Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Trotz niedriger Quote: Arbeitsamt hat gut zu tun
Statistik Weniger Arbeitslose machen weniger Arbeit. Eine Rechnung, die so nicht aufgeht. Ein Experte erklärt, warum
Augsburg „Was soll ich sagen?“, beginnt Roland Fürst, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Augsburg, das Pressegespräch. Man eile seit Monaten von Bestmarke zu Bestmarke, wenn es um die Zahl der Arbeitslosen und der Arbeitslosenquote geht. Das setze sich auch im Februar fort. Im gesamten Agenturbezirk sind bereits deutliche Frühjahrstendenzen auf dem Arbeitsmarkt erkennbar. Die Arbeitslosigkeit nach den Wintermonaten – in denen traditionell die Arbeitslosenquote steigt – geht daher bereits zurück. Es werden 13 880 Arbeitslosen registriert, das ist nicht nur ein Rückgang von 4,1 Prozent gegenüber Januar, sondern ein um 6,6 Prozent besserer Wert als im Februar 2017. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent. (Februar 2017: 4,0 Prozent).
Das sich mittlerweile breitmachende Vorurteil, die Amtsmitarbeiter hätten der guten Lage wegen kaum noch etwas zu tun, weist Roland Fürst jedoch vehement zurück. „Der Arbeitsmarkt weist eine starke Dynamik auf, der wir Rechnung tragen müssen“, sagt er. Für den Jahresverlauf rechnet die Agentur mit mehr als 50 000 Zugängen in die Arbeitslosigkeit. Dazu gehören unter anderem Menschen mit befristeten Verträgen oder Anstellungen bei Zeitarbeitsfirmen. Gleichzeitig, so Fürst, werde man wohl auch bei den Abgängen aus der Arbeitslosigkeit die 50 000-Marke knacken. All diese Fälle müssen von den Mitarbeitern bearbeitet werden. Dazu komme die Betreuung der Arbeitgeber. „Hier versuchen wir trotz Fachkräftemangel, Personal zu vermitteln. Das ist derzeit nicht immer ganz leicht und zeitaufwendig“, so Fürst. Da könne man sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen. Zugegeben würde die aktuell gute Lage aber auch ein Zeitpolster schaffen. Dieses würde jedoch nicht zum Pausemachen genutzt, sondern für die immer stärker werdende individuelle Beratung. Mit Erfolg – gerade für besondere Personengruppen wie Jugendliche unter 25 Jahren, ältere Arbeitnehmer über 50, Ausländer oder Schwerbehinderte. Hier könne durch intensiven Austausch zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, dank Fortbildungsmaßnahmen oder anderen Angebote die Vermittlungsquote erhöht werden. Unter anderem deshalb sinkt auch bei diesen Personengruppen die Zahl der Arbeitslosen spürbar.
Ob sich der Trend bald umkehren wird? Roland Fürst sieht derzeit keine Anzeichen dafür, dass die Konjunktur einbrechen und die Arbeitslosenquote steigen könnte: „Wenn ich in einem Gutachten lese, dass durch die Uniklinik dort und im Umfeld bis zu 6500 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, mache ich mir zunächst keine Sorgen für Augsburg und die Region.“Dennoch könne man sich für den Fall der Fälle rüsten. Dies gelinge über Qualifizierung. „Wer sich heute weiter bildet, steigert seine Chancen, auch in Krisenzeiten einen Job zu haben. Denn die, die als Erste gehen müssen sind meist die ungelernten Kräfte“, warnt der Experte.