Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Basketball
Der Weckruf kommt noch rechtzeitig
Stadtbergen Mit einem 82:60 (33:36)-Sieg im Kellerduell gegen die TTL Baskets Bamberg haben sich die Basketballer der BG Topstar Leitershofen/Stadtbergen Luft im Abstiegskampf in der 1. Regionalliga Südost verschafft. So klar, wie es das Ergebnis ausdrückt, war die Sache jedoch nicht. Die Kangaroos strapazierten die Nerven ihrer Fans aufs Äußerste. Und bei Rückständen von 14:29 oder 38:48 spitzelte das Abstiegsgespenst einige Male in die Stadtberger Sporthalle. Mit einer couragierten Leistung in der Schlussphase konnte man die so eminent wichtigen zwei Punkte auf der Habenseite verbuchen.
Beide Mannschaften sind aktuell vom Verletzungspech gebeutelt. Bernhard Benke (Meniskus) und Nicolas Breuer (Achillessehne) konnten an Krücken nur auf der Auswechselbank für moralische Unterstützung sorgen. Dieses Schicksal hatte in den vergangenen viereinhalb Monaten auch Michael Dorsch ereilt, der nach seiner Kreuzbandverletzung überraschend ins Team zurückkehrte und auch erste Einsatzminuten verbuchen konnte.
Obwohl Jonny Genck mit einem „Dreier“für die erste Führung sorgte, versiegte die Treffsicherheit der Kangaroos danach völlig. Beim 3:8 nahm Trainer Ian Chadwick bereits die erste Auszeit. Doch es wurde nicht besser. Ganz im Gegenteil. Überraschend viele Konzentrationsmängel und Unsauberkeiten prägten das Leitershofer Spiel. Die Gäste, die eigentlich keinen gelernten Centerspieler im Aufgebot hatten, zeigten sich sehr clever und nutzten jede Menge haarsträubender Ballverluste der Gastgeber zu Fastbreaks. Bis zur 14. Spielminute geriet die BG somit mit 14:29 in Rückstand. Es schien, als ob man sich dem Ernst der Lage überhaupt nicht bewusst sei. Wie das Kaninchen vor der Schlange verharrten die schläfrigen Kangaroos vor dem gewiss nicht übermächtigen Gegner.
Da platzte Johnny Genck der Kragen. Der „Emotional Leader“stauchte seine Mitspieler gewaltig zusammen. Und sein Wutausbruch zeigte Wirkung. Das Team erwachte aus seiner Lethargie. „Als erfahrener Spieler sehe ich es als meine Aufgabe an, die Jungs wachzurütteln“, so Genck. „Wir haben jetzt zweimal zu Hause aus unerklärlichen Gründen die Anfangsphase verschlafen, zum Glück hat es aber dann noch gereicht.“
Mit der Einwechslung von Daniel Nimphius, der ansonsten in der zweiten Mannschaft spielt, kam weiterer Schwung. Er wollte sich anscheinend nicht damit abfinden, dass bei einem Abstieg der Ersten auch die Zweite aus der 2. Regionalliga absteigen muss. Nimphius avancierte zum besten KangarooAkteur in der ersten Halbzeit, erzielte nicht nur acht Punkte in Folge, sondern übte mit zahlreichen Moves auch endlich Druck auf den Bamberger Korb aus. Auch in der Defense ging man nun mit wesent- lich mehr Aggressivität zu Werke. Nach einer tollen Abwehraktion von Quentin Tucker stopfte Milan Tesic das Leder zum 33:36-Pausenstand in die Reuse.
Doch das Ding war noch nicht in trockenen Tüchern. Plötzlich verfielen die Gastgeber in alte Verhaltensweisen, Bamberg zog wieder auf 48:38 davon. Zu allem Übel musste Nedim Hadzovic nach einem unsportlichen Foul gefolgt von einem technischen Foul frühzeitig zum Duschen in die Kabine. Diese überzogene Entscheidung sorgte aber für einen weiteren Weckruf.
Insbesondere der bisher eher farblose Kapitän Emanuel Richter
traf nun aus allen Lagen – so wie man es eigentlich von ihm erwartet. Mit zwölf Punkten in Folge sorgte der Slowene im Alleingang für die 49:48-Führung und setzte noch einen Dreier zum 52:48 oben drauf. Als Michael Lachmann trotz Fouls einen Dreier versenkte und den Zusatz-Freiwurf zum 55:53 verwandelte, schien der BGL-Erfolg nochmals zu wackeln. Doch ein weiterer Dreier von Lewis Londene zum 60:53 sorgte für die Vorentscheidung. Bamberg hatte nun nichts mehr zuzusetzen. Mit einem 27:7 im vierten Viertel sicherte sich die BG letzten Endes einen auf der Anzeigetafel deutlichen Sieg, der aber lange
Zeit auf des Messers Schneide gestanden hatte.
Die Kangaroos rückten dadurch auf Platz neun, haben nun vier Punkte Vorsprung auf Bamberg, Jena und Rosenheim, dazu den direkten Vergleich gegen die ersten beiden Teams gewonnen. Zum Abstiegsplatz 13 herrscht wieder etwas Luft. Angesichts der Leistung in der ersten Halbzeit sollte man sich aber nicht zu sicher sein, dass das Klassenziel bereits erreicht ist.
BG Topstar Leitershofen/Stadtbergen Genck (13/3 Dreier), Nimphius (9/2) Tu cker (10), Uhlich (2), Londene (9/2), Had zovic (7), Dorsch, Veney (7), Richter (19/5), Tesic (6).