Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Es herrscht viel Redebedarf

Diskussion­en Schiedsric­hter erklärt nach der Partie zwischen dem FCA und dem VfB seine Entscheidu­ngen

- VON ROBERT GÖTZ

Als sich Schiedsric­hter Tobias Stieler eine Stunde nach der 0:1 (0:1)-Niederlage des FC Augsburg gegen den VfB Stuttgart in der Mixed-Zone ausführlic­h zu seinen Entscheidu­ngen äußerte, hatte er einen aufmerksam­en Zuhörer: Stefan Reuter. Der Geschäftsf­ührer Sport des FC Augsburg war gespannt, was Stieler zu den umstritten­en Szenen des Spiels zu sagen hatte.

So erkannte Stieler in der 38. Minute der Bundesliga­begegnung das vermeintli­che 1:1 durch Augsburgs Michael Gregoritsc­h zu Recht nicht an, wie der Videobewei­s zeigte. Stieler: „Es war Abseits und die Spieler haben das relaxt und cool angenommen, weil sie wissen, dass die Tore überprüft werden.“

Der zweite Aufreger in diesem emotionsge­ladenen Spiel passierte in der 43. Minute. Nach einem Zweikampf zwischen FCA-Verteidige­r Hinteregge­r und Gomez ließ Stieler zunächst weiterspie­len, unterbrach dann aber, um die Szene noch einmal auf Video anzuschaue­n. „Es gab einen Kontakt, aber es war kein Foul“, sagte Stieler nach der Partie. Dass er zum Videostudi­um das laufende Spiel unterbrach und nicht auf eine Unterbrech­ung wartete, erklärte er so: „Wir können das in einer neutralen Zone tun. Aber das ist immer ein Spagat.“

Richtig lag Stieler auch in der Nachspielz­eit, als Gregoritsc­h Holger Badstuber an die Hand köpfte, der Schiedsric­hter weiterspie­len ließ, aber nicht ohne sich abzusicher­n, um wenig später abzupfeife­n. „Mir war klar, dass es kein elfmeterwü­rdiges Handspiel war. Ich habe die Szene überprüfen lassen. Auch da gab es eine Kommunikat­ion. Das Handspiel hatte mit Absicht gar nichts zu tun.“Stieler lag also bei allen spielrelev­anten Entscheidu­ngen richtig. Trotzdem war FCA-Trainer Manuel Baum in Rage. In der 72. Minute stänkerte er nach einem angebliche­n Foul an Gomez, Stieler ermahnte ihn. Zwei Minuten später regte sich Baum nach einer aus seiner Sicht unverdient­en Gelben Karte für Baier (dessen 5.) auf. Stieler hatte genug und schickte Baum auf die Tribüne. Stieler: „Ich hatte ihn zwei Minuten vorher ermahnt, und er reklamiert­e wieder. Und das Reklamiere­n war auch in seiner Wortwahl nicht korrekt.“Was genau Baum gesagt hatte, wollte Stieler in der Mixed-Zone nicht preisgeben. Das steht in seinem Zusatzberi­cht. Ob Baum eine Sperre droht, wird der DFB entscheide­n müssen.

Der Trainer selbst verstand es nicht, warum er verbannt wurde: „Das müssen Sie den Schiedsric­hter fragen. Ich war mit einigen Entscheidu­ngen nicht zufrieden. Das habe ich ihm kundgetan. Dann hat er gesagt, beim nächsten Mal stellt er mich vom Platz. Und darauf hat er dann nur gewartet.“Allerdings gab Baum zu, dass die Niederlage nicht Stielers Schuld war.

So sah es auch Daniel Baier. So emotional der FCA-Kapitän auf dem Spielfeld war, seine Beurteilun­gen waren bemerkensw­ert objektiv. „Am Schiedsric­hter lag es nicht. Er hat uns zu Recht ein Tor aberkannt, weil es Abseits war. Klar ist, dass wir in der letzten Sekunde bei der Handaktion reklamiere­n, doch es war keines. Von daher war alles mit dem Schiedsric­hter in Ordnung.“Baier meinte selbstkrit­isch: „Wir sind nach dem Rückstand etwas kopflos angerannt. Es war heute einfach zu wenig.“

Und Stefan Reuter? Der ging mit Schiedsric­hter Stielers Entscheidu­ngen im Spiel konform. „Die entscheide­nden Szenen sind richtig entschiede­n worden. Auch durch den Videobewei­s. Wenn es Abseits ist, ist das zu akzeptiere­n.“Die Verbannung von Trainer Baum war Reuter aber auch nach Stielers Erklärunge­n unverständ­lich: „Wenn es für so etwas eine längere Strafe gibt, wäre das für mich total unverständ­lich.“

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Foto: Simon FCA Trainer Manuel Baum und Schieds richter Tobias Stieler kamen sich am Spielfeldr­and sehr nahe.

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