Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie neugeboren
Forschung Kann der Geruch von Babys Depressionen vertreiben?
Stockholm Wie wunderbar Neugeborene riechen, erzählen alle Eltern. Als ein Kollege, dessen Frau gerade ein Kind bekommen hatte, in den höchsten Tönen von seinen geruchstechnischen Glücksgefühlen schwärmte, machten Forscher des renommierten schwedischen Karolinska-Instituts eine Wissenschaft daraus: Sie wollen ein Nasenspray aus Bestandteilen des Babyduftes entwickeln, das gegen Ängste wirken soll. Der Neurologieprofessor Johan Lundström ließ für seine Forschung 30 Frauen im fruchtbaren Alter an Kleidungsstücken eines frisch geborenen Kindes riechen und die Gehirne der Frauen beim Einatmen mit einer Magnetkamera beobachten. Und siehe da: Der Babyduft hat einen ähnlich anregenden Effekt auf bestimmte Hirnteile wie Medikamente gegen Angst und Depressionen. Bislang haben die Forschungsgelder zwar nicht gereicht, um auch die Reaktionen von Männern auf den Geruch zu untersuchen. Lundström vermutet aber, dass der Effekt der gleiche ist. Nur was ist es, das den Babyduft ausmacht? Fakt ist: Er besteht aus 100 bis 200 unterschiedlichen Chemikalien. „Wir haben schon einige Spuren und Muster ausgemacht“, sagt der Wissenschaftler.
Und jetzt kommt die schlechte Nachricht: Aus diesen Erkenntnissen ein Spray zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, das tatsächlich trübe Gedanken vertreibt, dauert wohl noch zehn bis 15 Jahre. Doch das Warten könnte sich lohnen: Grundsätzlich hätte ein Nasenspray im Vergleich zu Psychopharmaka bei der Linderung von Depressionen und Angst den Vorteil, dass es direkter wirkt und vermutlich kaum Nebenwirkungen hat.