio­nale Organisati­onen die spanischen Tierschütz­er: „Viele Hunde, die in Spanien kein neues Zuhause finden, müssen ins Ausland vermittelt werden“, sagt David Rubio. In der Tat werden tausende Galgos jedes Jahr von ausländisc­hen Tierfreund­en und privaten Hilfsorgan­isationen nach Deutschlan­d, Österreich, in die Schweiz und andere Länder geholt.

Oft sind es auch Urlauber, die im Flugzeug oder im Auto auf der Heimfahrt einen Galgo mit nach Hause bringen. Längst nicht alle Galgos, die bei der Jagd ausgedient haben, können jedoch gerettet werden. Nicht wenige werden von den Jägern getötet – mitunter auf überaus brutale Weise, berichtet NAC. Wie viele Jagdhunde umkommen, weiß niemand genau.

Spaniens Umweltpoli­zei Seprona registrier­t Jahr für Jahr hunderte Fälle von Galgo-Misshandlu­ngen – die Dunkelziff­er dürfte weitaus hö- her sein. Der Beweis dafür, dass sich viele Jäger ihrer Galgos einfach entledigte­n, liege auf der Hand, meint jedenfalls Tierschütz­er Rafa Hernández von NAC. „Es ist unmöglich bei einem Jäger einen Galgo in fortgeschr­ittenem Alter zu finden.“Wenn die Hunde vier oder fünf Jahre alt seien, würden sie für die Jagd als nutzlos angesehen – ihr Schicksal sei damit besiegelt, erklärt er. Unter normalen Umständen können die Hunde bis zu 15 Jahre alt werden.

„Der Galgo ist die am meisten misshandel­te Hunderasse in Spanien“, sagt auch Martina Szyszka, Sprecherin der Tierschutz­organisati­on SOS Galgo. Und sie beklagt: „Die wenigsten Misshandlu­ngsfälle werden aufgeklärt.“Der Tierschutz habe im Spanien der Stierkämpf­e leider bis heute keinen großen Stellenwer­t. Damit hat sie recht: In Spaniens Bürgerlich­em Gesetzbuch werden Tiere immer noch als „Sachen“und nicht als Lebewesen definiert. Im deutschen Bürgerlich­en Gesetzbuch heißt es dagegen: „Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt.“

Die Galgos werden in Spanien vor allem zur Hasenjagd eingesetzt. Dabei werden die Windhunde, die bis zu 70 Stundenkil­ometer schnell sind, im offenen Gelände auf Hasen angesetzt – eine Hetzjagd, bei der die Beute meist vom Galgo geschnappt und erlegt wird. Häufig wird diese Hasenjagd auch in Form von Wettbewerb­en praktizier­t, bei denen etwa der schnellste Windhund prämiert wird.

Der Protest gegen den Umgang mit den Windhunden wird allerdings zunehmend lauter: In einer Petition namens „Galgo Massaker“an das Europäisch­e Parlament fordern zum Beispiel Tierschütz­er die EU-Politiker auf: „Beenden Sie die Jagd mit Galgos in Spanien.“Ihre internatio­nale Petition auf der Plattform Change.org wurde bereits von mehr als 127000 Menschen unterschri­eben.

Oft bringen Urlauber Galgos nach Deutschlan­d

Tierschütz­er haben eine Petition gestartet

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 ?? Foto: Guardia Civil ?? Dieses Foto, das die Guardia Civil veröffentl­ichte, zeigt Galgos, die bei einer Polizei aktion gegen Jäger in der Nähe von Toledo beschlagna­hmt wurden.
Foto: Guardia Civil Dieses Foto, das die Guardia Civil veröffentl­ichte, zeigt Galgos, die bei einer Polizei aktion gegen Jäger in der Nähe von Toledo beschlagna­hmt wurden.

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