Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zeit für eine mutige Entscheidung
Das Grundstück des Berufsschulzentrums am Predigerberg ist städtebaulich gesehen wertvoll: Es liegt in der Innenstadt, in unmittelbarer Nähe zu markanten Bauwerken wie St. Ulrich, Schaezlerpalais, Dominikanerkirche und den historischen Patrizierhäusern der Maximilianstraße. Die Schule samt Turnhalle und großem Parkplatz passt da nicht so recht ins Bild: Sie ist ein Zweckbau ohne architektonische Feinheiten und in dieser Hinsicht ein „verschenkter Ort“.
Dennoch war ihre Verlagerung bei Stadtverwaltung und Kommunalpolitikern jahrelang tabu. Warum? Weil dieses Thema unangenehm ist: Wenn ein Bildungszentrum von der Innenstadt an die Peripherie verlagert werden soll, wird das Lehrern und Schülern womöglich nicht gefallen. Wenn die Politik sich für ein neues Museum starkmacht, obwohl die Stadt kein Geld hat und gerade trotzdem Millionen in einen anderen Kulturbau (Theater!) steckt, könnte das Kritik hageln. Also ließ man die drängende Frage nach der Zukunft dieses Geländes lieber unbeantwortet.
Durch die Sperrung der Dominikanerkirche ist langsam Bewegung in die Sache gekommen. Das war überfällig. Denn wann, wenn nicht jetzt, muss man sich Gedanken über eine nachhaltige Lösung machen? Fakt ist doch: Das Römische Museum kann nicht auf Dauer in der Toskanischen Säulenhalle bleiben. Fakt ist auch: Die denkmalgeschützte Dominikanerkirche muss saniert und später auch irgendwie genutzt werden. Fakt ist drittens: Trotz seiner vielen Museen fehlt es Augsburg an einer großen und flexiblen städtischen Fläche für Sonderausstellungen. Für solche Projekte
Eine der letzten Chancen, die Innenstadt zu prägen
mussten die bestehenden Ausstellungshäuser bislang meist aufwendig umgebaut werden. Auch bei der anstehenden Wasserausstellung im Maximilianmuseum wird dies wieder so sein.
Dass das Gelände des Bildungszentrums in städtischer Hand ist, ist ein Glücksfall. Die Stadt hat damit die Chance, selbst über dessen Zukunft zu entscheiden. Für Schüler und Lehrer des Bildungszentrums muss dabei ebenso eine gute Lösung gefunden werden wie für einen Museumsbau. Es geht in diesem Fall nicht darum, beides gegeneinander auszuspielen.
Wie hochwertig das Grundstück am Predigerberg genutzt werden könnte, zeigen Architekten-Entwürfe aus diversen Planungswerkstätten: Eine Kombination aus Museumsneubau, Wohn- und Geschäftshäusern sowie öffentlichen Wegen und Plätzen kann an diesem Ort einen städtebaulichen Akzent setzen, den die Stadt an anderen Stellen (Hasenbräu!) nicht zuließ. Der Achse zwischen Moritzkirche und Wassertürmen wird mit der Welterbe-Bewerbung ohnehin noch eine wichtige Rolle zukommen. Nun ist die Chance da, mutige Entscheidungen zu treffen. In der Innenstadt ist es eine der letzten. Die Kommunalpolitik darf sie sich nicht entgehen lassen!