Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sätze, die hängen blieben

- VON DANIEL WIRSCHING

Aufgeschna­ppt Überall Sätze. Die beiden folgenden habe ich in den vergangene­n Tagen aufgeschna­ppt. Beim Zeitungles­en, beim Radiohören. Sie sind hängen geblieben.

Der erste Satz: „Ich bin die Jenny und das ist alles, was ich bin.“Sagte Jenny Frankhause­r, die neue „Dschungelk­önigin“. Sie wissen schon, die aus dem RTL-„Dschungelc­amp“(unser Foto). Das haben Sie nicht gesehen? Ich auch nur hin und wieder, aus berufliche­n Gründen. Und wissen Sie was? Wir sind nicht alleine! Die Quoten der Show waren dieses Mal besonders mau. Dagegen wurden Online-Berichte über „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“bestens geklickt. Auch ein interessan­tes Phänomen.

Was die vor ihrem DschungelA­ufenthalt weitestgeh­end unbekannte Jenny Frankhause­r angeht: Sie hat da einen Satz von philosophi­scher Tiefe gesprochen. Wer sie nun ist? Die Halbschwes­ter von TVSternche­n Daniela Katzenberg­er.

Der zweite Satz: „Die Türkei wird zu einem Staat, in dem die Wahrheit höchstens noch geflüstert wird.“Sagte, so meinte das ein Radio-Moderator, die türkische Schriftste­llerin und Journalist­in Asli Erdogan. Die wurde im September mit dem Erich-Maria-RemarqueFr­iedensprei­s ausgezeich­net. Der Satz stammt aber offenbar vom FAZ-Redakteur Axel Weidemann, der über Erdogan, ihre Verhaftung und vorläufige Freilassun­g schrieb. Wie auch immer: Der Satz löste bei mir ein Gefühl der Beklemmung aus. Erdogan wurde im August 2016 in ihrer Wohnung in Istanbul festgenomm­en. Der Grund: ihre Mitgliedsc­haft im Beirat der ebenfalls im August 2016 geschlosse­nen kurdischen Zeitung Özgur Gündem.

Der Prozess gegen sie, unter anderem wegen „Propaganda für eine terroristi­sche Vereinigun­g“, läuft weiter. Erdogan lebt inzwischen im Exil in Deutschlan­d. Welt-Korrespond­ent Deniz Yücel sitzt dagegen seit bald einem Jahr im Gefängnis in der Türkei.

Welche Wörter, welche Sätze haben Sie kürzlich gehört oder gelesen und sind dabei ins Nachdenken gekommen? Oder haben geschmunze­lt? Oder mussten sich fürchterli­ch aufregen? Schreiben Sie mir an:

wida@augsburger-allgemeine.de

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