Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Salonlöwengebrüll im Kultur Stadl
Musik Sebastian Coors und Norbert Lauter begeistern in Wörleschwang mit einem ungewöhnlichen Abend: Sie machen salonmusikalische Comedy. Was dahintersteckt
Zusmarshausen Wörleschwang Die beiden Entertainer Sebastian Coors und Norbert Lauter haben am Donnerstagabend im Kultur-Stadl Wörleschwang ein wahres Salonlöwengebrüll vollführt. Voll feinsinnigen Humors und gespickt mit musikalischen Kleinoden wirkte ihre salonmusikalische Comedy im Tonfall und Gewand der Zwanzigerjahre mitnichten, als sei sie knapp hundert Jahre zu spät auf die Bühne gekommen.
Neben wenigen zeitlosen dienten zumeist typisch zeitgenössische Themen als äußerer Anlass für die Lieder. Allen gemein war dieses gewisse, urbane, postromantisch-moderne Unbehagen, das sich an den Widernissen des menschlichen Daseins stößt, um sich mit Ironie und Humor dagegen zu wappnen und letztlich selbst zu behaupten. Das Befremdliche, Verstörende, Vernichtende tritt immer aus dem Nichtigen, dem Nichts auf. Durch die Macht der Kunst, den leuchtenden Einfall, wird dieses vernichtend Nichtige zum bestätigend Seienden gewandelt.
Gleich zu Beginn erweckten die beiden gewieften Protagonisten gekonnt den Eindruck eines zerstrittenen Ehepaars. Aus dem Off führten sie einen Dialog darum, ob der Nur- Begleiter und Pianist Lauter heute auch mal ein ambitioniertes Solo zum Besten geben dürfe. Was SoloSänger und Big-Boss Coors natürlich entsetzt ablehnte. Dieser kleine Zwist zog sich dann als Nebenstrang durch den ganzen vergnüglichen Abend.
Die Funken für sein kunstvoll in Musik verpacktes hintersinniges Feuerwerk der Einfälle schlägt Sebastian Coors dabei oft aus der Spra- che. So erschuf er zum Beispiel aus allen möglichen Assoziationen rund um die Wortsilben „Rum“und „Bar“ein vielstrophiges Lied über eine karibische Rum-Bar, wo er seinen Rum in bar bezahlt. Im weiteren Fortgang wird die Rum-Bar zur Rum-Baracke und schließlich zu einer Rum-Bar-Macke. Das ganze wird natürlich gespielt und gesungen im Rhythmus, wie könnte es anderes sein, einer Rumba.
Lied auf Lied schlängelten sich elegante Wortspielereien rund um die Tücken und Fallstricke des modernen Alltags zu Zeiten von Facebook, Smartphone und WhatsApp. Zwischendurch fanden sich aber auch immer wieder Querverweise auf die Meta-Ebene, den Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Gattungen der Unterhaltungsbranche. Das begann beim ironischen Hilferuf „Wer kann mich vor der Operette retten?“, weitete sich aus bis zur lapidaren Frage „ob ich in die Oper geh’, ... oder nach Haus zu meinem Opa geh’“. Es kumulierte stark in einem Lied übers Dschungelcamp, um sich schließlich in einer köstlichen Abrechnung mit Musikantenstadl und Volksmusik zum infernalischen Finale zu steigern, Schunkeln und Klatschen erlaubt.
Zum Schluss kam dann der Salonlöwe in Form einer Handpuppe noch leibhaftig auf die Bühne. Sodann warteten Sebastian Coors und Norbert Lauter mit einem köstlichen Potpourri auf und verwoben die besten Melodien und Einfälle des Abends zu einer verblüffend neuen Nummer.
Mit seinen zündenden Ideen vertrieb das fröhliche Duo alle Trübsal der faden Fastenzeit. „Wir können nicht genug kriegen“, lautete der allerletzte Rausschmeißer. Das stimmt.