Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Legendäre Rocker leben wieder auf
Konzert The Cavern Beatles locken auch junge Fans in die Stadthalle
Es war die Zeit der Blumenkinder, die Zeit der Revolutionen, die Zeit der kreischenden Teenies auf brechend vollen Popkonzerten – und mittendrin vier smarte Pilzköpfe aus Liverpool. Doch kann man mit dem flippigen Zeitgeist dieser kontroversen Ära auch heute noch das große Publikum begeistern? Die Cavern Beatles haben sich zumindest all der unvergessenen Welthits von John Lennon & Co. angenommen und in der Gersthofer Stadthalle einen kunterbunten Querschnitt der wohl bekanntesten Popband aller Zeiten präsentiert. Und an der auffälligen Vielschichtigkeit des Publikums war deutlich zu erkennen, dass das Phänomen der Beatles im Laufe der vergangenen Jahrzehnte kaum etwas von seiner Faszination verloren hat: Junge Buben mit silbern glitzernden Beatles-Jacken hatten ebenso eine Eintrittskarte wie sehr viel ältere Herrschaften, die vielleicht sogar noch die Originalband live miterlebt hatten.
Mit frühen Klassikern wie „Yeah Yeah Yeah“und „A Hard Day’s Night“begannen schließlich die charakteristischen Gitarrenriffs der britischen Beatband zu erklingen, während unter den Gästen in rasender Geschwindigkeit eine neue „Beatlemania“um sich griff. Jubelnden Applaus erhielten die vier Cover-Interpreten dann schließlich nahezu nach jedem wobei es sich die wenigsten Besucher nehmen ließen, bei Kultsongs wie „Yellow Submarine“kräftig mitzusingen und sich mit rhythmischem Händeklatschen in eine ausgelassene Konzertstimmung zu versetzen.
Doch keineswegs „nur“die gesanglichen Glanzleistungen der Beatles erfuhren hier eine authentische Hommage, sondern auch die exzentrischen Modewellen, der damalige Humor und die eigensinnige Bühnenpräsenz aus jener Musikepoche: Arrangements und Anzüge der Cavern Beatles wandelten sich im Laufe des Abends ebenso wie einst die turbulenten Jahre der aufständischen Jugend und der farbenfrohen Hippiezeit – inklusive der ganz allmählich zunehmenden Haarlänge der Interpreten auf der Bühne!
Ob mit detailverliebten Gruppensongs oder stimmgewaltigen Soloparts: Die Cavern Beatles verstanden ihr Handwerk durchaus und ließen kaum eine Facette ihrer großen Vorbilder außer Acht.
Einen rundum gelungenen Höhepunkt nahmen die vier smarten Herren dann schließlich nach der Konzertpause in Angriff: Mit den seinerzeit vollkommen neuartigen Sounds aus dem legendären Album „St. Pepper Lonely Hearts Club Band“begannen die Interpreten unvermittelt in die psychedelische Phase der Beatles und den viel diskutierten „Summer of Love“einzuStück, tauchen, wobei weder die grellbunten Zirkus-Schlafanzüge noch die buschigen Bartbalken im Gesicht fehlen durften.
Doch wem die experimentellen, aber hervorragend interpretierten Arrangements von „Penny Lane“und „Strawberry Fields“zu verschroben waren, konnte gegen Ende des Konzerts noch einmal richtig durchatmen und wieder etwas mehr die Seele baumeln lassen, als auf der Bühne optisch wie auch musikalisch das spätere Werk von John Lennons Solokarriere seine ersten Ausprägungen erfuhr.
Dieses originelle Tribut an eine außergewöhnliche Band ist letztendlich sämtlichen Feinheiten gerecht geworden, welche die Beatles in den 60er-Jahren ausgemacht hatten. Zwar sind in der Gersthofer Stadthalle diesmal die jungen Damen nicht scharenweise in Ohnmacht gefallen, doch ein würdiges Beatles-Gefühl inmitten einer grandiosen Stimmung hatte die Band auf alle Fälle mühelos ins Publikum transportieren können.