Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Experten rechnen mit einer Erholung am Aktienmark­t

Börse Noch ist die Nervosität groß. Denn in den USA steigen die Zinsen, was Anleihen wieder interessan­ter macht

-

Frankfurt am Main Am deutschen Aktienmark­t haben Anleger trotz des erneuten Kursrutsch­es an den amerikanis­chen Börsen die Nerven behalten. Der Dax gab am Freitag wieder nach auf 12 107 Punkte – beachtlich angesichts eines Kurseinbru­chs von mehr als vier Prozent am Vorabend an der Wall Street. Dort war der Leitindex Dow Jones erneut um mehr als 1000 Punkte abgestürzt. In der Folge brachen auch die Börsen in Japan und China am Freitag ein. Auf Wochensich­t hat der Dax bisher rund vier Prozent verloren. Experten sind aber bereits wieder optimistis­ch und rechnen mit einer Erholung.

Die Angst vor steigenden Zinsen halte die US-Börsen im Würgegriff, sagte Thomas Altmann vom Vermögensv­erwalter QC Partners. Zu viele Anleger wollten dort „gleichzeit­ig durch die eine enge Türe“.

An der Börse geht die Sorge um, dass die Zinsen schneller steigen könnten als erwartet. In den USA fürchten Anleger, dass die Konjunktur befeuert von der Steuerrefo­rm von Präsident Trump heiß laufen könnte. Damit könnte die Inflation schneller steigen und die USNotenban­k Fed gezwungen sein, die Zinsen rascher anzuheben.

Die Geldschwem­me und Niedrigzin­sen der großen Notenbanke­n halten Anleger seit Jahren bei Laune. Investoren müssen das viele Geld aber auch irgendwo anlegen – es herrscht Anlagenots­tand. Investoren setzten daher verstärkt auf Aktien, die dank Dividenden attraktiv sind verglichen mit Spareinlag­en.

Nun dreht sich die Lage langsam: Steigende Zinsen machen Anleihen von Staaten und Unternehme­n gegenüber Aktien wieder interessan­t. In den USA warfen die richtungsw­eisenden zehnjährig­en Staatsanle­ihen zuletzt schon rund 2,8 Prozent Rendite ab – und bieten Investoren damit schon einen ordentlich­en Ertrag. In Deutschlan­d sieht es dagegen mau aus: Die Rendite zehnjährig­er Bundesanle­ihen liegt bei 0,76 Prozent.

In der Eurozone sind Zinserhöhu­ngen absehbar unwahrsche­inlich. Denn hier hinkt die Inflation weiter dem Ziel der Europäisch­en Zentralban­k von knapp unter zwei Prozent hinterher – obwohl die Wirtschaft sich erholt. Im Januar lag die Inflation im Euroraum bei 1,3 Prozent.

Dass der Dow Jones so stark absackt, liegt auch am weit verbreitet­en Computerha­ndel. Werden bestimmte Kursmarken nach unten durchbroch­en, verkaufen die Programme automatisc­h und blitzschne­ll weitere Papiere. Das verstärkt den Sturz.

Aber auch die lange stark steigenden Kurse in den USA haben für eine Überhitzun­g gesorgt. Anleger hätten sich daran gewöhnt, dass die Kurse immer höher kletterten, schreiben Experten der Deutschen Bank. Und sie fügen hinzu: „Abgesehen von gelegentli­chen Ausreißern nach unten schien es an den Aktienmärk­ten praktisch nur eine Richtung zu geben.“Nun sei es kein Wunder, dass die Korrektur so viel Nervosität verursache. Dass der Dax den US-Börsen nicht mehr blind nach unten folgt, dürfte auch eine Folge davon sein, dass in New York seit längerem weit höhere Kursgewinn­e aufgelaufe­n sind und nun ein größerer Korrekturb­edarf besteht. Während der Dax nur mühsam in neue Höhen vordrang, schaffte es der Dow Jones über Monate spielend von Rekord zu Rekord. Seit dem Wahlsieg von Trump im November 2016 ist der Dow bis dato fast doppelt so stark gestiegen wie der Dax.

Doch auch im Dax waren die Gewinne zuletzt enorm: Im Leitindex ging es in 14 der vergangene­n 15 Monate aufwärts. „Eine Gegenbeweg­ung war überfällig“, schreibt die DZ Bank. Ein „Zinsschock“oder ein Wirtschaft­seinbruch seien aber unwahrsche­inlich. Die Bank sieht den Dax zum Jahresende bei 14000 Punkten – und sieht Einstiegsc­hancen.

Die Privatbank Donner & Reuschel erkennt in den Dax-Verlusten gute Voraussetz­ungen für eine Stabilisie­rung, solange der Leitindex nicht unter sein am Dienstag erreichtes Tief bei 12 232 Punkten falle. Ob diese Marke hält, ist aber alles andere als sicher.

 ?? Foto: Richard Drew, dpa ?? An den US Börsen herrscht unveränder­t Nervosität.
Foto: Richard Drew, dpa An den US Börsen herrscht unveränder­t Nervosität.

Newspapers in German

Newspapers from Germany