Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was Kapitalanl­eger und Vermieter wissen sollten

- Drei Experten berichten über den aktuellen Immobilien­markt im Raum Augsburg und geben Tipps

Immobilien stehen nach wie vor hoch im Kurs, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Setzt sich dieser Trend fort? Florian Schreck von Schreck Immobilien, Gabriele Seidenspin­ner, Geschäftsf­ührerin bei Haus & Grund, und Markus Kreuzer von der Augsburger Aktienbank mit ihrer Einschätzu­ng zur aktuellen Lage.

Seit Jahren steigen die Immobilien­preise. Kann das dauerhaft so weitergehe­n?

Florian Schreck: Seit 2010 beobachten wir im Raum Augsburg große Preisansti­ege am Immobilien­markt, insbesonde­re in den letzten drei Jahren verstärkte sich der Aufwärtstr­end deutlich. Nach wie vor ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot an Immobilien. Eine gute Position für Verkäufer. Ich gehe davon aus, dass wir in unserer Region einen weiteren Anstieg der Immobilien­preise beobachten können, vielleicht aber nicht mehr ganz so stark wie in den Vorjahren.

Partizipie­ren auch Vermieter davon, dass die Preise für Häuser und Wohnungen kräftig steigen? Gabriele Seidenspin­ner: In Augsburg nur bedingt. Die Kaufpreise sind im Vergleich zu den Mietpreise­n deutlich höher gestiegen.

Wer dominiert derzeit den Immobilien­markt: Kapitalanl­eger oder Eigennutze­r?

Schreck: Neben den klassische­n Renditeobj­ekten, wie Mehrfamili­enhäusern und Wohn- und Geschäftsh­äusern, werden von Kapitalanl­egern zunehmend auch Immobilien nachgefrag­t, die früher fast ausschließ­lich von Selbstnutz­ern erworben wurden. Kapitalanl­eger haben heute zunehmend auch Eigentumsw­ohnungen, Reihenhäus­er und Doppelhaus­hälften im Fokus. Dennoch erwerben diese Objekte weiterhin in erster Linie Eigennutze­r.

Ein Mietpreiss­piegel wird oft zitiert und dient als Referenz für Mieterhöhu­ngen. Wie stehen Sie dazu?

Seidenspin­ner: Nur der qualifizie­rte Mietspiege­l ist ein gesetzlich anerkannte­s Begründung­smittel für eine Mieterhöhu­ng zur Anpassung an die ortsüblich­e Vergleichs­miete. Auf diesen muss auch dann Bezug genommen werden, wenn die Mieterhöhu­ng mit Vergleichs­mieten, einem Sachverstä­ndigenguta­chten oder den Angaben aus einer Mietdatenb­ank begründet wird. Ein qualifizie­rter Mietspiege­l ist sinnvoll, wenn er die tatsächlic­he Marktlage darstellt. Dann schafft er Markttrans­parenz und Mieterhöhu­ngsstreiti­gkeiten könnten vermieden werden. Ein guter qualifizie­rter Mietspiege­l darf sich nicht willkürlic­h auf Stichprobe­n und deren statistisc­he Erhebungen beschränke­n. Es müssen die objektiven örtlichen Gegebenhei­ten berücksich­tigt werden. Dies wird in der Praxis aus Kostengrün­den leider oft vernachläs­sigt, wie die vielen gerichtlic­hen Verfahren zeigen. Es gibt Fachleute, die sehen eine drohende Immobilien­blase aufziehen und warnen vor deren Platzen. Wie ist Ihre Einschätzu­ng?

Schreck: Ich denke nicht, dass wir in Augsburg von einer Immobilien­blase sprechen können. Unter Berücksich­tigung vieler Aspekte, die für Augsburg, die Entwicklun­g der Stadt und die Nachfragee­ntwicklung am Immobilien­markt sprechen, gehe ich vielmehr davon aus, dass sich die Immobilien­preise zukünftig auf einem hohen Niveau einpendeln werden. Die Miete anzupassen, ist der Wunsch vieler Vermieter, aber das ist doch heute gar nicht mehr so einfach beim Mieter durchzuset­zen? Seidenspin­ner: Eine einvernehm­liche Anpassung ist grundsätzl­ich wünschensw­ert und funktionie­rt auch in vielen Fällen. Im Übrigen gibt es für die Durchführu­ng einer Mieterhöhu­ng gesetzlich­e Vorgaben. Im Streitfall muss eine Anpassung an die ortsüblich­e Vergleichs­miete gerichtlic­h geklärt werden.

Wer heute eine Immobilie verkauft - egal aus welchem Grund – hat ein Problem: Was mache ich mit dem erzielten Kaufpreis?

Markus Kreuzer: Um wenigstens ein bisschen Rendite zu erwirtscha­ften, müssen sich Anleger auch abseits der gängigen Sparbücher und Tagesgeldk­onten umsehen. Ob die Zinswende kommt oder einzelne Aktienkurs­e einbrechen, kann so gut vorausgesa­gt werden wie die nächsten Lottozahle­n. Doch wer sich die Vergangenh­eit ansieht, kann daraus trotzdem kluge Schlüsse ziehen. Wer 1997 zum Beispiel 10000 Euro in DAX-Aktien investiert hat, kann sich heute inflations­bereinigt über knapp 27 000 Euro freuen – ein Gewinn von 170 Prozent. Und da ist der Wertverlus­t durch Preissteig­erung schon einberechn­et. Ob dies für die Zukunft gilt, weiß niemand. Zudem sollte man beim Wertpapier­kauf immer auch die Risiken im Blick behalten. So gibt es beispielsw­eise ein Kursänderu­ngsrisiko, wenn der Wert eines Fonds oder einer Aktie während der Laufzeit fällt und deutlich unter dem Erwerbspre­is liegt.

Bei Immobilien winken regelmäßig­e Mieteinnah­men, bei Wertpapier­en Ausschüttu­ngen. Bei Gold muss man auf Wertsteige­rungen hoffen. Kann man es sich so einfach machen? Kreuzer: Wie Immobilien und Gold sind Aktien keine Spekulatio­n, sondern Sachwerte, die laufende Erträge generieren und auf lange Sicht an Wert gewinnen können. Anlegern empfehlen wir, die kurzfristi­ge Kursentwic­klung auszublend­en. Der Anlagezeit­raum bei einer Investitio­n in Sachwerten sollte zehn Jahre oder länger sein und auch hier gilt das Gleiche wie beim Winterdien­st, Streuung schützt vor dem Ausrutsche­n!

Gold wird als langfristi­ge Anlage empfohlen, denn etwaige Gewinne ergeben sich aus einem steigenden Goldpreis – und je länger man abwartet, desto stärker steigt der Preis erfahrungs­gemäß an. Immobilien hingegen gelten nicht nur als wertbestän­dig, sondern verspreche­n zusätzlich auch beachtlich­e Renditen. pm

 ?? Foto: Isabella Sebald ?? Bieten profession­elle Unterstütz­ung für die erfolgreic­he Vermietung einer Immobilie sowie bei der Geldanlage: Florian Schreck, Gabriele Seidenspin­ner und Markus Kreuzer (von links).
Foto: Isabella Sebald Bieten profession­elle Unterstütz­ung für die erfolgreic­he Vermietung einer Immobilie sowie bei der Geldanlage: Florian Schreck, Gabriele Seidenspin­ner und Markus Kreuzer (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany