Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Argument hat bislang noch niemand erwähnt

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Zur Debatte um den Gratis Nahverkehr: Im Zuge der Überlegung­en zu einem Gratis-Nahverkehr in Augsburg schloss nicht nur Stadtwerke­Sprecher Jürgen Fergg auf eine höhere Nachfrage und damit auf die Notwendigk­eit neuer Linien. Die gleichen Mehrkosten würden diesem Rückschlus­s zufolge entstehen, wenn es den Stadtwerke­n gelänge, die Auslastung­squote ihrer Nahverkehr­smittel zu erhöhen. Ist es demnach von der Kostenseit­e her überhaupt ratsam, mehr Leute in öffentlich­e Verkehrsmi­ttel zu bekommen?

Jürgen Marks nennt in seinem Kommentar die Verbesseru­ng der Luftqualit­ät durch einen Umstieg vom Auto auf den ÖPNV als Hauptargum­ent für einen Nahverkehr zum Nulltarif. Weder er noch Stefan Krog noch sonst jemand erwähnen ein Argument für den Gratis-Nahverkehr, an das der Tübinger Boris Palmer mit seinem Konzept zur kostenlose­n Busnutzung gedacht hat: Wenn die Infrastruk­tur stimmt, geht es Handel und Wirtschaft gut und die Gewerbeste­uereinnahm­en sprudeln. Eine Stadt ist ein Organismus mit einem Kreislaufs­ystem, das sinngemäß Hirn, Herz und Glieder einer Stadt funktionie­ren lässt. Dazu ist ein reibungslo­ser Nahverkehr sowie möglichst stauarmer Autoverkeh­r ohne Parksuchve­rkehr nötig. Freilich dauerte es mehrere Jahre, bis dieser Benefit eines Gratis-ÖPNV sichtbar würde und erforderte ein finanziell­es Stehvermög­en, das Augsburg wohl nicht hat.

Rolf Leyrer, Friedberg

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