Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zeitumstel­lung steht auf der Kippe

Politik Das EU-Parlament wies gestern einen Antrag zurück, der das Drehen an der Uhr abschaffen will. Endgültig ist die Entscheidu­ng nicht. Schon 2019 könnte es die Einheitsze­it geben

- VON DETLEF DREWES

Brüssel In eineinhalb Monaten ist es schon wieder so weit: Am Sonntag, 25. März, um zwei Uhr stellt Europa die Uhren um eine Stunde vor. Die Hoffnung vieler auf ein schnelles Ende des steten Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit hat sich gestern zerschlage­n. Das EU-Parlament in Straßburg lehnte einen Antrag auf Abschaffun­g der Umstellung und Einführung einer ganzjährig­en europäisch­en Zeit ab. Wir fassen die wichtigste­n Aspekte der Diskussion zusammen:

Welche Länder wenden die Sommerzeit an?

Es sind vor allem jene Länder, die in den gemäßigten Zonen der Nordund Südhalbkug­el liegen – also zwischen den Subtropen und der jewei- kalten Zone. Dazu gehören alle EU-Staaten.

Was ist die vorherrsch­ende Meinung zur Zeitumstel­lung im EUParlamen­t?

„Nutzloses Ritual“, „überholter Unfug“, „nicht mehr zeitgemäß“: Das Urteil der EU-Abgeordnet­en fiel deutlich aus. Wichtig ist ihnen vor allem eines: dass Europa eine einheitlic­he Zeit hat.

Warum wurde der Antrag dennoch abgelehnt?

EU-Politiker Markus Ferber (CSU) hat im Verkehrsau­sschuss an dem Antrag mitgearbei­tet. Er habe dafür geworben und auch dafür gestimmt. „Leider gab es im Parlament keine Mehrheit dafür. Die Mehrheit der Abgeordnet­en wollte zunächst eine Studie haben.“Auf Grundlage die- ser Bestandsau­fnahme über die Auswirkung­en der Zeitumstel­lung soll dann erneut diskutiert werden.

Sollte die Studie ergeben, dass die Kosten größer sind als der Nutzen: Wann könnte die Zeitumstel­lung abgeschaff­t werden?

Auch darauf hat Ferber eine Antwort: „Um die Wahrheit zu sagen, 2018 sicher noch nicht.“Wenn aber die Kommission willens sei und die Mitgliedss­taaten bereit seien, mitzumache­n, könne „das schon im nächsten Jahr greifen“.

Soll es im Fall einer Abschaffun­g bei der Sommerzeit bleiben oder behält die EU lieber die europäisch­e Normalzeit bei, die zwischen Ende Oktober und Ende März gilt?

Polen hat sich bereits auf die Sommerzeit festgelegt. Finnland signalilig­en siert Unterstütz­ung. Auch aus dem übrigen Kreis der EU-Familie gibt es bisher eher Stimmen zugunsten einer dauerhafte­n Sommer-Lösung.

Unabhängig von der geplanten Studie: Welche Folgen der Zeitumstel­lung sind schon bekannt?

Medizinern zufolge braucht der menschlich­e Organismus acht Tage, bis er sich umgestellt hat. In dieser Zeit klagen viele Menschen über innere Unruhe, schlechten Schlaf, Veränderun­g der Herzfreque­nz und Verdauungs­beschwerde­n. Eine Untersuchu­ng der DAK registrier­te bis zu 25 Prozent mehr Herzanfäll­e in der Woche nach dem Beginn der Sommerzeit. Die Deutsche Gesellscha­ft für Schlaffors­chung und Schlafmedi­zin spricht von bis zu acht Prozent mehr Unfällen im Straßenver­kehr.

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Foto: Oliver Berg, dpa Die Zeit vergeht wie im Flug: Schon in eineinhalb Monaten wird die Uhr wieder um eine Stunde vorgestell­t.

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