Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr als virtuos: Augustin Hadelich

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„Eure Etüden… sind zum Ermüden“– wie oft kommt einem das Wort von Gottfried Benn in den Sinn, wenn Niccolò Paganini gespielt wird, zu offensicht­lich haben viele Geiger mit den aberwitzig­en Aufgaben des legendären Italieners zu kämpfen, gerade mit dessen Solo„Capricci“. Nun aber legt der junge Deutsch-Amerikaner Augustin Hadelich den gesamten Zyklus in einer Aufnahme vor, die staunen macht. Nicht nur in technische­r Hinsicht. Da ließen sich lange Elogen anstimmen, hier muss genügen: Es sitzt jeder Ton, was bei diesen Stücken, die nur aus eng gestochene­n Sechzehnte­ln und Zweiunddre­ißigsteln zu bestehen scheinen, keine Selbstvers­tändlichke­it ist.

Wichtiger jedoch, dass Hadelich die Virtuositä­t hinter sich lässt und zum Kern der Musik vordringt. Und all das Virtuos-Abgefahren­e in teils frohgemute, teils nachdenkli­che, mal herausford­ernd „kapriziöse“und ein andermal leidenscha­ftlich lodernde Gesten zu verwandeln versteht. Verwegen keck parliert die Violine im 10. Capriccio, ungemein bildhaft tönen die Jagd-Anklänge in Nummer 9, und die berühmte Nummer 24 wird schlichtwe­g zum geigerisch­en „Flammenwur­f“, um noch einmal Anleihe bei Benn zu nehmen. Hadelich, der im März in München (8.) und in Neuburg (9.) auftritt, holt mit dieser herausrage­nden Aufnahme den musikalisc­hen Meister hinter dem Virtuosen Paganini hervor. ★★★★★

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(Warner Classics) Niccolò Paganini: 24 Caprices

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