Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Altstadt: Lob alleine reicht nicht aus

- VON MARCUS BÜRZLE mb@augsburger allgemeine.de

„Wir legen die Hände nicht in den Schoß“, so Erben.

Im Masterplan werden Vorschläge gemacht, etwa die Förderung von Elektromob­ilität. Die Stadtwerke haben Pläne für 16 neue Ladesäulen. Die Zahl von momentan 150 Elektroaut­os in Augsburg sei steigerung­sfähig. Zudem gibt es Überlegung­en für „intelligen­te Ampeln“. Sie sollen dafür sorgen, dass der Verkehr flüssiger wird, indem sie abhängig vom aktuellen Verkehrsau­fkommen zwischen verschiede­nen Schaltprog­rammen wechseln. In diesem Jahr ist ohnehin eine Installati­on in der Haunstette­r Straße geplant, für alle Augsburger Ein- und Ausfallstr­aßen dürften die Kosten bei sieben Millionen Euro liegen. Man werde die schon ergriffene­n zur Stärkung des Nahverkehr­s und des Fahrrads unabhängig vom Urteil vorantreib­en, so Gribl. Man müsse hinsichtli­ch weiterer Maßnahmen „kreativ sein“.

Tätig geworden ist die Stadt bereits in der Karlstraße, wo eine der Innenstadt-Luft-Messstatio­nen des Landesamte­s für Umwelt steht. Hier wurde das Schaltprog­ramm der Ampeln in Fahrtricht­ung Jakobertor geändert. Vor allem an der Mages-Kreuzung soll es weniger Rückstaus geben. „Ziel ist aber nur eine Verflüssig­ung des Verkehrs, keine Beschleuni­gung“, so Erben. Aufgrund der Gegebenhei­ten biete sich bei viel Verkehr für Autofahrer ohnehin nur Tempo 40 in der Straße an. „Dabei soll es bleiben. Wir wollen nicht mehr Verkehr in die Straße ziehen.“Man werde in Absprache mit den Stadtwerke­n, deren Trams auf der querenden Karolinens­traße eine Vorrangsch­altung an der Ampel haben, versuchen, den Verkehr weiter zu verflüssig­en.

Laut Berechnung­en zur Schadstoff­verteilung (bezogen auf das Jahr 2015) ist nicht nur die Karlstraße, wo real gemessen wird, von zu hohen Stickoxidw­erten betroffen. Damals wurden auch für den an die Karlstraße anschließe­nden Leonhardsb­erg, die Wertachstr­aße und einen Abschnitt der Frauentors­traße zu hohe Werte berechnet. Teils noch höher sind sie an der B 17 und der Inverness-Allee, der Sebastianu­nd der Stadtbachs­traße – rechtlich gesehen spielt das aber keine Rolle, weil hier laut Stadt keine WohngeMaßn­ahmen bäude betroffen sind oder diese Werte nur zwischen Schallschu­tzwänden zu finden sind.

Seit 2016 dürfen in die Umweltzone in der Innenstadt nur noch Autos mit grüner Plakette fahren. Damals hat die Stadt rund 26 000 Autos ausgesperr­t. Der Effekt war allerdings minimal. Der Schritt dürfte vor allem erfolgt sein, um im Fall einer Klage nachweisen zu können, dass man aktiv Schritte zur Luftreinha­ltung unternimmt. Stickstoff­dioxid, das vor allem von DieselAuto­s ausgestoße­n wird, wird für Lungen- und Herzerkran­kungen verantwort­lich gemacht.

»Seite 33 Der Diesel-Motor, der jetzt so umstritten ist, wurde einst in Augsburg erfunden.

In Augsburg erzählt man sich gerne diese Geschichte: Als ein Geschäft in der Altstadt schloss, soll der Inhaber sinngemäß gesagt haben: „Wenn nur die Hälfte der Leute, die das Aus jetzt bedauert haben, auch bei mir eingekauft hätten, hätte ich nicht schließen müssen.“Sein Satz schildert bis heute das Dilemma der Geschäfte in der Augsburger Altstadt.

Man wird wahrschein­lich niemanden finden, der die Gassen unterhalb der Maximilian­straße nicht schön findet. Alte Gebäude, kleine Bachläufe, Brücken und viele kleine Geschäfte, die in der Regel das bieten, was die Großen nicht haben: ungewöhnli­che Waren, besondere Geschenke und ein ganz spezielles Flair. Das übertragen die Geschäfte auch nach draußen. Ihre Schaufenst­er und Auslagen tragen elementar zum Erlebnis Altstadt bei. Was für eine Freude, den Judenberg hinabzugeh­en, sich treiben zu lassen und... Ja, was?

Vom erfreuten Blick ins Schaufenst­er und dem Lob fürs Flair füllt sich auch in der Altstadt keine Ladenkasse. Und so ist es teils ein mühsames Geschäft. Wenn es um den Kauf geht, haben es das Besondere und die Kleinen oft schwerer als die weltbekann­te Ware aus einer berühmten Kette. Wer aber die Vielfalt liebt, das ist durchaus selbstkrit­isch festzuhalt­en, muss als Einkäufer etwas dafür tun. Bevor ein Geschäft schließt.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Karlstraße (von links nach rechts) zeigt sich das Problem der schadstoff­belasteten Luft in Augsburg am besten: An der dortigen Messstatio­n wurden die zulässigen Schadstoff Grenzwerte auch im vergangene­n Jahr wieder überschrit­ten. Um den Verkehr...
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