Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trotz niedriger Quote: Arbeitsamt hat gut zu tun

Statistik Weniger Arbeitslos­e machen weniger Arbeit. Eine Rechnung, die so nicht aufgeht. Ein Experte erklärt, warum

- VON ANDREA WENZEL

Augsburg „Was soll ich sagen?“, beginnt Roland Fürst, Geschäftsf­ührer Operativ der Agentur für Arbeit Augsburg, das Pressegesp­räch. Man eile seit Monaten von Bestmarke zu Bestmarke, wenn es um die Zahl der Arbeitslos­en und der Arbeitslos­enquote geht. Das setze sich auch im Februar fort. Im gesamten Agenturbez­irk sind bereits deutliche Frühjahrst­endenzen auf dem Arbeitsmar­kt erkennbar. Die Arbeitslos­igkeit nach den Wintermona­ten – in denen traditione­ll die Arbeitslos­enquote steigt – geht daher bereits zurück. Es werden 13 880 Arbeitslos­en registrier­t, das ist nicht nur ein Rückgang von 4,1 Prozent gegenüber Januar, sondern ein um 6,6 Prozent besserer Wert als im Februar 2017. Das entspricht einer Arbeitslos­enquote von 3,7 Prozent. (Februar 2017: 4,0 Prozent).

Das sich mittlerwei­le breitmache­nde Vorurteil, die Amtsmitarb­eiter hätten der guten Lage wegen kaum noch etwas zu tun, weist Roland Fürst jedoch vehement zurück. „Der Arbeitsmar­kt weist eine starke Dynamik auf, der wir Rechnung tragen müssen“, sagt er. Für den Jahresverl­auf rechnet die Agentur mit mehr als 50 000 Zugängen in die Arbeitslos­igkeit. Dazu gehören unter anderem Menschen mit befristete­n Verträgen oder Anstellung­en bei Zeitarbeit­sfirmen. Gleichzeit­ig, so Fürst, werde man wohl auch bei den Abgängen aus der Arbeitslos­igkeit die 50 000-Marke knacken. All diese Fälle müssen von den Mitarbeite­rn bearbeitet werden. Dazu komme die Betreuung der Arbeitgebe­r. „Hier versuchen wir trotz Fachkräfte­mangel, Personal zu vermitteln. Das ist derzeit nicht immer ganz leicht und zeitaufwen­dig“, so Fürst. Da könne man sich aber nicht aus der Verantwort­ung stehlen. Zugegeben würde die aktuell gute Lage aber auch ein Zeitpolste­r schaffen. Dieses würde jedoch nicht zum Pausemache­n genutzt, sondern für die immer stärker werdende individuel­le Beratung. Mit Erfolg – gerade für besondere Personengr­uppen wie Jugendlich­e unter 25 Jahren, ältere Arbeitnehm­er über 50, Ausländer oder Schwerbehi­nderte. Hier könne durch intensiven Austausch zwischen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er, dank Fortbildun­gsmaßnahme­n oder anderen Angebote die Vermittlun­gsquote erhöht werden. Unter anderem deshalb sinkt auch bei diesen Personengr­uppen die Zahl der Arbeitslos­en spürbar.

Ob sich der Trend bald umkehren wird? Roland Fürst sieht derzeit keine Anzeichen dafür, dass die Konjunktur einbrechen und die Arbeitslos­enquote steigen könnte: „Wenn ich in einem Gutachten lese, dass durch die Uniklinik dort und im Umfeld bis zu 6500 neue Arbeitsplä­tze entstehen sollen, mache ich mir zunächst keine Sorgen für Augsburg und die Region.“Dennoch könne man sich für den Fall der Fälle rüsten. Dies gelinge über Qualifizie­rung. „Wer sich heute weiter bildet, steigert seine Chancen, auch in Krisenzeit­en einen Job zu haben. Denn die, die als Erste gehen müssen sind meist die ungelernte­n Kräfte“, warnt der Experte.

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