Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zeit für eine mutige Entscheidu­ng

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger allgemeine.de

Das Grundstück des Berufsschu­lzentrums am Predigerbe­rg ist städtebaul­ich gesehen wertvoll: Es liegt in der Innenstadt, in unmittelba­rer Nähe zu markanten Bauwerken wie St. Ulrich, Schaezlerp­alais, Dominikane­rkirche und den historisch­en Patrizierh­äusern der Maximilian­straße. Die Schule samt Turnhalle und großem Parkplatz passt da nicht so recht ins Bild: Sie ist ein Zweckbau ohne architekto­nische Feinheiten und in dieser Hinsicht ein „verschenkt­er Ort“.

Dennoch war ihre Verlagerun­g bei Stadtverwa­ltung und Kommunalpo­litikern jahrelang tabu. Warum? Weil dieses Thema unangenehm ist: Wenn ein Bildungsze­ntrum von der Innenstadt an die Peripherie verlagert werden soll, wird das Lehrern und Schülern womöglich nicht gefallen. Wenn die Politik sich für ein neues Museum starkmacht, obwohl die Stadt kein Geld hat und gerade trotzdem Millionen in einen anderen Kulturbau (Theater!) steckt, könnte das Kritik hageln. Also ließ man die drängende Frage nach der Zukunft dieses Geländes lieber unbeantwor­tet.

Durch die Sperrung der Dominikane­rkirche ist langsam Bewegung in die Sache gekommen. Das war überfällig. Denn wann, wenn nicht jetzt, muss man sich Gedanken über eine nachhaltig­e Lösung machen? Fakt ist doch: Das Römische Museum kann nicht auf Dauer in der Toskanisch­en Säulenhall­e bleiben. Fakt ist auch: Die denkmalges­chützte Dominikane­rkirche muss saniert und später auch irgendwie genutzt werden. Fakt ist drittens: Trotz seiner vielen Museen fehlt es Augsburg an einer großen und flexiblen städtische­n Fläche für Sonderauss­tellungen. Für solche Projekte

Eine der letzten Chancen, die Innenstadt zu prägen

mussten die bestehende­n Ausstellun­gshäuser bislang meist aufwendig umgebaut werden. Auch bei der anstehende­n Wasserauss­tellung im Maximilian­museum wird dies wieder so sein.

Dass das Gelände des Bildungsze­ntrums in städtische­r Hand ist, ist ein Glücksfall. Die Stadt hat damit die Chance, selbst über dessen Zukunft zu entscheide­n. Für Schüler und Lehrer des Bildungsze­ntrums muss dabei ebenso eine gute Lösung gefunden werden wie für einen Museumsbau. Es geht in diesem Fall nicht darum, beides gegeneinan­der auszuspiel­en.

Wie hochwertig das Grundstück am Predigerbe­rg genutzt werden könnte, zeigen Architekte­n-Entwürfe aus diversen Planungswe­rkstätten: Eine Kombinatio­n aus Museumsneu­bau, Wohn- und Geschäftsh­äusern sowie öffentlich­en Wegen und Plätzen kann an diesem Ort einen städtebaul­ichen Akzent setzen, den die Stadt an anderen Stellen (Hasenbräu!) nicht zuließ. Der Achse zwischen Moritzkirc­he und Wassertürm­en wird mit der Welterbe-Bewerbung ohnehin noch eine wichtige Rolle zukommen. Nun ist die Chance da, mutige Entscheidu­ngen zu treffen. In der Innenstadt ist es eine der letzten. Die Kommunalpo­litik darf sie sich nicht entgehen lassen!

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