Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Altstadt: Lob alleine reicht nicht aus
„Wir legen die Hände nicht in den Schoß“, so Erben.
Im Masterplan werden Vorschläge gemacht, etwa die Förderung von Elektromobilität. Die Stadtwerke haben Pläne für 16 neue Ladesäulen. Die Zahl von momentan 150 Elektroautos in Augsburg sei steigerungsfähig. Zudem gibt es Überlegungen für „intelligente Ampeln“. Sie sollen dafür sorgen, dass der Verkehr flüssiger wird, indem sie abhängig vom aktuellen Verkehrsaufkommen zwischen verschiedenen Schaltprogrammen wechseln. In diesem Jahr ist ohnehin eine Installation in der Haunstetter Straße geplant, für alle Augsburger Ein- und Ausfallstraßen dürften die Kosten bei sieben Millionen Euro liegen. Man werde die schon ergriffenen zur Stärkung des Nahverkehrs und des Fahrrads unabhängig vom Urteil vorantreiben, so Gribl. Man müsse hinsichtlich weiterer Maßnahmen „kreativ sein“.
Tätig geworden ist die Stadt bereits in der Karlstraße, wo eine der Innenstadt-Luft-Messstationen des Landesamtes für Umwelt steht. Hier wurde das Schaltprogramm der Ampeln in Fahrtrichtung Jakobertor geändert. Vor allem an der Mages-Kreuzung soll es weniger Rückstaus geben. „Ziel ist aber nur eine Verflüssigung des Verkehrs, keine Beschleunigung“, so Erben. Aufgrund der Gegebenheiten biete sich bei viel Verkehr für Autofahrer ohnehin nur Tempo 40 in der Straße an. „Dabei soll es bleiben. Wir wollen nicht mehr Verkehr in die Straße ziehen.“Man werde in Absprache mit den Stadtwerken, deren Trams auf der querenden Karolinenstraße eine Vorrangschaltung an der Ampel haben, versuchen, den Verkehr weiter zu verflüssigen.
Laut Berechnungen zur Schadstoffverteilung (bezogen auf das Jahr 2015) ist nicht nur die Karlstraße, wo real gemessen wird, von zu hohen Stickoxidwerten betroffen. Damals wurden auch für den an die Karlstraße anschließenden Leonhardsberg, die Wertachstraße und einen Abschnitt der Frauentorstraße zu hohe Werte berechnet. Teils noch höher sind sie an der B 17 und der Inverness-Allee, der Sebastianund der Stadtbachstraße – rechtlich gesehen spielt das aber keine Rolle, weil hier laut Stadt keine WohngeMaßnahmen bäude betroffen sind oder diese Werte nur zwischen Schallschutzwänden zu finden sind.
Seit 2016 dürfen in die Umweltzone in der Innenstadt nur noch Autos mit grüner Plakette fahren. Damals hat die Stadt rund 26 000 Autos ausgesperrt. Der Effekt war allerdings minimal. Der Schritt dürfte vor allem erfolgt sein, um im Fall einer Klage nachweisen zu können, dass man aktiv Schritte zur Luftreinhaltung unternimmt. Stickstoffdioxid, das vor allem von DieselAutos ausgestoßen wird, wird für Lungen- und Herzerkrankungen verantwortlich gemacht.
»Seite 33 Der Diesel-Motor, der jetzt so umstritten ist, wurde einst in Augsburg erfunden.
In Augsburg erzählt man sich gerne diese Geschichte: Als ein Geschäft in der Altstadt schloss, soll der Inhaber sinngemäß gesagt haben: „Wenn nur die Hälfte der Leute, die das Aus jetzt bedauert haben, auch bei mir eingekauft hätten, hätte ich nicht schließen müssen.“Sein Satz schildert bis heute das Dilemma der Geschäfte in der Augsburger Altstadt.
Man wird wahrscheinlich niemanden finden, der die Gassen unterhalb der Maximilianstraße nicht schön findet. Alte Gebäude, kleine Bachläufe, Brücken und viele kleine Geschäfte, die in der Regel das bieten, was die Großen nicht haben: ungewöhnliche Waren, besondere Geschenke und ein ganz spezielles Flair. Das übertragen die Geschäfte auch nach draußen. Ihre Schaufenster und Auslagen tragen elementar zum Erlebnis Altstadt bei. Was für eine Freude, den Judenberg hinabzugehen, sich treiben zu lassen und... Ja, was?
Vom erfreuten Blick ins Schaufenster und dem Lob fürs Flair füllt sich auch in der Altstadt keine Ladenkasse. Und so ist es teils ein mühsames Geschäft. Wenn es um den Kauf geht, haben es das Besondere und die Kleinen oft schwerer als die weltbekannte Ware aus einer berühmten Kette. Wer aber die Vielfalt liebt, das ist durchaus selbstkritisch festzuhalten, muss als Einkäufer etwas dafür tun. Bevor ein Geschäft schließt.