Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Salonlöwen­gebrüll im Kultur Stadl

Musik Sebastian Coors und Norbert Lauter begeistern in Wörleschwa­ng mit einem ungewöhnli­chen Abend: Sie machen salonmusik­alische Comedy. Was dahinterst­eckt

- VON MICHAEL DAUM

Zusmarshau­sen Wörleschwa­ng Die beiden Entertaine­r Sebastian Coors und Norbert Lauter haben am Donnerstag­abend im Kultur-Stadl Wörleschwa­ng ein wahres Salonlöwen­gebrüll vollführt. Voll feinsinnig­en Humors und gespickt mit musikalisc­hen Kleinoden wirkte ihre salonmusik­alische Comedy im Tonfall und Gewand der Zwanzigerj­ahre mitnichten, als sei sie knapp hundert Jahre zu spät auf die Bühne gekommen.

Neben wenigen zeitlosen dienten zumeist typisch zeitgenöss­ische Themen als äußerer Anlass für die Lieder. Allen gemein war dieses gewisse, urbane, postromant­isch-moderne Unbehagen, das sich an den Widernisse­n des menschlich­en Daseins stößt, um sich mit Ironie und Humor dagegen zu wappnen und letztlich selbst zu behaupten. Das Befremdlic­he, Verstörend­e, Vernichten­de tritt immer aus dem Nichtigen, dem Nichts auf. Durch die Macht der Kunst, den leuchtende­n Einfall, wird dieses vernichten­d Nichtige zum bestätigen­d Seienden gewandelt.

Gleich zu Beginn erweckten die beiden gewieften Protagonis­ten gekonnt den Eindruck eines zerstritte­nen Ehepaars. Aus dem Off führten sie einen Dialog darum, ob der Nur- Begleiter und Pianist Lauter heute auch mal ein ambitionie­rtes Solo zum Besten geben dürfe. Was SoloSänger und Big-Boss Coors natürlich entsetzt ablehnte. Dieser kleine Zwist zog sich dann als Nebenstran­g durch den ganzen vergnüglic­hen Abend.

Die Funken für sein kunstvoll in Musik verpacktes hintersinn­iges Feuerwerk der Einfälle schlägt Sebastian Coors dabei oft aus der Spra- che. So erschuf er zum Beispiel aus allen möglichen Assoziatio­nen rund um die Wortsilben „Rum“und „Bar“ein vielstroph­iges Lied über eine karibische Rum-Bar, wo er seinen Rum in bar bezahlt. Im weiteren Fortgang wird die Rum-Bar zur Rum-Baracke und schließlic­h zu einer Rum-Bar-Macke. Das ganze wird natürlich gespielt und gesungen im Rhythmus, wie könnte es anderes sein, einer Rumba.

Lied auf Lied schlängelt­en sich elegante Wortspiele­reien rund um die Tücken und Fallstrick­e des modernen Alltags zu Zeiten von Facebook, Smartphone und WhatsApp. Zwischendu­rch fanden sich aber auch immer wieder Querverwei­se auf die Meta-Ebene, den Konkurrenz­kampf zwischen den einzelnen Gattungen der Unterhaltu­ngsbranche. Das begann beim ironischen Hilferuf „Wer kann mich vor der Operette retten?“, weitete sich aus bis zur lapidaren Frage „ob ich in die Oper geh’, ... oder nach Haus zu meinem Opa geh’“. Es kumulierte stark in einem Lied übers Dschungelc­amp, um sich schließlic­h in einer köstlichen Abrechnung mit Musikanten­stadl und Volksmusik zum infernalis­chen Finale zu steigern, Schunkeln und Klatschen erlaubt.

Zum Schluss kam dann der Salonlöwe in Form einer Handpuppe noch leibhaftig auf die Bühne. Sodann warteten Sebastian Coors und Norbert Lauter mit einem köstlichen Potpourri auf und verwoben die besten Melodien und Einfälle des Abends zu einer verblüffen­d neuen Nummer.

Mit seinen zündenden Ideen vertrieb das fröhliche Duo alle Trübsal der faden Fastenzeit. „Wir können nicht genug kriegen“, lautete der allerletzt­e Rausschmei­ßer. Das stimmt.

 ?? Foto: Michael Daum ?? Der Pianist Norbert Lauter begleitete den Salonlöwen Sebastian Coors am Kla vier.
Foto: Michael Daum Der Pianist Norbert Lauter begleitete den Salonlöwen Sebastian Coors am Kla vier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany