Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So klingt Heimat
Kultur Erinnern Sie sich noch an den Augsburg-Song „Ja woisch“? Auch anderen Orten der Region haben Musiker klingende Liebeserklärungen geschrieben. Meistens ist viel Augenzwinkern mit dabei
Region Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn im voll besetzten Stadium von den Zuschauern eine Nationalhymne angestimmt wird. Voller Glanz und Gloria, so muss eine Hymne klingen – oder? Herbert Deininger, Leiter des Friedberger Kammerchores, sagt: „Nationalhymnen müssen wuchtig sein, sie müssen schließlich die Größe des Landes widerspiegeln.“Das sei bei lokalen Hymnen nicht nötig. Ihm zum Beispiel gefalle am besten der Friedberg-Song der (inzwischen aufgelösten) Band „Wo is’ Kai!“. Denn: „Er ist eine Liebeserklärung an Friedberg, aber immer mit einem Augenzwinkern.“Lokale Hymnen gibt es immer mehr, sei es für Friedberg, Augsburg oder auch Diedorf.
In dem Text von „Wo is’ Kai!“wird auf rockige Art die schöne Heimat besungen: „Friedberg beflügelt und Friedberg lebt hoch. Überm Lechtal, wenn du da stehst, was brauchst du noch?“Doch es finden sich auch Passagen zum Schmunzeln: „Über Schloss Neuschwanstein lacht täglich der Sonnenschein, übers Schloss in Friedberg die ganze Welt.“Solchen Zeilen fehle das Pathos von „Einigkeit und Recht und Freiheit“, merkt Chorleiter Deininger an. Sie seien ein ehrliches Lob auf die eigene Stadt und bestächen durch Witz und flotte Melodien.
Lieder mit lokalem Bezug unterscheiden sich in beinahe jeder Hinsicht. So können die Friedberger auch im Advent ihre Heimat besingen: Stefan Immler, Musiklehrer am Gymnasium Friedberg, lässt in dem 2017 komponierten Lied „Friedberger Weihnacht“einen Engel an Kirche und Möbelhaus vorbeifliegen: „Über Friedbergs schneebedeckte Dächer, da fliegt ein Engel vom Heiligen Land, schwebt zu Jakobs hoher roter Kirche, und sieht die Menschen der friedlichen Stadt ...“
Der ehemalige Klarinettist im Deutschen Sinfonieorchester, Peter Heubeck, hat einen anderen Weg eingeschlagen. Sein Marsch „Unser Diedorf“ist rein instrumental. Das Stück, das keineswegs nach Strammstehen und Gleichschritt klingt, sondern melodiös überzeugt, kommt sehr gut bei den Diedorfern an. „Mir war es wichtig, etwas zu schreiben, das einen tieferen Sinn hat und das Zusammenwirken in der Gemeinde fördert“, erklärt er. Offensichtlich war Heubeck erfolgreich: Die handgeschriebene und verzierte Partitur hat im Rathaus ei- nen Ehrenplatz erhalten und der Marsch wird von allen Seiten gelobt.
Ganz anders hat 2011 der Song der Stoinernen Männer Bekanntheit erlangt: „Ja woisch“lief über den Online-Kanal Youtube und bescherte den drei Musikern sogar den Medienpreis der Stadt Augsburg 2012. In der liebevollen Persiflage auf die Stadt und ihre Bewohner lassen sie sich als Stoinerne Männer verkleidet filmen, in Anlehnung an den Bäckermeister, dessen Statue ein Wahrzeichen der Stadt ist. Die Figur an der Stadtmauer hatte sich wohl selten zuvor so hoher Beliebt- heit erfreut. „Woisch, a Bier hilft geger der Durscht. Wenn du koins mogsch, is’s mer wurscht. Du ned rum, da brauchsch ned so plerra, wirsch scho no was werra“, reimte das Trio in bestem „Augschburgerisch“. Feste Regeln für lokale Hymnen gibt es also nicht, Kreativität ist das höchste Gebot. Das Ergebnis muss den Einwohnern gefallen: Sie sind die einzige Zielgruppe.
Der Augsburger Wolfgang Baur hat mit „Meine Stadt – Augsburg“ebenfalls ein Loblied auf seine Stadt verfasst, das er selbst „Augsburger Nationalhymne“nennt. Derzeit sucht er noch nach einer passenden Produktionsmöglichkeit. Weniger ist für ihn mehr, er verzichtet auf zu viel Text. In dieser Hinsicht ist sein Werk das Gegenteil zu „Augsburg, Stadt und Land - Der Song von Allen“, den hitradio.rt1 mit der Band „Frieder Kommt“geschaffen hat. Das Team fragte dafür die Hörer, was ihnen zu ihrer Stadt in den Sinn kommt, und formte aus den Antworten die entsprechend wortreichen Strophen. „FCA, AEV, Firnhaberund Rosenau, Sieg und Aufstieg, Pfusch beim Stadionbau, Bau-, Bau-, Baustelle, Schilderwald überall, Stadt, die so manche Falte hat“, heißt es da unter anderem. Und im Refrain: „Das ist Augsburg, ein bisschen Lummerland, wir sind Augsburg, die Stadt und das Land.“
Etwas Besonderes ließ sich auch das Team der Freiwilligenagentur „Mitanand und füranand im Wittelsbacher Land“einfallen: Beim ersten Freiwilligentag in Friedberg nahmen sie den Song „Feuer in uns“auf, der die ehrenamtlichen Helfer besingt: „Noch seid ihr zwei oder drei, doch damit ist’s bald vorbei. Springt der Funke erst mal über, sind auch die andern dabei...“Die Einnahmen kommen karitativen Zwecken zugute.