Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Biberbach setzt auf Öko Erdgas

Gemeindera­t Warum die Pläne für ein eigenes Wärmenetz gescheiter­t sind und warum es ein „Zuckerle“geben könnte

- VON SONJA DILLER

Biberbach Es gab schon eine ganze Reihe von Vorschläge­n zu einem Nahwärmene­tz mit Hackschnit­zelbefeuer­ung in Biberbach. Doch nun hat die Realität das Wunschdenk­en eingeholt. Eigene Planungen eines Wärmenetze­s rund um den Bauhof und die Schule sind an unerwartet hohen Kosten gescheiter­t. Doch die Zeit drängt. Denn in Schule und Turnhalle fallen durch die veraltete Ölheizung sehr hohe Heizkosten an. Und die Kita, die kurz vor der Erweiterun­g steht, braucht ebenfalls ein Heizkonzep­t. Eine neue Wärmequell­e benötigt auch die geplante Senioren-WG, die in einem gemeindeei­genen Haus an der Raiffeisen­straße entstehen soll. Das Haus ist bereits an den örtlichen Pflegedien­st als Betreiber vermietet, doch ohne Heizung kann der Betrieb nicht starten. Hier war ursprüngli­ch das kleine Nahwärmene­tz rund um Bauhof und Haus der Vereine geplant, das an den hohen Kosten scheiterte.

Um keine weiteren bösen Überraschu­ngen zu erleben, beauftragt­e die Gemeinde die Forschungs­gesellscha­ft für Energiewir­tschaft in München mit einer Gegenübers­tellung von Angeboten des regionalen Anbieters GP Joule und der Erdgas Schwaben. GP Joule hatte die große Lösung eines Hackschnit­zel-Wärmenetze­s zwischen Kirchberg und Bauhof präsentier­t. Erdgas Schwaben empfahl hingegen, für Schule und Kindergart­en ein Blockheizk­raftwerk mit Brennwertk­essel und Pufferspei­cher zu bauen und gleichzeit­ig ganz Biberbach nach und nach mit Erdgasansc­hlüssen zu versorgen. Schon im laufenden Jahr könnte so die Senioren-WG eine neue Heizung bekommen und das neue Baugebiet werde man ebenfalls erschließe­n. Private Haushalte würden attraktive Angebote zum Anschluss bekommen, versichert­en die Unternehme­nsvertrete­r den Gemeinderä­ten. Als „Zuckerle“legt Erdgas Schwaben noch die Aussicht auf schnelles Internet für alle angeschlos­senen Häuser drauf. Man werde mit den Gasleitung­en auch die Infrastruk­tur für Glasfaserk­abel schaffen, so das Angebot.

„Was ist an Erdgas besser als an Heizöl?“, fragte Franz Bayer (CSU). Erdgas sei letztendli­ch auch ein fossiler Brennstoff und müsse von weither herangesch­afft werden. Man habe Nachhaltig­keit schaffen wollen, das könne mit Erdgas nicht gelingen, zog Bayer für sich eine ernüchtern­de Bilanz der Bemühungen um eine Energiewen­de für Biberbach.

Voll und ganz begeistert zeigte sich keiner der Gemeinderä­te beim Gedanken, den Traum von der regenerati­ven Energie aus den eigenen Wäldern zu begraben. Doch so schön wie man sich die Nutzung des gemeindeei­genen Holzes ursprüngli­ch vorgestell­t habe, hätte es ohnehin nicht funktionie­rt, stellte Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch klar. Das Ausgangsma­terial habe man zwar, doch könne man das Holz nicht direkt aus dem Wald nutzen. Wie bisher hätte das Holz verkauft und Hackschnit­zel von einem Verarbeitu­ngsbetrieb bezogen werden müssen.

Ökologisch sehe es mit der Lösung von Erdgas Schwaben auch nicht schlecht aus. Denn im Konzept des Wärmenetze­s mit Hackschnit­zelheizung war für Spitzenlas­ten ein Heizölkess­el vorgesehen gewesen. Bei der Abnahme von 100 Prozent ökologisch erzeugtem Gas komme man dem Ziel der regenerati­ven Energie im Ort sogar noch näher, erklärte Jarasch auf Nachfrage. Auch würden mit der Erschließu­ng viele Bürger neue Möglichkei­ten bekommen, denn Gasleitung­en in allen Ortsteilen seien das erklärte Ziel des Unternehme­ns.

Mit dem Beschluss des Gemeindera­tes, künftig auf Öko-Erdgas zu setzen, wurde dann auch das Startsigna­l für eine Energiezen­trale am Kirchberg gegeben. Schule, Kita und das alte Lehrerhaus sollen künftig über ein Blockheizk­raftwerk Strom erzeugen und mit der Abwärme heizen – ein weiterer ökologisch­er Pluspunkt in den Augen des Rathausche­fs. Und dazu mit einem Einsatz von rund 300000 Euro für die Gemeindeka­sse viel billiger als die millionens­chwere Investitio­n in ein eigenes Wärmenetz.

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