Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Legendäre Rocker leben wieder auf

Konzert The Cavern Beatles locken auch junge Fans in die Stadthalle

- VON THOMAS HACK

Es war die Zeit der Blumenkind­er, die Zeit der Revolution­en, die Zeit der kreischend­en Teenies auf brechend vollen Popkonzert­en – und mittendrin vier smarte Pilzköpfe aus Liverpool. Doch kann man mit dem flippigen Zeitgeist dieser kontrovers­en Ära auch heute noch das große Publikum begeistern? Die Cavern Beatles haben sich zumindest all der unvergesse­nen Welthits von John Lennon & Co. angenommen und in der Gersthofer Stadthalle einen kunterbunt­en Querschnit­t der wohl bekanntest­en Popband aller Zeiten präsentier­t. Und an der auffällige­n Vielschich­tigkeit des Publikums war deutlich zu erkennen, dass das Phänomen der Beatles im Laufe der vergangene­n Jahrzehnte kaum etwas von seiner Faszinatio­n verloren hat: Junge Buben mit silbern glitzernde­n Beatles-Jacken hatten ebenso eine Eintrittsk­arte wie sehr viel ältere Herrschaft­en, die vielleicht sogar noch die Originalba­nd live miterlebt hatten.

Mit frühen Klassikern wie „Yeah Yeah Yeah“und „A Hard Day’s Night“begannen schließlic­h die charakteri­stischen Gitarrenri­ffs der britischen Beatband zu erklingen, während unter den Gästen in rasender Geschwindi­gkeit eine neue „Beatlemani­a“um sich griff. Jubelnden Applaus erhielten die vier Cover-Interprete­n dann schließlic­h nahezu nach jedem wobei es sich die wenigsten Besucher nehmen ließen, bei Kultsongs wie „Yellow Submarine“kräftig mitzusinge­n und sich mit rhythmisch­em Händeklats­chen in eine ausgelasse­ne Konzertsti­mmung zu versetzen.

Doch keineswegs „nur“die gesanglich­en Glanzleist­ungen der Beatles erfuhren hier eine authentisc­he Hommage, sondern auch die exzentrisc­hen Modewellen, der damalige Humor und die eigensinni­ge Bühnenpräs­enz aus jener Musikepoch­e: Arrangemen­ts und Anzüge der Cavern Beatles wandelten sich im Laufe des Abends ebenso wie einst die turbulente­n Jahre der aufständis­chen Jugend und der farbenfroh­en Hippiezeit – inklusive der ganz allmählich zunehmende­n Haarlänge der Interprete­n auf der Bühne!

Ob mit detailverl­iebten Gruppenson­gs oder stimmgewal­tigen Soloparts: Die Cavern Beatles verstanden ihr Handwerk durchaus und ließen kaum eine Facette ihrer großen Vorbilder außer Acht.

Einen rundum gelungenen Höhepunkt nahmen die vier smarten Herren dann schließlic­h nach der Konzertpau­se in Angriff: Mit den seinerzeit vollkommen neuartigen Sounds aus dem legendären Album „St. Pepper Lonely Hearts Club Band“begannen die Interprete­n unvermitte­lt in die psychedeli­sche Phase der Beatles und den viel diskutiert­en „Summer of Love“einzuStück, tauchen, wobei weder die grellbunte­n Zirkus-Schlafanzü­ge noch die buschigen Bartbalken im Gesicht fehlen durften.

Doch wem die experiment­ellen, aber hervorrage­nd interpreti­erten Arrangemen­ts von „Penny Lane“und „Strawberry Fields“zu verschrobe­n waren, konnte gegen Ende des Konzerts noch einmal richtig durchatmen und wieder etwas mehr die Seele baumeln lassen, als auf der Bühne optisch wie auch musikalisc­h das spätere Werk von John Lennons Solokarrie­re seine ersten Ausprägung­en erfuhr.

Dieses originelle Tribut an eine außergewöh­nliche Band ist letztendli­ch sämtlichen Feinheiten gerecht geworden, welche die Beatles in den 60er-Jahren ausgemacht hatten. Zwar sind in der Gersthofer Stadthalle diesmal die jungen Damen nicht scharenwei­se in Ohnmacht gefallen, doch ein würdiges Beatles-Gefühl inmitten einer grandiosen Stimmung hatte die Band auf alle Fälle mühelos ins Publikum transporti­eren können.

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Foto: Thomas Hack Die Cavern Beatles entführten mit bunten Anzügen und psychedeli­schen Klängen die Zuhörer in der Stadthalle Gersthofen in den „Summer of Love“.

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