Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ausverkauft – vor der Premiere
Das ist gesteigertes Publikumsinteresse: Zwölf Vorstellungen gibt die Ballett-Compagnie des Theaters Augsburg von „Ballett? Rock it!“Die Premiere findet heute Abend statt, gesehen hat den Abend noch niemand, Karten gibt es so gut wie keine mehr – am Freitagnachmittag vor der Premiere waren es noch sechs Karten für die Vorstellung am 21. Februar. Die neue Ballettproduktion ist so gut wie ausverkauft – am Tag vor der Premiere.
Ein solches Interesse, einen solchen Ansturm auf eine Produktion erlebt das Theater nicht oft. Der Tatort ist in dieser Spielzeit ein ähnlich gefragtes Format, nur ist das Kartenkontingent dort pro Vorstellung deutlich kleiner als das Fassungsvermögen der Brechtbühne, in der „Ballett? Rock it!“zu sehen ist. Und auch wenn die Brechtbühne mit ihren 250 Sitzplätzen nicht mit dem Martinipark mit rund 600 Sitzplätzen gleichzusetzen ist, schmälert das den Erfolg nicht.
Es ist bemerkenswert, dass sich das Ballett über den Wechsel im Theater hinaus einer solch großen Beliebtheit erfreut. Vor allem in den letzten Jahren unter Ballettdirektor Robert Conn haben es die Tanztheaterproduktionen zu immer größerer Beliebtheit geschafft. Wer einen neuen Abend sehen wollte, durfte beim Kartenkauf nicht trödeln. Nun geht das unter der künstlerischen Leitung von Ricardo Fernando und mit einem neuen Ensemble nahtlos so weiter.
Vom Tanz geht ein eigener Zauber aus. Wenn Körper Geschichten erzählen oder Gedanken wortwörtlich in Bewegung bringen, wird eine Sprache gesprochen, die viele Menschen verstehen können. Dafür muss man kein Studium absolviert haben, auch kein Kenner der Opernliteratur sein. Der Tanz entfaltet seine Wirkung elementar, im Augenblick und voraussetzungslos. Gerade dadurch bietet diese Kunstform die Möglichkeit, Besucher erstmals ins Theater zu locken und dauerhaft zu begeistern – ohne dass große Verständnis-Barrieren dabei im Weg stehen. Vorausgesetzt natürlich, dass es für die Produktion noch Karten und Plätze gibt. Glücklich die Künste, die solche Luxusprobleme haben.
*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.