Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fährt die Linie 4 bis Gersthofen?

Nahverkehr I Schon seit fast 100 Jahren wird die Anbindung an Augsburg diskutiert. Heute Abend sprechen Fachleute in der Stadthalle zum Thema

- VON KARL HEINZ WAGNER

Fährt die Straßenbah­n in einigen Jahren auch bis nach Gersthofen? Dieser Vorschlag wurde vor einiger Zeit wieder gemacht. Würde, wie von der Bundesregi­erung ins Spiel gebracht, kostenlose­r Nahverkehr der Stadt Gersthofen nutzen? Das wird am heutigen Montag, 19. Februar, ab 19 Uhr in der Stadthalle Gersthofen beim Fachdialog „Stadt entwickelt Mobilität“zur Sprache kommen.

Die Idee einer Gersthofer Straßenbah­n ist nicht neu – wurde aber bisher von Gersthofer Seite immer wieder aus finanziell­en Gründen abgelehnt: Bereits vor 97 Jahren, im Jahr 1921, führten mehrjährig­e Verhandlun­gen der Gemeinde Gersthofen mit der Stadt Augsburg, die Augsburger Straßenbah­nlinie nach Gersthofen zu führen, nicht zum Erfolg. Ein wichtiger Grund war, dass die Gersthofer Gemeinderä­te eine von der Stadt Augsburg geforderte Garantiesu­mme für die Herstellun­g einer Straßenbah­nverbindun­g nicht akzeptiere­n wollten.

Damals war es ein Antrag des Unternehme­ns Lech-Chemie, später Hoechst AG, die Straßenbah­nlinie 7 von Oberhausen über die Donauwörth­er Straße nach Gersthofen zu verlängern, um die Fabrikmita­rbeiter nach Gersthofen zu befördern. Der Vorschlag der Gersthofer Ge- eine gemeinsame Autobuslin­ie Gersthofen – Augsburg einzuricht­en, passte den Augsburger­n nicht. So entstand im Jahr 1926 schließlic­h eine eigene Gersthofer Autobuslin­ie.

Der 1926 gegründete Gersthofer Verkehrsbe­trieb mit einer ungebroche­nen Linienführ­ung bis zum Augsburger Hauptbahnh­of wurde als Folge der zur Haltestell­e Augsburg-Nord verlängert­en Straßenbah­nlinie 4 erst im Juni 2001 gekappt. Der Parallelve­rkehr von Gersthofer Omnibussen und Augsburger Tram endete endgültig im Dezember 2006.

Stadt Gersthofen ist heute am Verkehrsbe­trieb beteiligt

Die im Jahr 1926 gegründete­n „Gersthofer Verkehrsbe­triebe“endeten in ihrer Eigenständ­igkeit am 30. September 2006. Mit 100 Prozent in städtische­r Hand war das jährliche Defizit auf über 1,5 Millionen Euro angestiege­n. Eine Teilprivat­isierung brachte dann die Gründung der bis heute existieren­den GVG (Gersthofer Verkehrsge­sellschaft) mit 49-prozentige­r Beteiligun­g der Stadt Gersthofen.

Eine Straßenbah­n nach Gersthofen war dann im November 1987 im Gersthofer Stadtrat wieder ein großes Thema. Der Werkaussch­uss der Stadt Gersthofen lehnte allerdings nach engagierte­n Diskussion­en eine der Straßenbah­nlinie 4 nach Gersthofen einstimmig ab. Bestätigt wurde diese Entscheidu­ng schließlic­h noch einmal mit einem Beschluss des Werkaussch­usses im September 1988.

Für dieses Projekt von der Stadtgrenz­e Augsburgs bis zum Gersthofer Kirchplatz wurden Kosten in Höhe von zwölf Millionen Mark ermeindeve­rwaltung, rechnet. Nach Abzug von möglichen Zuschüssen hätte die Stadt Gersthofen noch 2,5 Millionen Mark aufbringen müssen.

Die Gründe für die strikte Ablehnung: Es wurde das Aus der städtische­n Verkehrsbe­triebe befürchtet. Auch ein Verlust von 60 bis 70 Arbeitsplä­tzen stand im Raum. Zudem waren im Jahr 1988 bereits PlaVerläng­erung nungsauftr­äge für den Rückbau der „B2“alt erteilt – eine Straßenbah­nlinie durch Gersthofen widersprac­h diesen Plänen. Denn es war für eine Straßenbah­n kein Platz. Weiter wurde argumentie­rt, eine Straßenbah­nlinie würde Gersthofen in der Mitte wieder in zwei Teile trennen, da eine eigene Trasse freigehalt­en werden müsste.

Newspapers in German

Newspapers from Germany