Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Ich sehe die Bank wie mein eigenes Unternehmen“
Porträt Georg Schneider spricht über 20 Jahre in verantwortlicher Position bei der VR-Bank, über Ziele und Risiken
Die Bankenwelt dreht sich immer schneller. Da ist es durchaus ungewöhnlich, wenn ein führender Banker seinem Arbeitgeber über viele Jahre hinweg treu geblieben ist. Bei Georg Schneider ist es der Fall. Der 55-Jährige ist seit 20 Jahren Vorstandsmitglied der VR-Bank Handelsund Gewerbebank.
Seit dem Jahr 2009 steht Schneider an der Spitze der Genossenschaftsbank. In seiner Funktion im Vorstand hat Schneider maßgeblich die Geschicke seiner Bank geprägt, die in den zurückliegenden Jahren wirtschaftlich betrachtet stark gewachsen ist. Als Schneider, der zuvor bereits einige Jahre bei der Handelsund Gewerbebank tätig war, im Alter von 35 Jahren in den Vorstand berufen wurde, hatte die Bank rund 100 Mitarbeiter und war mit 13 Filialen im Augsburger Raum vertreten. Die Bilanzsumme lag bei knapp 350 Millionen Euro.
Schneider fing damals an der Seite des früheren Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Woitzik an, der im Jahr 2009 in den Ruhestand ging. Dies war der Zeitpunkt, als die Augsburger Handels- und Gewerbebank mit der Raiffeisenbank Lech/Zusam (vormals Gersthofen, Meitingen und Wertingen) fusionierte. Schneider hatte anfangs drei Vorstandskollegen, die mit ihm die Geschicke der Bank lenkten. Heute sind es zwei Vorstände, Schneider ist der Vorstandsvorsitzende. Jürgen Reinthaler, 55, ist der Vorstandskollege. 250 Mitarbeiter sind für die Bank tätig, die ihren Sitz in Gersthofen hat. 20 Filialen gibt es, einige teilt die VRBank Handels- und Gewerbebank mit der Kreissparkasse Augsburg. Die Räume werden von beiden Banken im Wechsel genutzt. „Es ist ein Modell, das gut funktioniert“, sagt Schneider. Zweieinhalb Tage ist die VR-Bank Handels- und Gewerbebank vor Ort, in der anderen Zeit sind es die Beschäftigten der Kreissparkasse.
Die Bilanzsumme der VR-Bank Handels- und Gewerbebank beträgt heute mehr als zwei Milliarden Euro. Auf seine 20 Jahre Vorstandstätigkeit blickt Schneider, der in Stadtbergen lebt, gern zurück: „In den letzten 25 Jahren haben sich die Genossenschaftsbanken, die früher von anderen Bankengruppen eher belächelt wurden, zum Mitbewerber entwickelt, der auf Augenhöhe agiert. Diese Zeit, an entscheidender Stelle mitzugestalten, war und ist mir eine Freude.“Ein beruflicher Wechsel kommt nach Stand der Dinge für den Vorstandsvorsitzenden nicht infrage: „Ich sehe die Bank, seit ich im Vorstand bin, wie mein eigenes Unternehmen und das eigene Unternehmen verlässt man nicht so einfach.“Sportfan Schneider beweist insofern Humor, wenn er anfügt: „Außerdem hat mich noch nie jemand gefragt, ob ich wechseln will.“Der 55-Jährige stellt sich vor, noch acht bis zehn Jahre in der Verantwortung für die Genossenschaftsbank zu stehen.
Wenn er die Arbeit von heute zu früher vergleicht, kommen ihm einige Gedanken: „Die Bankenwelt hat sich sehr verändert. Digitalisierung und Verbraucherschutz haben ein vollkommen neues Berufsbild geschaffen.“Die Banken arbeiten mittlerweile in anderen Größenordnungen. Schneider: „Wenn mich vor 20 Jahren jemand gefragt hätte, ob eine Bank bei einem Zinsniveau von null überleben kann, hätte ich das nicht geglaubt.“Die VR-Bank Handels- und Gewerbebank hat überlebt. Und sie werde weiter gut leben, prophezeit der Vorstandsvorsitzende: „Wir sind ein starkes Institut in einer starken Region.“Die Bank profitiere hier von Kunden im Stadtgebiet Augsburg, aber auch von Kunden im ländlichen Raum.