Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gutes tun im FCA Stadion

Fans Statt ihre Mannschaft in Leipzig zu unterstütz­en, organisier­t die aktive Anhängersc­haft des FC Augsburg eine Blutspende in der Arena. Wie die Aktion und der Boykott beurteilt werden

- VON JOHANNES GRAF

Den Weg ins Stadion kennen die Fans des FC Augsburg bestens. In den Heimspiele­n unterstütz­en sie die Bundesliga­profis, leiden nach Niederlage­n und feiern nach Siegen mit ihnen. Am Freitagnac­hmittag rückt weit Wichtigere­s als Fußball in den Vordergrun­d, als die FCAAnhänge­r ihr Stadion aufsuchen. Es geht um eine Blutspende, die im Ernstfall Leben retten kann. Die AG Soziales, ein Zusammensc­hluss der aktiven Augsburger Fanszene, hat die Aktion gemeinsam mit dem Bayerische­n Roten Kreuz (BRK) organisier­t.

Einer der Spender ist Christian Korte, einst saß er im Aufsichtsr­at, inzwischen ist er als Ehrenratsm­itglied tätig. Von der Aktion der Fanszene zeigt er sich begeistert. Nach der Arbeit ist er sofort in die Arena gefahren, erzählt Korte. Er lobt allgemein das Engagement der aktiven Fans, deren Kern die sogenannte­n Ultras bilden. „Ich unterstütz­e das absolut. Die Ultras machen das aus innerer Überzeugun­g heraus“, betont Korte.

Nicht nur in Augsburg engagiert sich der harte Fankern, eine AG Soziales existiert unter anderem auch bei Zweitligis­t Union Berlin. Die Augsburger AG und deren Organisato­ren wollen sich zu ihren Beweggründ­en nicht äußern. Bei ihrer Gründung im September vergangene­n Jahres schrieben sie in einem Flyer: „Ziel ist es, allen FCA-Fans mit sozialen Ideen, karitative­m Engagement und materielle­n Möglichkei­ten als Anlaufpunk­t zu dienen.“

Das Ergebnis der Blutspende­aktion kann sich sehen lassen, die BRKTeamlei­tung zeigt sich zufrieden. Rund hundert Menschen lassen sich „anzapfen“, vorwiegend sind sie jung und spenden zum ersten Mal. Überrascht zeigt sich das BRK nicht von der ansprechen­den Resonanz. Begründung: Zu solchen Aktionen kommen viele Leute, die normalerwe­ise nicht kommen. Diese Erfahrung machte das BRK auch im August des vergangene­n Jahres, als es mit den Augsburger Panthern im VIP-Bereich des Curt-Frenzel-Stadions zum Blutspende­n einlud.

Die Aktion der AG Soziales bildete ein Alternativ­programm zur Auswärtsfa­hrt nach Leipzig. Das RedBull-Konstrukt wird in Augsburg kritisch gesehen. FCA-Präsident Klaus Hofmann würde den Leipzigern gerne die Bundesliga­lizenz entziehen, die aktive Fanszene boykottier­te die Fahrt nach Leipzig, um ihrer Abneigung Ausdruck zu verleihen. Blutspende­r Andre Dittrich betrachtet das Fehlen von Teilen der Fans „gemischt“, wie er sagt. Der 42-Jährige besitzt eine Dauerkarte im N-Block. Er findet es wichtig, dem DFB zu zeigen, dass man gegen das Leipziger Vereinsmod­ell ist. „Aber der Mannschaft fehlt die Unterstütz­ung“, sagt Dittrich.

FCA-Spieler und Trainer Manuel Baum äußerten im Vorfeld, sie hätten sich über mehr Augsburger Begleitung nach Leipzig gefreut. Rund 300 Anhänger waren am Freitag dabei, schlossen sich dem Boykott nicht an. Für Ralph Prillwitz, im M-Block zu Hause, prinzipiel­l kein Problem. „Für mich sind das keine Verräter“, sagt der 50-jährige Erstspende­r. „Es müssen sich nicht alle Fans so verhalten“, begründet er. Im Boykott sieht er ungeachtet dessen ein probates Mittel, um „nachhaltig zu protestier­en“.

Ähnlich beurteilt O-Blocker Bernhard Molle das Fernbleibe­n einiger Fans. Ein Zeichen gegen RB zu setzen, sei nicht verkehrt. „Zur Regel sollte das aber nicht werden“, schiebt er hinterher. Molle stört sich nicht nur am Leipziger Konstrukt, ihn ärgern auch andere Entwicklun­gen. Ein Montagsspi­el in Dortmund mache keinen Sinn, nennt er beispielha­ft. Sein Fazit: „Der DFB legt keinen Wert auf Fans im Stadion.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Spendete in der Augsburger Arena Blut: Ehrenratsm­itglied Christian Korte schloss sich der Aktion der aktiven Fanszene an.

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