Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fährt die Linie 4 bis Gersthofen?
Nahverkehr I Schon seit fast 100 Jahren wird die Anbindung an Augsburg diskutiert. Heute Abend sprechen Fachleute in der Stadthalle zum Thema
Fährt die Straßenbahn in einigen Jahren auch bis nach Gersthofen? Dieser Vorschlag wurde vor einiger Zeit wieder gemacht. Würde, wie von der Bundesregierung ins Spiel gebracht, kostenloser Nahverkehr der Stadt Gersthofen nutzen? Das wird am heutigen Montag, 19. Februar, ab 19 Uhr in der Stadthalle Gersthofen beim Fachdialog „Stadt entwickelt Mobilität“zur Sprache kommen.
Die Idee einer Gersthofer Straßenbahn ist nicht neu – wurde aber bisher von Gersthofer Seite immer wieder aus finanziellen Gründen abgelehnt: Bereits vor 97 Jahren, im Jahr 1921, führten mehrjährige Verhandlungen der Gemeinde Gersthofen mit der Stadt Augsburg, die Augsburger Straßenbahnlinie nach Gersthofen zu führen, nicht zum Erfolg. Ein wichtiger Grund war, dass die Gersthofer Gemeinderäte eine von der Stadt Augsburg geforderte Garantiesumme für die Herstellung einer Straßenbahnverbindung nicht akzeptieren wollten.
Damals war es ein Antrag des Unternehmens Lech-Chemie, später Hoechst AG, die Straßenbahnlinie 7 von Oberhausen über die Donauwörther Straße nach Gersthofen zu verlängern, um die Fabrikmitarbeiter nach Gersthofen zu befördern. Der Vorschlag der Gersthofer Ge- eine gemeinsame Autobuslinie Gersthofen – Augsburg einzurichten, passte den Augsburgern nicht. So entstand im Jahr 1926 schließlich eine eigene Gersthofer Autobuslinie.
Der 1926 gegründete Gersthofer Verkehrsbetrieb mit einer ungebrochenen Linienführung bis zum Augsburger Hauptbahnhof wurde als Folge der zur Haltestelle Augsburg-Nord verlängerten Straßenbahnlinie 4 erst im Juni 2001 gekappt. Der Parallelverkehr von Gersthofer Omnibussen und Augsburger Tram endete endgültig im Dezember 2006.
Stadt Gersthofen ist heute am Verkehrsbetrieb beteiligt
Die im Jahr 1926 gegründeten „Gersthofer Verkehrsbetriebe“endeten in ihrer Eigenständigkeit am 30. September 2006. Mit 100 Prozent in städtischer Hand war das jährliche Defizit auf über 1,5 Millionen Euro angestiegen. Eine Teilprivatisierung brachte dann die Gründung der bis heute existierenden GVG (Gersthofer Verkehrsgesellschaft) mit 49-prozentiger Beteiligung der Stadt Gersthofen.
Eine Straßenbahn nach Gersthofen war dann im November 1987 im Gersthofer Stadtrat wieder ein großes Thema. Der Werkausschuss der Stadt Gersthofen lehnte allerdings nach engagierten Diskussionen eine der Straßenbahnlinie 4 nach Gersthofen einstimmig ab. Bestätigt wurde diese Entscheidung schließlich noch einmal mit einem Beschluss des Werkausschusses im September 1988.
Für dieses Projekt von der Stadtgrenze Augsburgs bis zum Gersthofer Kirchplatz wurden Kosten in Höhe von zwölf Millionen Mark ermeindeverwaltung, rechnet. Nach Abzug von möglichen Zuschüssen hätte die Stadt Gersthofen noch 2,5 Millionen Mark aufbringen müssen.
Die Gründe für die strikte Ablehnung: Es wurde das Aus der städtischen Verkehrsbetriebe befürchtet. Auch ein Verlust von 60 bis 70 Arbeitsplätzen stand im Raum. Zudem waren im Jahr 1988 bereits PlaVerlängerung nungsaufträge für den Rückbau der „B2“alt erteilt – eine Straßenbahnlinie durch Gersthofen widersprach diesen Plänen. Denn es war für eine Straßenbahn kein Platz. Weiter wurde argumentiert, eine Straßenbahnlinie würde Gersthofen in der Mitte wieder in zwei Teile trennen, da eine eigene Trasse freigehalten werden müsste.