Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie leer bleibt die Südtribüne?
Bundesliga Über 350 Dortmunder Fanklubs boykottieren heute den Gastauftritt des FC Augsburg. Die Proteste gegen die umstrittenen Montagsspiele stehen fast mehr im Fokus als die sportliche Bedeutung
Augsburg Selbst der Augsburger Flughafen nimmt Rücksicht auf den umstrittenen Montagstermin der Bundesliga. Damit die Fußball-Profis des FC Augsburg direkt nach dem Spiel heute Abend in Dortmund noch zurückfliegen können, wurde extra das Nachtlandeverbot aufgehoben. Gegen 1 Uhr wird das Charterflugzeug in Augsburg zurückerwartet. Denn schon am Samstag spielt der FCA zu Hause gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Vier Tage Vorbereitung auf das nächste Punktspiel waren für das Luftamt Südbayern in München Grund genug, eine Ausnahme vom Nachtflugverbot (ab 22 Uhr) zu erteilen.
Jetzt ist der FCA ja nur zufällig mitten in die hitzige Diskussion um die ungeliebten Montagsspiele geraten. Denn der FCA spielt gar nicht international. Dafür aber Gegner Dortmund. Die Borussia mühte sich am Donnerstag mit einem 1:1 bei Atalanta Bergamo in das Achtelfinale der Euro League.
Um diesen Teams, die international auswärts tätig waren, mehr Regenerationszeit zu verschaffen, haben sich die Bundesligaklubs dem Vorschlag ihrer Dachorganisation, der DFL, angeschlossen, fünf Montagspartien abzuhalten. So die offizielle Lesart. Kritiker glauben, dass damit der Spieltag nur noch mehr zerfleddert wird, um noch mehr Geld aus den Fernsehübertragungen zu generieren. Bestärkt werden sie darin, dass zum Beispiel Leipzig am vergangenen Montag in Frankfurt spielte, dann am Donnerstag zu Hause gegen Napoli und gestern zu Hause gegen Köln. Regenerationszeit war da kein großes Thema. Zudem lautet das Montagsspiel am 12. März: Bremen gegen Köln.
Die Proteste der aktiven FanSzenen sind massiv. In Frankfurt flogen Tennisbälle, störten die Fans mit Trillerpfeifen und verzögerten damit den Anpfiff. In Dortmund wird es ruhiger zugehen. Es haben sich über 350 Fanklubs darauf verständigt, das Spiel zu boykottieren. Deswegen wird die berühmte Südtribüne jetzt zwar nicht ganz leer sein wie beim Geisterspiel gegen Wolfsburg vor fast genau einem Jahr. Damals waren die 25 000 Fans ausgesperrt worden, weil sich beim Heimspiel gegen Leipzig zwei Wochen zuvor viele BVB-Fans mit diffamierenden Bannern gegen das Leipziger Fußballprojekt gewendet hatten und weil es vor dem Stadion zu Gewaltattacken gegen Leipziger Anhänger gekommen war. Dennoch werden rund 15 000 BVB-Fans fehlen und es so Lücken auf den Rängen und vor allem bei der Stimmung geben. Auch der Großteil der organisierten FCA-Fans boykottiert die Auswärtsfahrt. Rund 300 Karten wurden nach Augsburg verkauft.
Da rückt das Sportliche fast in den Hintergrund. Obwohl die Dortmunder unter Trainer Peter Stöger in der Bundesliga noch unbesiegt sind und mit einem Sieg auf 43 Punkte kommen könnten, rief der schwache Auftritt in Bergamo die Kritiker auf den Plan. Denn Atalanta spielt ähnlich wie der FCA. Robust, zweikampfstark, schnelles Umschalten.
Beim FCA hat sich die Hochstimmung, die der überzeugende 3:0Erfolg gegen Eintracht Frankfurt ausgelöst hatte, nicht nur wegen der arktischen Minusgrade abgekühlt. Nach zwei Niederlagen in Folge geht es für Trainer Manuel Baum darum, nicht in so einen Sog zu geraten wie im Vorjahr, als er von Mitte Februar bis Mitte April aus neun Spielen nur fünf Punkte holte. Auch damals fehlten zum Beispiel die Stammkräfte Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw. Heute muss Baum auch noch auf Kapitän Daniel Baier (für ihn wird wohl Jan Moravek auflaufen) verzichten. Er ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt. Baier kommt diese Zwangspause gar nicht so ungelegen. Denn er ist kein Freund der Montagsspiele. „Ich bin Fußballer und Kind der Bundesliga. Für mich gibt es nichts Schöneres, als am Samstag um 15.30 Uhr FußballBundesliga zu schauen oder zu spielen. So bin ich aufgewachsen, so kenne ich es.“Das sei für ihn die optimale Zeit für die Zuschauer, sagte Baier bereits kurz nach dem Stuttgart-Spiel und witzelte: „Deswegen habe ich mich ein bisschen solidarisch erklärt und werde am Montag nicht nach Dortmund fahren.“Daniel Baier ist nicht der Einzige, der heute zu Hause bleiben wird.