Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dann eben morgen…
Gesellschaft Warum so viele Menschen unter Aufschieberitis leiden
Augsburg Kennen Sie das? Der Arzttermin, den Sie schon lange ausmachen wollten. Der Anruf bei Tante Erna, den man sich seit Wochen vornimmt. Die Unterlagen für die Steuererklärung, die Sie doch wieder erst kurz vor dem Abgabetermin zusammensuchen. Und der Vorsatz, mehr Sport zu treiben, mit dem Rauchen aufzuhören, endlich die zwei Kilo abzunehmen, die zu viel sind für die Lieblingsjeans. Entscheidungen eben, die man gerne liegen lässt.
Dieses alltägliche Aufschieben kennt jeder. Das ist auch nicht weiter problematisch. Da hilft eine Todo-Liste zu mehr Selbstdisziplin. Eine Verabredung zum Sport mit Freunden. Oder eine Deadline, die umso motivierender wird, je näher sie rückt. Besonders anfällig für die chronische Aufschieberitis sind übrigens Studenten, wie Forscher der Universität Münster herausgefunden haben. Aber auch Menschen in selbstständigen Berufen, wie Anwälte oder Autoren, sind gefährdet. Heißt: Überall dort, wo es keine große Rolle spielt, ob eine Aufgabe heute oder morgen erledigt ist, neigt der Mensch dazu, eine Arbeit erst mal zu vertagen.
Nicht umsonst ist manche Studentenbude in Prüfungszeiten so blitzblank sauber wie nie. Weil man sich lieber mit Fensterputzen ablenkt, statt die Abschlussarbeit fertig zu schreiben. Führt das Aufschieben zu negativen Konsequenzen, wird’s dann aber doch problematisch. Für den Studenten zum Beispiel, der von der Uni fliegt, weil er keine Abgabetermine einhält. Pathologisches Aufschieben ist ein Krankheitsbild namens Prokrastination. Und weil es eben viele Studenten trifft, gibt’s unter anderem an der Universität Münster eine eigene Prokrastinationsambulanz.