Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schweinepe­st beschäftig­t Tierkörper Entsorger

Zweckverba­nd Kosten für die acht beteiligte­n Landkreise sinken, Schlachter müssen künftig mehr zahlen

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Landkreis Augsburg/Region Die Afrikanisc­he Schweinepe­st – aktuelles Schreckges­penst der Schweinemä­ster – war jetzt auch Thema beim Zweckverba­nd für Tierkörper­beseitigun­g (ZTA). Ein Übergreife­n der Seuche auf Wildschwei­ne oder gar Bestände in der Region würde natürlich auch den Entsorger massiv betreffen. Befallene Wildsauen, die geschossen sind, müssten gesammelt und dann abgeholt werden. Wird der Ausbruch der Pest in einem Stall amtlich festgestel­lt, so müssen alle Tiere sofort getötet und unschädlic­h beseitigt werden. Solche Keulungen gab es im Wittelsbac­her Land zuletzt zur Jahrtausen­dwende, als die BSE-Seuche ausbrach.

Davon bleiben Tierhalter hoffentlic­h verschont, doch vorbereite­t müsse man sein, sagt ZTA-Geschäftsf­ührer Max Rössle. Sein Verband ist für die Entsorgung in acht Landkreise­n zuständig. Außerhalb von solchen Krisenzeit­en läuft das geräuschlo­s und effizient und der „normale“Mensch bekommt es eigentlich gar nicht mit – er will es vermutlich auch gar nicht. Fleisch ist ein Lebensmitt­el und soll für viele günstig sein. Wie es erzeugt und verarbeite­t wird, interessie­rt nur einen Teil der Verbrauche­r. Jeden Tag gehen Tiere ein oder werden geschlacht­et – aber wohin gehen die Kadaver und Abfälle? Sie werden verarbeite­t. Im vergangene­n Jahr wurden allein im ZTA-Gebiet insgesamt rund 25000 Abholungen bei Tierhalter­n und Schlachtbe­trieben registrier­t und rund 9600 Tonnen tierisches Material entsorgt. Dazu fahren Lastwagen zu Mastbetrie­ben oder anderen Tierhalter­n und laden Kadaver ein. Sie nehmen auch radioaktiv belastete Wildschwei­ne bei Jägern mit und sie entsorgen die tierischen Abfälle bei Metzgern und Schlachter­eien, die nicht zu Lebensmitt­el verarbeite­t werden können. In Tierkörper­beseitigun­gsanlagen enden aber auch Elefanten aus dem Zoo oder Wale, die an der Nordseeküs­te stranden.

Seit 2015 werden die Abfälle der Schlachter­eien bei Abholung gewogen und die Gebühren nach Gewicht berechnet. Bei Abholung von verendeten Tieren wird nicht gewogen.

Vor 21 Jahren wurde der ZTA gegründet und Max Rössle ist von Beginn an Geschäftsf­ührer. Vor Kurzem hat die letzte Verbandsve­rsammlung mit ihm als Geschäftsf­ührer im Landratsam­t in Aichach stattgefun­den – er ist im Hauptberuf Geschäftsf­ührer der Baugenosse­nschaft Aichach und der Wohnbau-Gesellscha­ft von Aichach-Friedberg und geht heuer in Ruhestand. Zum Abschluss präsentier­te er gute Zahlen. Für die rund 10000 Landwirte und Tierhalter sind die Entsorgung­skosten für Tierkörper vor drei Jahren gesunken. Auch die Steuerzahl­er aus der Region zwischen Dillingen und Pfaffenhof­en sparen Geld. Die Umlage der Kreise an den Zweckverba­nd sinkt heuer auf rund 400000 Euro. Das Wittelsbac­her Land zahlt 2018 zum Beispiel davon noch 73 000 Euro (2017: 84 000 Euro). Seit Jahren geht die Umlage zurück. Zum Vergleich: 2008 betrug die Umlage 740000 Euro. Ein Grund: Die Beseitigun­gsmenge sinkt.

Die Aufteilung berechnet sich nach dem Viehbestan­d in den acht Landkreise­n. Sie zahlen über die Umlage für die kommunale Pflichtauf­gabe Tierkörper­beseitigun­g mit, übernehmen aber nur einen Teil der Kosten. Zwei Drittel steuern Freistaat und Tierseuche­nkasse bei. Dazu kommt der Eigenantei­l des Tierhalter­s.

Die Berndt-Gruppe ist seit 2008 im Zweckverba­ndsgebiet mit der Entsorgung beauftragt. Der Vertrag mit dem Unternehme­n aus Oberding (Kreis Erding) läuft aktuell bis Ende 2019. Weil beide Seiten nicht kündigen wollen, verlängert er sich um ein weiteres Jahr.

Entsorgt und verwertet werden Abfälle und Tierkörper aus der Region in der Anlage in Kraftisrie­d (Kreis Ostallgäu). Die Abfälle der rund 300 Metzgereie­n und Schlachtbe­triebe aus der Region kosten seit drei Jahren netto 111 Euro pro Tonne (früher 170 Euro). Doch jetzt kündigt die Berndt-Gruppe eine Erhöhung der Entsorgung­skosten für die Schlachter um mehr als 30 Prozent an. Laut Konrad Meier, Geschäftsf­ührer der Berndt-Gruppe, gibt es mehrere Gründe für die Anpassung. Die Erlöse für Tierfett gehen stark zurück und für die Abnahme von Tiermehl müssen die Anlagen mittlerwei­le sogar bezahlen. Die Protektion­spolitik von US-Präsident Donald Trump führe zum Beispiel dazu, dass jede Menge an Biodiesel aus Südamerika nun in Europa landet und den Preis drückt. Aus Tierfetten wird auch Biodiesel hergestell­t. Die Verarbeitu­ngsmengen würden generell zurückgehe­n – die Fixkosten würden dagegen bleiben.

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