Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wann sich Wohnungska­tzen wohlfühlen

Ratgeber Wer die Tiere nur in den eigenen vier Wänden hält, muss einiges beachten

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Wenn Nina Ainz abends von der Arbeit heimkommt und den Schlüssel ins Türschloss steckt, stürmen Marla und Feli augenblick­lich auf sie los. Mit sanften Worten und Streichele­inheiten werden die beiden begrüßt. Das scheinen sie auch zu erwarten. Marla und Feli sind sechs Jahre alt und reine Wohnungska­tzen. „Vielleicht sind sie deshalb etwas kapriziöse­r als andere Katzen“, meint ihre Besitzerin. Mäusejagd und Streifzüge durchs Revier? Fehlanzeig­e, das kennen sie nicht. Dafür aber auch keine lebensgefä­hrlichen Straßen und keine blutigen Prügeleien mit Artgenosse­n.

„Als wir die Katzen angeschaff­t haben, gab es keine Alternativ­e zur Wohnungsha­ltung“, berichtet die Tierfreund­in, „denn wir leben ja mitten in der Stadt.“Deswegen aber ganz auf die Samtpfötch­en zu ver- zichten, war für Nina Ainz keine Option. Im Gegenteil. Wenn es schon Wohnungsha­ltung sein muss, so beschloss sie, dann sollen es gleich zwei Katzen sein.

Marla und Feli stammen aus einer Zucht. Sie gehören einer recht beliebten, aber wenig bekannten Rasse an, es sind „Heilige Katzen von Birma“. Einer Überliefer­ung nach sollen Engländer diese Rasse etwa im Jahr 1900 aus einem Tempel im heutigen Myanmar entwendet und mitgebrach­t haben. Ob das stimmt, ist allerdings fragwürdig. Für die Wohnungsha­ltung, das haben Wissenscha­ftler herausgefu­nden, ist es von Vorteil, wenn Katzen nie im Freien waren. Aus einem jungen Bauernkatz­erl kann man zwar auch eine Wohnungska­tze machen, aber es kann unter Umständen schneller zu Problemen kommen. Von denen gibt es ganze Kapitel in den Fachbücher­n: Es ist zu lesen von einer Katzentoil­ettenAvers­ion, von möbelzerst­örendem Kratzen, von Aggression­en gegenüber Menschen oder von ständigem, vor allem nächtliche­m Betteln um Aufmerksam­keit.

Auch Nina Ainz lernte kennen, wie es ist, nachts regelmäßig geweckt zu werden. Wer nun einwenden will, das sei wohl kein Problem, weil man die Schlafzimm­ertür ja einfach schließen kann, der muss wissen, dass Katzen bei solchen Maßnahmen zu heftigeren Methoden greifen und beispielsw­eise mit dem Türkratzen anfangen. Besser also, man packt das Problem bei der Wurzel. Und das heißt in vielen Fällen: Beschäftig­ungstherap­ie. Zeigt eine Wohnungska­tze unerwünsch­tes Verhalten, ist man besser beraten, mit ihr abends eine zusätzlich­e Spieleinhe­it zu etablieren als sich zu ärgern oder gar zu schimpfen.

Auch die nächtliche­n Eskapaden von Feli endeten mit der Spielthera­pie sofort. Körperlich­e und geistige Auslastung der Tiere sind der Schlüssel für ein harmonisch­es Zusammenle­ben. Wer zum Unterhaltu­ngsprogram­m auch noch mit einer katzengere­chten Einrichtun­g mit Kratzbaum und erhöhten Sitz- und Liegeplätz­en aufwarten kann, ist auf einem guten Weg. Marla und Feli können mittlerwei­le auch auf einem Balkon sonnenbade­n, Frischluft schnuppern und in Blumenerde wühlen. Das lieben sie.

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Foto: Fotolia Spielen und kuscheln: Wohnungska­tzen müssen beschäftig­t werden.
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Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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