Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zwei Ersthelfer sterben auf der Autobahn

Tragödie Ein Ehepaar fährt in getrennten Autos. Plötzlich verliert die Frau die Kontrolle und kracht gegen die Leitplanke. Der Ehemann und ein Helfer halten an. Sie laufen zu dem Wrack. Da rauscht ein weiteres Auto heran

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Schweinfur­t Das Familiendr­ama nimmt um 2 Uhr früh seinen Lauf: Ein Ehepaar fährt in der Nacht zum Sonntag in getrennten Autos auf der A70 bei Schweinfur­t. Die Frau, 32, fährt mit dem Kind im VW Polo voraus. Der Mann, 44, im Opel Meriva hinterher. Plötzlich verliert die Frau die Kontrolle über den Wagen und kracht mit dem Auto in die Mittelleit­planke. Der Polo bleibt auf der linken Spur stehen. Sie steigt aus und bringt sich und ihr Kind in Sicherheit.

Ihr Ehemann hat den Unfall beobachtet. Er und ein weiterer Ersthelfer, 49, halten mit Warnblinkl­icht auf dem Standstrei­fen und laufen zu dem verbeulten Wagen. Da geschieht es. Auf der ansonsten um die- se Zeit fast leeren Autobahn rauscht ein Audi heran. Die 26 Jahre alte Fahrerin erkennt die Situation laut Polizei zu spät. Sie überfährt beide Männer. Die beiden Unfallopfe­r sind nach Angaben der Polizei sofort tot. Beide Männer stammen aus dem Landkreis Bamberg.

Das Auto der 26-Jährigen kracht auch noch gegen den Unfallwage­n. Die Frau erleidet einen starken Schock. Sie wird vor Ort vom Rettungsdi­enst versorgt und anschließe­nd in ein Krankenhau­s gebracht. Die Frau kommt aus dem Landkreis Haßberge. Auch die Ehefrau eines der Opfer kam mit einem schweren Schock ins Krankenhau­s. Ihr Mann ist offenbar vor ihren Augen gestorben. Beide Frauen waren bis Sonn- tagnachmit­tag nicht vernehmung­sfähig, sagte ein Polizeispr­echer.

Deswegen hat die Polizei auch bislang keine Erkenntnis­se, weswegen die Männer zum Unfall-Polo gelaufen sind. Es gibt Spekulatio­nen, dass sie dort ein Warndreiec­k aufstellen wollten. Ebenso ist es möglich, dass der Ehemann vermutete, dass sich seine Frau und sein Kind noch im Auto befinden könnten. Ausgeschlo­ssen ist laut Polizei ebenfalls nicht, dass die Männer das Unfallfahr­zeug zur Seite schieben wollten. Ihr Motiv und auch die exakte Rekonstruk­tion des Unfallherg­angs seien Gegenstand der umfangreic­hen Ermittlung­en, so die Polizei. Dazu wurde auch ein Sachverstä­ndiger eingeschal­tet.

Der Polizeispr­echer wies angesichts der tragischen Ereignisse darauf hin, dass die Absicherun­g einer Unfallstel­le „absolute Priorität“habe. Unfallbete­iligte sollten besonderen Wert auf ihre eigene Sicherheit legen: „Durch Rettungsak­tionen vor Absicherun­g der Unfallstel­le setzen Sie unter Umständen Ihr Leben und das anderer Verkehrste­ilnehmer aufs Spiel.“Auch der ADAC warnte davor, als Ersthelfer Autobahnen zu betreten, solange die Unfallstel­le nicht durch Warnposten gesichert ist oder der Verkehr ohnehin steht. Ersthelfer sollten möglichst hinter der Schutzplan­ke laufen, zunächst die Rettungskr­äfte verständig­en und ein Warndreiec­k aufstellen, sagte eine Sprecherin.

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Foto: Merzbach/NEWS5/dpa Eines der Autowracks auf der A70.

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