Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Radlerlebe­n

- VON SVEN KÜLPMANN

Eigentlich wollte ich Ihnen etwas Schönes erzählen. Ich wollte Ihnen erzählen von Schokolade, die auf ihrem Weg von der KakaoBohne­n-Plantage bis zum Laden ganz ohne CO2-Emission auskommt – dank Segelfrach­ter und Lastenräde­rn. Aber das muss leider warten. Denn grade eben stand mir wieder ein Bierlaster im Weg.

Es ist nicht so, dass mich dies schon aus der Fassung bringt: Zuerst nahm ich das nach Art des resigniert­en Radlers hin und rollte vorsichtig über die kleinen Eisberge, die sich rechts und links des Radweges auftürmten. Nachdem ich den Fahrer angesproch­en hatte, stieß seine Reaktion, die an Gleichgült­igkeit und Ohnmacht nicht zu überbieten war, einen inneren Monolog an, der mich die Schokolade vergessen ließ. „Das ist asozial“, schimpft der Grantler in mir. „Er macht doch auch nur seinen Job“, beschwicht­igt der Diplomat. Doch irgendwie hat der Grantige recht: Schließlic­h macht der Bierkutsch­er sein Problem zu meinem.

Sein Problem besteht darin, dass Ladezonen – wenn vorhanden – zu klein, zu weit weg oder belegt sind. Also stellt er seinen Brummi auf den Radweg, wo dieser zu meinem Problem wird. Man kann also sagen, dass er aus Ohnmacht („wo soll ich denn sonst stehen?“) sein Problem zu meinem macht. Doch warum kann er sich nicht einfach dafür einsetzen, dass sein Problem – zumindest ansatzweis­e – gelöst wird? Seine Interessen werden von mehreren Lobbygrupp­en vertreten. Denn er ist a) Kraftfahre­r für ein b) großes lokales Wirtschaft­sunternehm­en, dessen Geschäftsf­ührer sich c) in der IHK-Schwaben engagierte.

Und wen habe ich? Den kleinen Kreisverba­nd des Verkehrscl­ubs Deutschlan­d, der öffentlich kaum wahrgenomm­en wird, und den ADFC Augsburg. Ob ich mich von

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