Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Von Detektiven und „gscherten Schof“
Pfarrfasching In Westendorf bieten rund 100 Akteure ein vierstündiges Programm. Bei den drei Aufführungen wird das Dorfleben ordentlich auf die Schippe genommen. Auch die Pfarrer werden nicht verschont
Westendorf Ein vierstündiges Programm, rund 100 Akteure aller Altersstufen und drei Aufführungstermine – das ist beim Pfarrfasching in Westendorf geboten. Für das unterhaltsame Programm auf der Bühne sorgen Aktive aus Kühlenthal, Ostendorf, Waltershofen und Westendorf. Mit ihren 86 Jahren ist dabei Genoveva Spann, die von allen liebevoll „Vev“genannt wird, die älteste Akteurin.
Für einen schwungvollen Auftakt sorgten die Kinder und Jugendtanz gruppen aus Kühlenthal. Am Freitag traten die Powermagics, am Samstag die erfolgreichen Jugendlichen Dance Explosion und am Sonntagnachmittag die jüngsten Künstler des Wochenendes – die Freddys und Die wilden Hoppis – auf. Im Anschluss folgte eine große Herde: Die Ministranten von St. Georg standen als Gscherte Schof auf der Büh- ne und ließen die Geschehnisse des vergangenen Jahres auf witzige Weise Revue passieren. Ganz ohne Worte kam dagegen die Gymnastik gruppe aus Ostendorf aus, als sie den „Rock’n’Roll im Altersheim“– ein Rollator-Tänzchen der besonderen Art – auf die Bühne brachte. Der Kirchenchor befand sich heuer im „Hochzeitsfieber“. Ein bunter Melodienstrauß und hervorragende Solosänger ließen die Zuschauer -begeistert mitklatschen und -singen.
Brigitte und Bettina Ziegler von der Feuerwehr Waltershofen ließen die Besucher des Pfarrfaschings an ihren „nicht ganz andächtigen Gedanken“während des Gottesdienstes teilhaben. Ganz im Kontrast dazu bot der VfL eine Tanzeinlage bei Schwarzlicht. Mit Gymnastikbällen, Schlagzeugsticks und ihren Kostümen zauberten die Damen Choreografie mit außergewöhnlichen Effekten.
Eine Darbietung, die nicht fehlen darf, sind alljährlich die der Rat schweiber, alias Inge Ihle, Georgia Kapfer, Maria Wiedemann und Genoveva Spann. Seit dem ersten Pfarrfasching sind die Ratschweiber mit dabei und berichten mit viel Witz vom Dorfgeschehen. Im Anschluss daran spielten Daniela und Bruno Cartaggine vom Verein Bun ker zwei Sketche vor, unter anderem „Palim Palim“von Didi Hallervorden mit perfekter Mimik.
Der Katholische Frauenbund klagte zur Melodie von „Felicità“, die „Schicksalsmelodie der Frau“, über Cellulite. Dabei standen die Damen in Leggings und Sportbekleidung auf der Bühne. Dafür gab es immer wieder Zwischenapplaus.
Die Heimatbühne Westendorf bot bei ihrem Sketch „Locus Amoenus“ oder „Der liebliche Ort – eine soziologische Untersuchung auf dem öffentlichen Klo“Einblicke in die Arbeit einer Toilettenfrau. Dabei standen die routinierten Theaterspielerinnen Claudia Wagner und Georgia Kapfer auf der Bühne.
Mit der Akte 2017 – einem lupenreinen Rückblick aus der Pfarreidetektei – schweiften die Schwestern Elisabeth, Maria und Franziska Zwer ger aus Waltershofen ins vergangene Jahr, das für die Pfarrei einige große Themen zu bieten hatte. Das Trio bietet alljährlich einen ganz besonderen Programmpunkt, da alle Texte selbst geschrieben sind. Obendrauf gibt es Lieder, und die Handlung ist in einem Rahmen eingebettet.
In ihrer Darbietung nahmen die drei Themen aus dem Pfarreileben aufs Korn. Dabei durfte die Akte „Pfarrerwechsel und Pfarreiengeeine meinschaft“natürlich nicht fehlen. Darunter wieder einmal als verpackter Running Gag die von Pfarrer Andreas Jall vergessene Speisenweihe zu Ostern 2015.
Den musikalischen Rahmen gestaltete der Musikverein Westendorf an allen drei Tagen des Pfarrfaschings – wofür sich Moderator Wolfgang Schulz und Marion Pröll in ihren Ansprachen bedankten.
Pfarrer Norman D’Souza, der den Pfarrfasching heuer zum ersten Mal mitgefeiert hatte, kam zu folgendem Fazit: „Bleiben Sie fröhlich und froh, so wie heute Abend, geben sie das weiter, das ist Fasching, so pflegt man Gemeinschaft. Ich freue mich, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein.“
Organisiert wurde der Pfarrfasching von der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Marion Pröll und ihrem Team.