Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Acht Schlägereien – was war los in Augsburg?
Sicherheit In der Nacht auf Sonntag kam es innerhalb von wenigen Stunden zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ob diese Häufung ungewöhnlich war, beantwortet Polizist Jürgen Wörle
In der Nacht auf Sonntag flogen in der Stadt viele Fäuste. War das aus Sicht der Polizei anomal?
Jürgen Wörle: Von einem ungewöhnlichen oder gewöhnlichen Wochenende zu sprechen, wäre meiner Meinung nach nicht zielführend. Wir stellen leider fest, dass es an den Wochenenden und hier insbesondere zu den Weggehzeiten immer wieder zu Körperverletzungsdelikten kommt. Die Anzahl schwankt. Im Tatzeitraum Samstag 22 Uhr auf Sonntag sechs Uhr etwa wurden insgesamt acht Anzeigen wegen verübter Gewaltdelikte erfasst.
Was fiel bei den Vorfällen auf? Wörle: Sieben der insgesamt acht Vorfälle stehen sowohl in zeitlichem, örtlichem als auch sachlichem Zusammenhang mit der Partyszene. Dies ist kein neues Phänomen. Wir mussten leider wiederholt feststellen, dass Tatverdächtige ihre Aggressionen nicht nur unseren Kolleginnen und Kollegen gegenüber auslassen. In mindestens einem Fall wurde auch ein Geschädigter geschlagen, der einfach nur schlichten wollte.
Spielte bei den Schlägern ein Migrationshintergrund eine Rolle?
Wörle: Leider konnten wir die Tatverdächtigen nicht in allen Fällen identifizieren. Bei den uns Bekanntgewordenen konnten wir jedenfalls keine Tendenz in Bezug auf einen Migrationshintergrund erkennen. Gleiches gilt auch für die Geschädigten. Die uns bekannten nicht-deutschen Tatverdächtigen besaßen die spanische und die irakische Staatsangehörigkeit.
War viel Alkohol im Spiel? Wörle: Die Atemalkoholüberprüfungen ergaben, dass nahezu alle von uns angetroffenen Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss standen. Der Höchstwert eines Tatverdächtigen lag bei 2,7 Promille.
Die Schlägereien passierten alle in einem relativ engen Zeitfenster. Wie schwierig war das für die Polizei? Wörle: Die Vielzahl der Taten ereignete sich in den frühen Morgenstunden zwischen zwei und vier Uhr. In diesem Zeitraum waren unsere Kolleginnen und Kollegen natürlich besonders gefordert. Insbesondere bei Auseinandersetzungen mit mehreren Beteiligten reicht eine Streifenbesatzung oftmals nicht aus. Hier kommen dann mehrere Streifenbesatzungen an einem Einsatzort zusammen.
Haben die Arrestzellen in der Nacht bei Ihnen gereicht?
Wörle: Im Rahmen der Abarbeitung der acht Anzeigen vor Ort musste ein Tatverdächtiger in Gewahrsam genommen werden. In den Räumlichkeiten des Dienstgebäudes in der Gögginger Straße 43 stehen insgesamt 18 Einzel- und eine Sammelzelle zur Verfügung.
Nimmt die Aggression in der Partyszene zu?
Wörle: Das lässt sich zahlenmäßig schwer darstellen. Nicht jede Aggression mündet in einem Polizeieinsatz oder gar in einer Anzeige. Die Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft sinkt aber erfahrungsgemäß mit zunehmendem Alkoholisierungsgrad. Leider ist dies kein neues Phänomen. Diesen Trend beobachten wir seit Jahren. Auffallend sind aber die immer wieder hohen Alkoholwerte der Beteiligten. Neben den reinen Fallzahlen kommt es bei der Betrachtung der Aggression vor allem aber auf die Intensität der Taten an. Interview: Ina Kresse
Jürgen Wörle ist Polizeioberkommis sar und arbeitet in der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Nord.