Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Großer Auftritt für den kleinen Planeten
Astronomie Merkur ist nur schwer am Nachthimmel zu beobachten. Im März ist er aber so gut wie nie im Jahr zu sehen. Venus hilft dabei
Stuttgart Klein ist er, und flink noch dazu: Der Merkur lässt sich nur schwer am Nachthimmel beobachten. Wer ihn noch nie gesehen hat, sollte den März nutzen – dann ist die Abendsichtbarkeit so gut wie sonst nie im ganzen Jahr: Vom 8. bis 17. ist der flinke Planet relativ leicht zu erspähen. Er ist in der fortgeschrittenen Abenddämmerung knapp über dem Westhorizont auszumachen. Venus, die wesentlich heller leuchtet, kann helfen, Merkur zu erkennen: Er hält sich ein wenig nördlich von Venus auf. Gegen 18.30 Uhr wird Merkur in der Dämmerung sichtbar. Eine Dreiviertelstunde später geht er unter. Bis 17. verspäten sich die Merkuruntergänge auf kurz nach 20 Uhr. Nach dem 17. zieht sich der kleinste der acht Planeten unseres Sonnensystems schnell vom Abendhimmel zurück und wird unsichtbar.
Anfang April überholt Merkur die Erde auf der Innenbahn. Er hält sich dabei mit der Sonne am Taghimmel auf. Nur drei Monate benötigt Merkur, um einmal um die Sonne zu laufen. Er besitzt keine Atmosphäre, die seine pockenartige, kraterbedeckte Gesteinsoberfläche schützen könnte. Er ist der Planet, der die größten Temperaturunterschiede aufweist.
Im Sonnenlicht heizt sich seine Oberfläche auf über 400 Grad auf – Blei würde auf Merkur schmelzen wie bei uns Butter in der Sonne. In der 88 Tage dauernden Merkurnacht sinkt die Temperatur auf minus 180 Grad. Ein Sonnentag auf dem Merkur – von Sonnenaufgang bis zum nächsten – dauert 176 irdische Tage. Damit ist ein Merkurtag doppelt so lange wie ein Merkurjahr.
Bereits in der Abenddämmerung leuchtet Venus als heller Lichtpunkt tief am Westhimmel auf. Unser innerer Nachbarplanet setzt sich allmählich als Abendstern durch. Anfang des Monats geht Venus kurz nach 19 Uhr unter, zu Monatsende sinkt sie wenige Minuten nach halb zehn Uhr Sommerzeit unter den Horizont. Am 18. sieht man neben Venus die extrem dünne Sichel des zunehmenden Mondes.
Jupiter im Sternbild Waage beherrscht als hellster Planet die zweite Nachthälfte. Anfang März geht der Riesenplanet eine halbe Stunde nach Mitternacht auf, zu Monatsende schon eine halbe Stunde vor Mitternacht. Wenn Jupiter im Südosten auftaucht, dominiert er mit seinem Glanz den Nachthimmel. Venus ist dann schon untergegangen. Saturn baut seine Morgensichtbarkeit deutlich aus. Der Ringplanet wandert gemächlich durch das Sternbild Schütze. Kurz nach 4 Uhr morgens erscheint er auf der südöstlichen Himmelsbühne. Ende März geht er schon zwei Stunden früher auf.
Mars wird neben Jupiter und Saturn zu einem auffälligen Gestirn am Morgenhimmel. Der Rote Planet steigert seine Helligkeit und übertrifft damit Ende März noch Saturn. Nur noch Jupiter leuchtet heller als Mars. Am 11. wechselt Mars aus dem Schlangenträger in das Sternbild Schütze. Die Mars-Aufgänge verfrühen sich von 3 Uhr morgens Anfang März im Laufe des Monats um eineinhalb Stunden. Mars verfolgt den langsamen Saturn und holt ihn am Ostermontag schließlich ein. Beide Gestirne stehen dann Anfang April nahe beieinander.
Der abnehmende Mond besucht die morgendliche Planetenparade: Am 7. sieht man ihn ein wenig nördlich von Jupiter stehen. Am 10. passiert er als abnehmender Halbmond Mars und einen Tag später zieht er an Saturn vorbei. Günstigste Beobachtungszeit, die Planetenvisite des Mondes zu verfolgen, ist gegen 5 Uhr morgens.
