Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Er hat die Pfarrgemeinde im Blick
Kirche Am Wochenende sind Pfarrgemeinderatswahlen. Conrad Frede ist seit acht Jahren in Dinkelscherben dabei. Er erzählt von seinem Ehrenamt und erklärt, warum Katholiken wählen gehen sollten
Herr Frede, Sie sitzen seit acht Jahren im Pfarrgemeinderat Dinkelscherben. Warum ist dieses Gremium wichtig? Frede: Die Pfarrgemeinderäte sind eine wichtige Stütze für den Pfarrer, die aktiv mitarbeiten, Anstöße geben und Stimmungen aufnehmen. Wir sind ja in unserer Pfarreiengemeinschaft sechs Pfarreien, da kann der Pfarrer nicht überall sein und nicht alles machen. Im Laufe des Jahres kümmern wir uns um viele Themen, die wichtig sind, vom Pfarrfest bis Fronleichnam, von den Täuflingen bis zu den Senioren.
Was waren die wichtigsten Aufgaben der vergangenen Wahlperiode?
Frede: Wir hatten zwei Pfarrerwechsel und eine Pastoralvisitation zu organisieren. Nach dem Weggang von Pfarrer Benedikt Gruber (er hatte Ende 2015 zunächst ein Sabbatjahr angetreten und dann seinen Priesterberuf aufgegeben, Anm. d. Red) hatten wir ja fast ein Jahr lang keinen eigenen Pfarrer. Als Vertretung kamen unter anderem zwei indische Geistliche. Da war viel Dialog nötig; zum Beispiel mussten wir ihnen erklären, wie sie zu all den Kirchen kommen. Pater Jobi kam direkt aus Rom hierher, da mussten wir ihm schon beim Eingewöhnen helfen.
Und dann ist da ja noch das „Alltagsgeschäft“.
Frede: Ja, dafür haben wir im Pfarrgemeinderat verschiedene Arbeitskreise. Die einen kümmern sich z. B. um Feste, die anderen um Öffentlichkeitsarbeit, um Taufbegleitung oder um Familie und Ministranten.
Was sind Ihre persönlichen Schwerpunkte?
Frede: Mein Steckenpferd ist die Öffentlichkeitsarbeit. Wir kümmern uns unter anderem um die Webseite und gestalten drei Pfarrbriefe im Jahr. Eine Besonderheit bei uns in Dinkelscherben ist die Videoübertragung: Jeden Sonntagsgottesdienst aus der Simpertkirche kann man im Internet live mitverfolgen. Da gibt es auch immer was anzupassen und zu regeln. Kürzlich haben wir zum Beispiel aus Datenschutzgründen eine neue Zustimmung gebraucht von denen, die da regelmäßig vor der Kamera stehen, also Priester, Lektoren und Ministranten.
Da stecken viele Stunden ehrenamtliche Arbeit drin. Warum engagieren Sie sich im Pfarrgemeinderat?
Frede: Ich bin „Zugereister“, und da hat ein solches Amt natürlich den Vorteil, dass man mit vielen Menschen im Ort in Berührung kommt. Aber ehrlich gesagt, es war nicht so, dass ich mir ständig gedacht hatte: Das wollte ich schon immer machen. Pfarrer Herbert Gugler hat mich da-
mals vor acht Jahren gefragt, und so hat sich das ergeben. Aber natürlich hat die katholische Kirche in meinem Leben schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Sonst könnte ich mich ja auch im Marktrat oder im Verein engagieren.
Am Wochenende werden die Pfarrgemeinderäte in allen bayerischen Bistümern neu gewählt. Wie sieht es in der
Pfarreiengemeinschaft Dinkelscherben mit Kandidaten aus?
Frede: Es ist leider so, dass sich nicht so viele um dieses Ehrenamt reißen. Viele haben auch gar keine Vorstellung, was da dahinter steckt. Wir haben in unserer Pfarreiengemeinschaft das Riesenglück, dass sich 80 Prozent der Räte wieder zur Wahl stellen. So mussten wir nicht so viele neue Kandidaten gewinnen. Wir können auf jeden Fall in jeder unserer sechs Pfarreien wieder einen Pfarrgemeinderat bilden. In Dinkelscherben hatten wir bisher zwölf Mitglieder, jetzt haben wir nur elf Kandidaten. Aber das werden wir sicher auch zu elft gut hinkriegen.
Welche Aufgaben stehen für den neuen Pfarrgemeinderat an?
Frede: Viele Aktivitäten sind ja geprägt vom Kirchenjahr, das ändert sich nicht. Und dann haben wir bei der Visitation durch Weihbischof Florian Wörner gute Hinweise bekommen, wo wir neue Initiativen bilden könnten.
Welche könnten das sein?
Frede: Zum Beispiel im Bereich der Diakonie. Wir haben ja immer mehr ältere Gemeindemitglieder. Wir könnten Fahrdienste zu Gottesdiensten einrichten oder die Stiftsbewohner vom Seniorenheim nebenan stärker integrieren. Aber es reicht natürlich nicht, wenn ich das als Vorsitzender vorschlage. Es ist immer abhängig von Menschen, die das auch tun wollen.
Warum sollten Katholiken am Sonntag wählen gehen?
Frede: Manche denken sich wahrscheinlich: Das läuft ja sowieso alles, da kommt es auf mich nicht an. Aber wenn man die Möglichkeit hat, auf seine Kirche und seine Pfarrei Einfluss zu nehmen, dann sollte man das auch tun. Als Pfarrer Gruber weg war, haben wir ja gespürt, wie schwierig es ist, wenn man als Gemeinde ohne eigenen Pfarrer auskommen muss. Ich vermute, dieses Jahr werden weniger zur Wahl gehen als beim letzten Mal – es sind ja auch weniger Gottesdienstbesucher. Wir wollen es den Menschen aber möglichst leicht machen: Die Wahllokale haben am Samstag und Sonntag lange geöffnet, auch eine Briefwahl ist möglich. Interview: Manuela Bauer
Conrad Frede ist der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Dinkelscherben und des Pastoralrats der Pfarreienge meinschaft. Er wurde vor acht Jah ren zum ersten Mal in den PGR ge wählt und kandidiert am Sonntag für eine dritte Periode.