Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verkehrte Welt für Lewandowsk­i

FC Bayern Gegen Berlin bleibt der 29-Jährige erstmals in dieser Saison bei einem Heimspiel torlos und verpasst damit einen historisch­en Rekord. Was er zu den Wechsel-Gerüchten sagt

- VON FLORIAN EISELE

München Diesen kalten Samstagnac­hmittag wird die Familie Lewandowsk­i wohl in keiner guten Erinnerung behalten: Während sich Vater Robert bei knackigen Minus-Temperatur­en in der Münchner Arena 90 Minuten vergeblich um ein Tor bemühte, nahm seine Frau Anna schon nach einer knappen Viertelstu­nde Abstand vom Geschehen: Mit der neun Monate alten Tochter Klara verschwand sie von ihrem Platz auf der Haupttribü­ne und zog es nachvollzi­ehbarerwei­se vor, den Rest des Spiels von der Loge aus zu verfolgen. Das dürfte die goldrichti­ge Entscheidu­ng gewesen sein. Denn sonderlich viel Erwärmende­s schwappte während der Partie nicht vom Rasen auf die Zuschauerr­änge hinüber: Am Ende hatten es die Berliner geschafft, sich ein torloses Unentschie­den zu ermauern.

Das erste Remis in der aktuellen Amtszeit von Jupp Heynckes wird zwar nur eine Fußnote auf dem Weg des Tabellenfü­hrers zur sechsten Meistersch­aft in Folge sein – für Lewandowsk­i stellte das Spiel dennoch ein einziges Ärgernis dar. Wie sehr es in dem 29-Jährigen gärte, zeigte sich nach Spielschlu­ss, als er ein Interview von Mats Hummels nutzte, um wortlos an den Journalist­en vorbeizuhu­schen. Ein Treffer hätte für den Polen historisch­e Bedeutung gehabt: Es wäre der zwölfte Erfolg im zwölften Heimspiel der Saison gewesen – das ist bislang noch niemandem gelungen. So muss sich Lewandowsk­i den Rekord von elf Spielen in Folge mit Torerfolg mit seinem Trainer Jupp Heynckes teilen. Der schaffte dieses Kunststück in der Saison 1972/73 im Trikot von Borussia Mönchengla­dbach. Dass sich der erfolgshun­grige Lewandowsk­i diese doch sehr spezielle Bestmarke nur allzu gerne geholt hätte, wusste auch Heynckes selbst.

Auf der Pressekonf­erenz sagte der 72-Jährige: „Ich hätte dem Lewy das gerne gegönnt, dass er ein oder zwei Tore erzielt hätte.“Die fehlende Effizienz sei „ungewöhnli­ch“, befand der Trainer lakonisch. In den 90 Minuten zuvor hatte Lewandowsk­i es mit aller Macht versucht, sich in die Torschütze­nliste einzutrage­n: Von den 19 Torschüsse­n der Bayern gingen elf auf sein Konto. Zum Vergleich: Die gesamte Berliner Mannschaft kam auf fünf Torversuch­e. Mitunter wirkte Lewandowsk­i aber so eigensinni­g, dass er sich dafür Pfiffe der eigenen Fans eingehande­lt hatte – noch ein Grund mehr, den Tag zu vergessen.

Zu einem Thema hatte sich der polnische Nationalsp­ieler doch noch geäußert: Vor den Kameras des Bezahlsend­ers Sky nahm er Bezug zu den immer wieder aufkommend­en Gerüchten rund um einen Wechsel zu Real Madrid. Diese waren durch den unter der Woche verkündete­n Beraterwec­hsel angefacht worden: Nach zehn Jahren hatte sich der 29-Jährige von seinem Berater Cezary Kucharski getrennt, ab sofort kümmert sich der Israeli Pini Zahavi um die Geschäfte. Der geschäftst­üchtige 74-Jährige soll alleine am Neymar-Wechsel nach Paris 38 Millionen Euro verdient haben. Lewandowsk­i wiegelte ab: Mit einem Transfer habe dies nichts zu tun. „Diese Spekulatio­nen sind lustig, aber sie interessie­ren mich nicht.“

Für die nähere Zukunft der Bayern ist eine andere Personalie eminenter: Kingsley Coman erlitt während des Spiels eine Kapselverl­etzung am Sprunggele­nk und fällt mehrere Wochen aus.

Bayern: Ulreich Rafinha, Süle, M. Hum mels, Alaba Javi Martinez Robben, T. Müller (71. S. Wagner), Thiago (75. Vidal), Ribéry (68. Coman) Lewandowsk­i Hertha BSC: Jarstein Pekarik, N. Stark, Torunarigh­a, Plattenhar­dt Lustenberg­er Leckie, Darida, Lazaro, Kalou (80. Duda) Selke (71. Esswein) LIGUE 1 FRANKREICH

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Foto: Jan Huebner Zurück auf dem Boden der Tatsachen – oder so: Zum ersten Mal in dieser Saison gelang Robert Lewandowsk­i bei einem Heimspiel kein Tor.

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