Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Max Aicher ändert seine Pläne
Wirtschaft Der Stahlwerksbetreiber will jetzt ein Forschungszentrum für Elektrodenfertigung errichten. Es soll auf dem bisherigen Sondergebiet für den Filter 4 im Meitinger Lohwald entstehen
Der Stahlwerksbetreiber Max Aicher will statt eines Grafitelektrodenwerks nun ein Forschungszentrum für Elektrodenfertigung errichten. Es soll im Meitinger Lohwald auf dem bisherigen Sondergebiet für den Filter 4 entstehen. In den Nachbargemeinden gibt es Bedenken.
Meitingen Stahlwerksbetreiber Max Aicher hat seine Pläne für die Errichtung eines neuen Grafitelektrodenwerks im geschützten Lohwald offenbar aufgegeben. Stattdessen will er nun ein kleineres Forschungszentrum für Elektrodenfertigung errichten. Es soll auf dem Areal entstehen, das bisher ausschließlich dem Filter4 vorbehalten ist. Dieser Filter, 2007 erbaut, um die Emissionen des Stahlwerks zu reduzieren, steht in einem eigens dafür ausgewiesenen Sondergebiet, in dem bis jetzt keine andere Nutzung erlaubt ist. Allerdings betreibt der Markt Meitingen schon seit einigen Monaten ein Änderungsverfahren für den Bereich des Filters 4: Demnach soll das Sondergebiet in ein allgemeines Industriegebiet umgewandelt werden, damit das Stahlwerk dort Lagerhallen und ähnliche Gebäude errichten und somit die vorhandenen Flächen effektiver nutzen könne – so jedenfalls lautete die Begründung für die angestrebte Änderung. Von den Plänen für ein Elektroden-Forschungszentrum in diesem Bereich habe man bis vor Kurzem nichts gewusst, so Bauamtsleiter Thomas Dahlmann auf Anfrage unserer Zeitung. Der Bauantrag stehe am Dienstag, 20. Februar, im Planungsausschuss das erste Mal zur Debatte.
Meitingens Nachbargemeinden Biberbach und Langweid haben die angestrebte Änderung des Sondergebiets Filter 4 in ein allgemeines Industriegebiet misstrauisch verfolgt und werden sich nun in ihren Befürchtungen bestätigt sehen. Die Nachbargemeinden haben im Rahmen der öffentlichen Auslegung ablehnende Stellungnahmen abgegeben. Denn sie befürchten, dass in dem Gebiet Anlagen entstehen könnten, für die eigentlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig wäre.
Zudem wird nach Ansicht der Marktgemeinde Biberbach mit der Ausweisung eines Industriegebiets einer weiteren Reduzierung des geschützten Lohwalds Vorschub geleistet. Langweid sieht hier sogar einen „massiven Eingriff“in die Schutzfunktion des Lohwalds. Auch die künftig zulässige Gebäudehöhe von 25 Metern in dem Bereich wird kritisiert. Sie sei städtebaulich nicht gerechtfertigt, denn so wären „riesige Baukörper“möglich. Langweid wendet sich auch gegen die „vollflächige Versiegelung“, die in Zukunft geplant sei.
Viel Kritik also an den Änderungsplänen für den Filter-4-Bereich. Der Marktgemeinderat Meitingen sieht das jedoch völlig anders und hat die Bedenken vor Kurzem einstimmig zurückgewiesen. So könnten schon wegen des begrenzten Platzes – das Gebiet ist nur etwa 0,7 Hektar groß – dort keine größeren Anlagen entstehen. Sollte denbisher noch ein Bauantrag für solche Anlagen gestellt werden, werde die Umweltverträglichkeitsprüfung dann im Rahmen des erforderlichen Genehmigungsverfahrens erfolgen.
Dass nun der Bauantrag von Max Aicher für ein Forschungszentrum für Elektrodenfertigung in diesem Gebiet vorliegt, könnte freilich ein ganz neues Licht auf die Sache werfen.
Für Max Aicher selbst ist eine schnelle Baugenehmigung wichtig, weil die Preise für Grafitelektroden, die bei der Stahlherstellung benötigt werden, stark angestiegen sind. Der Stahlunternehmer hat deshalb Anlagen aus einem stillgelegten Grafitelektrodenwerk in Griesheim bei Frankfurt gekauft, um dieser Problematik zu begegnen. Eigentlich wollte er damit ein neues Grafitelektrodenwerk im Lohwald bauen (wir berichteten).
Im Gespräch mit unserer Zeitung bedauerte Max Aicher gestern, dass er diese „große Lösung“im Lohwald nicht verwirklichen könne. Der Markt Meitingen habe leider Bedenken gehabt, weil er, Aicher, eine Fläche von mindestens 15 Hektar dafür gefordert habe. So werde er in Meitingen eben nur eine „kleine Lösung“verwirklichen und werde den Großteil der von ihm bereits erworbenen Grafitelektrodenanlagen in Sachsen aufbauen, kündigte der Stahlwerksunternehmer an.
Meitingens Bauamtsleiter Dahlmann betont hingegen, dass man Aicher sehr wohl ein positives Signal für das geplante Grafitelektrodenwerk und die dafür nötige Änderung des Flächennutzungsplans gegeben habe. Doch eine Baugenehmigung innerhalb von vier Monaten, wie von Aicher gefordert, sei einfach nicht machbar.
Ob die nun im Bereich des Filters 4 geplante „Forschungsanlage“realisiert werden könne, müsse ebenfalls erst im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens geprüft werden, gibt Bauamtsleiter Dahlmann zu bedenken.
In Meitingen nur eine „kleine Lösung“