Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der harte Dienst der Freiwilligen
gen sich die „eiligen drei Könige“in den Armen, brüllten ein lautes „Jaaaa“nach dem anderen durchs Alpensia-Langlauf-Stadion und schauten immer wieder auf die Leinwand, wo ihr historischer Sieg rauf und runter lief. „Das ist ein unglaublicher Tag. Wir sind total geflasht“, sagte Rydzek.
Auch Bundestrainer Hermann Weinbuch hatte ein paar Tränen verdrückt. „Dieser Ausgang macht uns richtig stolz“, meinte der Erfolgstrainer, die Mannschaft sei wieder zusammengewachsen. „Nur deshalb war etwas so Großes möglich.“Fürwahr, ausgerechnet in ei- nem Einzelwettkampf entdeckten die DSV-Kombinierer ihren Teamgeist wieder. Herausgekitzelt hatte den Weinbuch. Nach dem Springen hatten sich hinter dem führenden Japaner Akito Watabe Frenzel (4.), Rydzek und Rießle auf den Rängen vier bis sechs eine glänzende Ausgangsposition geschaffen.
Weinbuch gab die Marschroute aus, den Rückstand zusammen aufzuholen, erst dann sollte jeder sein eigenes Rennen laufen. Sicher, dass sich alle daran halten würden, konnte er sich jedoch nicht sein. „Die Kombination ist ein Einzelsport“, erklärte der Bundestrainer, „ich kann nur einen Vorschlag machen. Was sie tun, entscheiden die Athleten selbst.“Hinterher sagte Weinbuch: „Ich bin sicher, wenn jeder nur für sich gearbeitet hätte, dann hätte es nicht gereicht.“Das deutsche Trio machte gemeinsame Sache, wechselte sich in der Führungsarbeit ab. „Niemand war sich zu schade, den anderen zu helfen“, meinte der Schwarzwälder Rießle, „ich bin stolz auf dieses absolut geile Team.“Auf der Zielgeraden hatte Rydzek das höchste Tempo, dachte – in Erinnerung an seinen Sturz in Sotschi vor vier Jahren, – „nur nicht verhaspeln“und lief als Erster über die Ziellinie.
Jetzt fielen sich die drei Dominierer in die Arme, gleich danach sprintete Rydzek zur Bande und grüßte seine Eltern. Seine Freundin Lissy war da bereits am Flughafen Seoul, weil sie als Lehrerin nur zwei Tage Sonderurlaub bekam. „Das ist blöd gelaufen“, sagte Rydzek. Dennoch habe es ihm Kraft gegeben, dass sie ihn in Korea besucht habe: „Ihr Spirit war dabei.“
Der Tag fing wirklich gut an. Der Körper gewöhnt sich zwar nur schwer an kurze Nächte, doch dafür hat er sich auf die neue Nahrung umgestellt. Statt Müsli mit Milch gibt es Kabeljau mit Kimchi und Reis zum Frühstück. Lecker, dazu noch eine Portion Algensalat und der Tag ist dein Freund. Doch das Beste folgte danach. Nach der Kontrolle am Einlass zum olympischen Mediendorf grüßt ein junges koreanisches Mädchen mit einem fröhlichen „Guten Morgen“den unrasierten Journalisten.
Während die Langnasen noch radebrechend An-nyeong-ha-se-yo, also auf Koreanisch einen guten Tag zu wünschen versuchen, sind die Helfer einen Schritt voraus.
Nicht nur die Einwohner, vor allem die Volunteers machen Olympia in Südkorea zu fröhlichen Spielen. Stundenlang stehen sie im beißenden Polarwind bei minus 15 Grad tapfer im Verkehr wie die Pinguine am Südpol, dirigieren die Autos hierhin und dahin. Oder begrüßen winkend die Zuschauer an den Strecken.
Unter Gaslampen, mit Heizkissen für die Füße und Hände nur notdürftig gegen die Gefrierfach-Temperaturen geschützt, versehen sie ihren Dienst. Und der macht meist wenig Spaß. Nur die wenigsten stehen in einer wohltemperierten Halle und dürfen nebenbei Shorttrack, Eishockey oder Eiskunstlauf schauen. So stellt man sich die Volunteers-Arbeit vor. Der Alltag ist
Rydzek hat eine schwere Saison hinter sich
viel härter. Weitab des Spektakels um Skihaserl Lindsay Vonn verrichten rund 14 000 freiwillige Helfer ihre teils öden Dienste.
Beim Organisationskomitee waren ursprünglich 90 000 Bewerbungen aus 145 Ländern eingegangen. Bezahlt wird nichts. Kleidung, Essen und die oft weitab gelegene Unterkunft gibt es umsonst. Insofern verwundert kaum die gestrige Meldung, dass 140 Volunteers den Dienst quittiert hätten. Weil ihre Arbeit nicht den Vorstellungen entsprochen hätte.
Wir fragen uns, warum nicht schon mehr freiwillige Helfer das Weite gesucht haben. Von uns gibt es die Note eins für den großen Einsatz. Die freundlichen Volunteers der Winterspiele in Pyeongchang haben jetzt schon Goldmedaillen verdient.