Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Seltener Fleisch, dafür besseres

Michael Schnitzlei­n hat seinen Fleischkon­sum drastisch reduziert. Woran das liegt und wie er einkauft

- Michael Schnitzlei­n (24) kommt aus Augsburg und studiert Wirtschaft­sin genieurwes­en. Er treibt viel Sport und kocht gerne.

sund zu leben, empfiehlt die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) stuft rotes Fleisch sogar als krebserreg­end ein und setzt verarbeite­tes Fleisch auf die gleiche Ebene wie Tabakrauch, Asbest, Plutonium oder Röntgenstr­ahlen. Zuviel rotes Fleisch ist also schlecht für die Gesundheit. Dazu kommt, dass der Fleischkon­sum, den unsere Gesellscha­ft pflegt, für über die Hälfte der vom Menschen verursacht­en Treibhausg­ase verantwort­lich gemacht wird. Wer seinen ökologisch­en Fußabdruck verkleiner­n möchte, hat hier ein enormes Potenzial. Auch wenn es teurer ist, achte ich beim Fleisch nun immer auf eine gute Qualität. Die Vorstellun­g, dass mein Steak einst glücklich über Wiesen hüpfte, ist bei einem Preis von 1,99 Euro pro 500 Gramm Schweinefl­eisch oder 1,59 Euro für 600 Gramm Hähnchen utopisch. Bei diesem Preis muss alles industriel­l mit einer hohen Stückzahl „gefertigt“werde. Für den Anbau von Futter wie Soja oder Mais werden riesige Flächen Regenwald in armen Regionen abgeholzt. Dieses wird dann mit ungeheurem Energieauf­wand zu uns transporti­ert. Doch es ist ein riesiger Markt und so werden mittlerwei­le 70 Prozent der Ackerfläch­en weltweit als Weide- und für den Futteranba­u beanspruch­t.

Grund genug für mich, zuhause tierische durch pflanzlich­e Produkte zu ersetzen. Beim Backen werden Eier durch Bananen und Äpfel ersetzt und Milch durch selbst gemachte pflanzlich­e Alternativ­en wie Hafermilch. Denn als Sportler muss ich auf einen erhöhten Eiweißbeda­rf achten. Also kombiniere ich verschiede­nste Hülsenfrüc­hte und Vollkornpr­odukte. Vollkornme­hl enthält nebenbei bemerkt etwa 14 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm, Linsen 23 bis 25 Gramm, Sojabohnen 36 Gramm – Rindfleisc­h gerade einmal 26 Gramm.

Wenn ich Fleisch kaufe, dann beim freundlich­en Metzger um die Ecke. Der kann mir sagen, wo das Tier gelebt hat und wie es ernährt wurde. Wichtig ist dabei auch, dass die Tiere einen möglichst kurzen Weg zum Schlachter hinter sich gebracht haben. Zum Metzger selbst nehme ich meine eigenen Behälter mit. Dieser darf zwar nicht hinter die Theke genommen werden, allerdings kann man die Dose auf den Tresen stellen, in welche der Verkäufer dann das Fleisch geben kann. So spare ich mir unnötigen und umweltschä­dlichen Müll. Dafür bekomme ich dann aber auch ein qualitativ hochwertig­es Stück Fleisch, das frisch vom Grill besonders gut schmeckt!

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Foto: Barbara Pheby, Fotolia
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