Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Unglaubwürdiges Postengeschacher
Ja, die CSU muss weiblicher werden. Das ist unbestritten. Was SPD, Grüne und CDU in ihren Führungsriegen längst geschafft haben, muss endlich auch bei der CSU selbstverständlich werden: Dass die Spitzenposten der Partei mit Männern und Frauen gleichermaßen besetzt sind.
Allerdings nicht um jeden Preis. Die Leistung ist entscheidend – und nicht eine sture Quote oder der Regionalproporz. Frauen brauchen keine Quoten. Sie brauchen Fairness und Chancengleichheit. So wie Männer im Übrigen auch.
Gerd Müller hat eine hervorragende Bilanz vorzuweisen. Er hat das jahrzehntelang milde belächelte und unwichtige Entwicklungsministerium auf den Kopf gestellt und sich dabei nicht nur Freunde gemacht. Er ist unbequem in seinem Amt, hemdsärmelig, spontan, und er fordert viel von den Mitarbeitern. Genauso anstrengend ist er für die Nichtregierungsorganisationen, denen jedes Jahr auch Millionen an öffentlichen Mitteln anvertraut werden.
Trotzdem bekommt der Minister aus dem Allgäu viel Lob. Warum? Weil es ihm um die Sache geht. Und weil er seinen Job nicht nur um der Macht willen macht, wie so viele in der Politik, sondern aus Überzeugung. Man nimmt es ihm ab – auch durch Aktionen, mit denen er so manchen Botschafter im Ausland ins Schwitzen bringt: Wenn er etwa aus dem Protokoll ausbricht und lieber in Ghanas Hauptstadt Accra auf der größten ElektroschrottMüllhalde vorbeischaut.
Es wäre ein Unding, wenn ein guter Entwicklungsminister seinen Posten verliert, nur weil er ein Mann ist. Oder weil einem lauten Generalsekretär ein Karrieresprung versprochen worden ist.
So wie es das bei einer Frau auch wäre. Dieses Postengeschachere, bei dem Können und Engagement erst an zweiter Stelle stehen, macht die Politik unglaubwürdig. Und die Menschen – verständlicherweise – politikverdrossen.