Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Keiner kombiniert wie sie
Nordische Kombination Angeführt von Johannes Rydzek feiert das deutsche Trio einen Dreifacherfolg von der Großschanze. Neben Gold für den Oberstdorfer gibt es für Rießle und Frenzel Silber und Bronze
Pyeongchang Seine Knie schlottern. Die rechte Hand zittert. Jetzt schnell ein Handyfoto von seinem „Bua“zu machen, der 25 Meter entfernt zur Siegerehrung schreitet, das will Michael Rydzek in diesem Moment nicht gelingen. „Brutal, war das ein Krimi“, sagt Papa Rydzek und sucht noch einmal Schutz und Ruhe bei seiner Frau Marlene, die die blau-rote Strickmütze mit dem gelben „R“als Glücksbringer trägt und strahlt, wie in diesem Moment nur die stolzeste Mama der Welt strahlen kann. Ihr Ritschie hatte seinem Spitznamen Super-Ritschie mal wieder alle Ehre gemacht, hatte die Faust nach oben gereckt und stieg in den Himmel des Sports auf. Nach sechs Weltmeistertiteln, vier davon vergangenen Winter in Lahti, bestätigt der 26-jährige Oberstdorfer Johannes Rydzek seine Ausnahmestellung und gewinnt erstmals eine Goldmedaille bei Winterspielen. Rydzek, der leidenschaftliche Bergsteiger, hat nach Höfats, Mädelegabel und Widderstein jetzt auch den Olymp erklommen.
Er wisse noch genau, wie er 2005 bei der Nordischen Ski-WM in seinem Heimatort zu jedem Rennen gegangen sei. Ronny Ackermann habe er damals bewundert, seinen jetzigen Sprungtrainer. „Und heute?“, fragt Rydzek und liefert selbst die Antwort, „sitz ich da als Olympiasieger. Ja, es ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.“
Der Triumph des Allgäuers bekam für Sportdeutschland auch einen historischen Anstrich. Letztmals hatten vor 42 Jahren, 1973 in Innsbruck, mit Uli Wehling, Urban Hettich und Konrad Winkler drei (damals noch getrennte) Deutsche auf dem Podium gestanden. Diesmal kamen nach einem dramatischen Schlusssprint Fabian Rießle und der Goldmedaillengewinner von der Normalschanze, Eric Frenzel, auf die weiteren Podestplätze und zeigten dem Norweger Jarl Magnus Riiber als geschlagenem Vierten, dass die im Weltcup zuletzt durcheinandergewirbelten Kräfteverhältnisse aus ihrer Sicht wieder geradegerückt wurden. Im Ziel la-