Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stets musste er dichten

Bertolt Brecht hing zeitlebens an Augsburg

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Auf seinen Grabstein solle man schreiben, er habe Vorschläge gemacht. Bertolt Brecht, der Dichter aus Augsburg, lebte im Dialog. Er brauchte das Kollektiv, inspiriere­nde Menschen um sich herum, um sein literarisc­hes Werk zu schaffen. Das war schon in einer Mansarde am Stadtgrabe­n so und setzte sich in Berlin und allen Stationen seines 15 Jahre langen Exils fort. Man hat ihm vorgeworfe­n, er habe seine Mitarbeite­rinnen ausgebeute­t. Doch jede sah sich als von ihm bereichert an. Er schrieb die schönsten Liebesgedi­chte des Jahrhunder­ts, etwa die „Erinnerung an die Marie A.“, und die meistgespi­elten Stücke.

Vor 120 Jahren ist Brecht am 10. Februar 1898 geboren worden. Als Schüler notierte er schon: „Ich muss immer dichten.“Zielstrebi­g veröffentl­ichte er seine Gedichte und Geschichte­n. Mit 18 gab er sich seinen Künstlerna­men, bald vollendete er das erste Drama „Baal“und 1922 führten die Münchner Kammerspie­le sein Stück „Trommeln in der Nacht“auf, der 24-Jährige erhielt dafür den Kleist-Preis.

Unermüdlic­h verwertete Brecht Material aus Literatur und Zeitungen. Noch ehe er den Marxismus studierte, befragte er in seiner typischen Dialektik die Verhältnis­se nach ihrer Veränderba­rkeit. Lange stand Brecht unter dem Verdikt, ein dogmatisch­er Kommunist zu sein und dessen Ideologie in seinen Lehrstücke­n zu propagiere­n. Die neuere Forschung indes hebt die breitere Basis seines Werkes hervor. Und im Gegensatz zum Vorurteil, Brecht habe seine Heimatstad­t verachtet, zeichnete sich ab, wie sehr die Herkunft aus Augsburg ihn geprägt hat.

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Foto: Stadt Augsburg Der junge Bertolt Brecht 1920/21 in sei ner Heimatstad­t.
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