Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Radlerleben
Eigentlich wollte ich Ihnen etwas Schönes erzählen. Ich wollte Ihnen erzählen von Schokolade, die auf ihrem Weg von der KakaoBohnen-Plantage bis zum Laden ganz ohne CO2-Emission auskommt – dank Segelfrachter und Lastenrädern. Aber das muss leider warten. Denn grade eben stand mir wieder ein Bierlaster im Weg.
Es ist nicht so, dass mich dies schon aus der Fassung bringt: Zuerst nahm ich das nach Art des resignierten Radlers hin und rollte vorsichtig über die kleinen Eisberge, die sich rechts und links des Radweges auftürmten. Nachdem ich den Fahrer angesprochen hatte, stieß seine Reaktion, die an Gleichgültigkeit und Ohnmacht nicht zu überbieten war, einen inneren Monolog an, der mich die Schokolade vergessen ließ. „Das ist asozial“, schimpft der Grantler in mir. „Er macht doch auch nur seinen Job“, beschwichtigt der Diplomat. Doch irgendwie hat der Grantige recht: Schließlich macht der Bierkutscher sein Problem zu meinem.
Sein Problem besteht darin, dass Ladezonen – wenn vorhanden – zu klein, zu weit weg oder belegt sind. Also stellt er seinen Brummi auf den Radweg, wo dieser zu meinem Problem wird. Man kann also sagen, dass er aus Ohnmacht („wo soll ich denn sonst stehen?“) sein Problem zu meinem macht. Doch warum kann er sich nicht einfach dafür einsetzen, dass sein Problem – zumindest ansatzweise – gelöst wird? Seine Interessen werden von mehreren Lobbygruppen vertreten. Denn er ist a) Kraftfahrer für ein b) großes lokales Wirtschaftsunternehmen, dessen Geschäftsführer sich c) in der IHK-Schwaben engagierte.
Und wen habe ich? Den kleinen Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland, der öffentlich kaum wahrgenommen wird, und den ADFC Augsburg. Ob ich mich von