Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Alles fit? Alles tutti? Na?
Mit der Originalität ist das so eine Sache, um nicht zu sagen Glückssache. Das hält viele Menschen, die den Schalk in ihrem Nacken wähnen, auch wenn er sich im hintersten Winkel der Besenkammer versteckt hat, nicht davon ab, andere Menschen humoristisch zu beglücken – und sei es nur mit einer besonders flapsigen Begrüßungsformel. Die Immer-gutdrauf-Naturen, deren Schalk sich dauerhaft zwischen Staubsauger und Wischmopp in einem Staubknäuel zum Winterschlaf verzogen hat, kennen keine Gnade. Sie sind echte Überrumpler. Ehe ihr Gegenüber der Fröhlichkeitsattacke gewahr wird, brüllen sie einen breit grinsend an und rufen: „Alles fit?“
In der noch gesteigerten Variante, sozusagen dem Superlativ ungehemmt vagabundierenden Begrüßungsüberschwangs kann einem auch ein „Alles fit, oder?“entgegenschallen, so als wäre bei einem eben nicht alles fit – natürlich im Gegensatz zum durchtrainiertlächelnden Alles-fit-Schreier. So kennt „Witzischkeit keine Grenzen“, wie es treffend beim echt witzigen Hape Kerkeling heißt.
Was nun aber den Alles-fitÜberrumplern entgegnen, zumal, wenn sie einen auch mit der Hand übergriffig von Mann zu Mann auf die Schulter hauen? Auf Twitter unter #Alles-fit eine Debatte lostreten und sich mit Leidensgenossen verbünden? Oder witzisch zurückschlagen? Etwa mit der in die Jahre gekommenen Begrüßungszote „Alles roger in Kambodscha?“oder „Alles tutti?“Das geht in die richtige Richtung. Die Alles-fit-Blöker verdienen aber fiesere Gegenwehr, zum Beispiel einfach nur ein mit höhnischem Grinsen unterlegtes „Na!“oder ein „Na, wie is es?“, das TV-Chef Stromberg zur schmierigen Perfektion gebracht hat. Aber warum sich auf das gleiche Allesfit-Niveau oder noch schlimmer auf das unterirdische Alles-fit-imSchritt-Niveau herablassen? Ist es nicht vielleicht eleganter, Menschen mit Nacken, aber ohne Schalk einfach ein biederes „Grüß Gott erst einmal“entgegenzurufen, natürlich spaßbefreit mit ernstem Blick. Oder lockerer, um das seiner Witzischkeit im Übermaß bewussten Gegenüber zumindest ein wenig zu irritieren: „Hey, was geht ab, Alter?“