Während der vergangene Februar ohne Vollmond blieb, zeigt er sich im März wieder zweimal voll beleuchtet. In der Nacht vom 1. auf 2. steht der Vollmond im Sternbild Löwe, wobei er schon am 1. morgens den Königsstern Regulus passiert.
Die exakte Vollmondphase wird um 1.51 Uhr erreicht. Am 31. steht der Erdtrabant um 14.37 Uhr Sommerzeit abermals in Vollmondposition. Am Abend sieht man den Ostervollmond im Sternbild der Jungfrau. Neumond tritt am 17. um 14.12 Uhr ein. Mit 404 680 Kilometern Distanz hält sich der Mond am 11. März in Erdferne auf, während er sich am 26. abends mit 369 110 Kilometern in Erdnähe befindet.
In der Nacht vom 22. auf 23. wendet der zunehmende Mond vor dem Regengestirn, bekannt als Sternhaufen der Hyaden, vorbei. Eine halbe Stunde nach Mitternacht bedeckt er den hellen, orangenen Aldebaran, Hauptstern des Stieres. Der Beginn der Bedeckung ist nur vom Nordwesten Deutschlands aus beobachtbar. Für die meisten Orte in Deutschland ist der Mond dann gerade untergegangen. Auch wenn man die Bedeckung selbst nicht zu sehen bekommt, ist es doch reizvoll, in der ersten Nachthälfte zu beobachten, wie sich der Mond an den hellen Aldebaran heranpirscht.
Noch ziehen die hellen und auffälligen Wintersternbilder die Blicke auf sich. Sie sind aber allesamt schon weit in die westliche Himmelshälfte gerückt. Der Himmelsjäger neigt sich zum Westhorizont und ist kaum zu übersehen. Im Südwesten funkelt der bläuliche Sirius im Großen Hund. Ein wenig höher stößt man auf Prokyon, hellster Stern im Kleinen Hund. Im Westen strebt der Stier seinem Untergang entgegen. Sein Hauptstern Aldebaran steht schon recht tief und erscheint somit rötlich statt orange. In größerer Höhe erblickt man die beiden Sternenketten der Zwillinge mit Kastor und Pollux als hellste Sterne am Beginn der Ketten. Hoch im Nordwesten strahlt die Kapella im Fuhrmann. Die Kassiopeia, das Himmels-W, ist zum Nordwesthorizont hinabgesunken, während hoch im Nordwesten, fast schon im Zenit, der Große Wagen hilft, den Polarstern zu finden.
Der Löwe, Leitsternbild des Frühlingshimmels, ist leicht am Südhimmel auszumachen. Es handelt sich um den fürchterlichen Löwen von Nemea mit seinem unverwundbaren Fell. Um ihn zu erlegen, musste Herkules ihn erwürgen. Kein Speer oder Schwert konnte das Fell durchdringen. Der Held Herkules ist ebenfalls am Himmel als Sternbild vertreten. Doch an unserem durch Lichtsmog aufgehellten Himmel ist Herkules kaum zu erkennen. Im Südosten ist bereits die Jungfrau mit der bläulichen Spica erschienen und am Osthimmel strahlt der orangene Arktur, Hauptstern im Bild des Rinderhirten oder Bootes.
Die Sonne tritt am 12. nachmittags in das Sternbild Fische. Am 20. um 17.15 Uhr überquert sie den Himmelsäquator und wechselt auf die Nordhalbkugel des Firmaments. Damit beginnt der astronomische Frühling, die Tagundnachtgleiche setzt ein. Der Frühlingspunkt, Schnittpunkt der aufsteigenden Sonnenbahn mit dem Himmelsäquator, wird auch Widderpunkt genannt. In unserer Zeit liegt er im Sternbild der Fische. Infolge der Kreiselbewegung der Erdachse wechselt er im Jahre 2610 in das Sternbild Wassermann. Dann beginnt das Zeitalter des Wassermanns. Am Sonntag, 25. März, sind die Uhren um 2 Uhr morgens um eine Stunde vorzustellen – die Sommerzeit beginnt.
Hans-Ulrich Keller, dpa