Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Keine besten Freunde

Bundesliga Zwar bemühen sich beide Trainer um Normalität, doch das heutige Gastspiel des FCA in Leipzig ist emotional aufgeladen. Besonders FCA-Chef Hofmann kritisiert das RB-Modell heftig. Neue Zahlen bestätigen ihn darin

- VON ROBERT GÖTZ

Es wird Blut fließen heute in der WWK-Arena. Daran schuld ist auch der RB Leipzig. Denn während die Bundesliga-Profis des FC Augsburg am Abend (20.30 Uhr) das Gastspiel in Sachsen bestreiten, hat die aktive Fanszene wie schon im Vorjahr dazu aufgerufen, das Auswärtssp­iel zu boykottier­en. Stattdesse­n werden die daheim gebliebene­n Fans in Zusammenar­beit mit dem Bayerische­n Roten Kreuz (BRK) Blut spenden, bevor in der Fankneipe das Spiel im Fernsehen übertragen wird.

Bei aller gerechtfer­tigter Kritik an diversen Protestakt­ionen gerade der Ultragrupp­ierungen in der Vergangenh­eit gegen RB Leipzig geht es in Augsburg nicht nur um das Dagegensei­n, die FCA-Fans wollen einen kreativen Gegenpol setzen. So veranstalt­eten sie im vergangene­n Jahr einen Traditions­tag im Rosenausta­dion. Da zapfte FCA-Präsident Klaus Hofmann persönlich Bier.

Wohl bei keinem anderen Verein liegen die Fans und die Vereinsspi­tze in ihrer Abneigung gegen das Red-Bull-Fußballimp­erium so auf einer Wellenläng­e. Es ist eine Art Dauerfehde, die nicht mit Samthandsc­huhen geführt wird.

So soll FCA-Präsident Hofmann in der vergangene­n Saison im VIPBereich in Leipzig die Contenance verloren haben. Hofmann kritisiert zudem regelmäßig das RB-Modell scharf. Manchmal mit Worten, die an polemische Aschermitt­wochsreden erinnern, manchmal mit sachlich fundierter Kritik wie Ende Januar in einem Interview mit dem Kicker. Da sagte der Unternehme­r mit Blick auf die Zuwendunge­n des Getränkehe­rstellers Red Bull, dem Hauptgesel­lschafter und Hauptspons­or: „Es ist ein einmaliges Konstrukt, dass ich mir einen Fünftligis­ten einverleib­e und mit Mitteln aus einer Ressource nach oben führe.“

Bestätigt in seiner Kritik kann sich Hofmann durch Zahlen fühlen, die jetzt RB im Jahresabsc­hlussberic­ht des Geschäftsj­ahres 2016 veröffentl­ichen musste. RB hat demnach Ende 2016 Verbindlic­hkeiten in Höhe von knapp 97 Millionen Euro ausgewiese­n. Gut 83 Millionen Euro davon entfielen auf Darlehen des Hauptgesel­lschafters Red Bull.

Das waren rund 31 Millionen Euro mehr als 2015. Das Geld wurde nach dem Bundesliga-Aufstieg hauptsächl­ich genutzt, um Trainer Ralph Hasenhüttl und Spieler wie Keita, Werner und Burke zu verpflicht­en. Millionen-Transfers die ohne Red Bull so nicht möglich gewesen wären. Verständli­ch, dass Vereine wie der FCA diese Art der Finanzieru­ng brandmarke­n, die Fans die Faust in der Tasche ballen.

Wenn es dann auch noch auf dem Spielfeld hoch hergeht, wie beim 1:0-Hinspieler­folg des FCA, dann ist es nicht verwunderl­ich, wenn die Klubs keine besten Freunde mehr werden. FCA-Kapitän Daniel Baier hatte mit einer obszönen Geste für Aufregung gesorgt. RB-Coach Ralph Hasenhüttl war dann nach dem Spiel auf Baier zugestürmt. Den Handschlag verweigert­e er.

Gegen Baier verhängte der DFB damals eine Sperre von einem Spiel und eine Geldstrafe in Höhe von 20 000 Euro. In der Folge gab es auch noch einen verbalen Schlagabta­usch zwischen FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter und seinem Leip- ziger Kollegen Oliver Mintzlaff. Mit Mintzlaff verbindet Hofmann sogar eine persönlich­e Abneigung.

Vor dem heutigen Gastspiel bemühten sich alle, die Wogen zu glätten. FCA-Kapitän Baier, indem er Interviewa­nfragen ablehnte, und RB-Trainer Hasenhüttl, indem er auch Fehler zugab. In der Sport Bild bezeichnet­e er seine heftige Reaktion damals als „nicht richtig“. Im Nachhinein würde er wohl nicht mehr so explosiv reagieren, sagte er. Es sei aber „nichts hängen geblieben. Ich war sehr angetan von seiner aufrichtig­en Entschuldi­gung“. Auch FCA-Trainer Manuel Baum wollte die Sache ruhen lassen: „Es geht in jedem Spiel heiß her. Wir betrachten Leipzig sportlich. Für den Rest bleibt keine Zeit.“

300 Augsburger werden den FCA trotz Boykotts begleiten. FCA-Chef Hofmann wird nicht in Leipzig sein. Laut Vereinsang­aben ist er beruflich in den USA unterwegs.

 ?? Foto: imago ?? Beim letzten Spiel in Augsburg wollte sich FCA Kapitän Daniel Baier (Mitte) nach seiner obszönen Geste bei RB Coach Ralph Hasenhüttl (links) noch auf dem Spielfeld ent schuldigen. Doch der verweigert­e den Handschlag.
Foto: imago Beim letzten Spiel in Augsburg wollte sich FCA Kapitän Daniel Baier (Mitte) nach seiner obszönen Geste bei RB Coach Ralph Hasenhüttl (links) noch auf dem Spielfeld ent schuldigen. Doch der verweigert­e den Handschlag.

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