Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wofür Dinkelscherben Geld ausgibt
Haushalt Auch wenn die finanzielle Lage gut ist, kommt die Gemeinde wohl nicht um einen neuen Kredit herum. Denn es stehen große Investitionen an
Dinkelscherben Die Einnahmen sind gut, doch die Schulden steigen weiter. Das sind die wichtigsten Fakten und Projekte aus dem Haushalt 2018 für Dinkelscherben, den der Marktrat am Dienstagabend verabschiedet hat:
Wie ist die finanzielle Situation der Gemeinde?
Die Einnahmensituation ist gut, vor allem bei Einkommen- und Gewerbesteuer. Außerdem wird die Gemeinde heuer voraussichtlich mehr als 1,1 Millionen Euro an Verbesserungsbeiträgen von ihren Bürgern bekommen – die sind aber reserviert für die Wasserversorgung. Denn dafür braucht die Gemeinde in den kommenden Jahren viel Geld, deshalb müssen Grundstücks- und Hausbesitzer zahlen. „Das Geld ist nicht dafür da, um andere Löcher zu stopfen“, betont Bürgermeister Edgar Kalb (UW 14).
Was sind die wichtigsten Bauprojekte in diesem Jahr?
Insgesamt sind heuer fast 4,6 Millionen Euro für Baumaßnahmen vorgesehen – deutlich mehr als im vergangenen Jahr ausgegeben wurden. Drei große Projekte laufen in den kommenden Jahren: die Sanierung der Sporthalle, das neue Gewerbegebiet und die neue Wasserversorgung. Die Sanierung der Sporthalle am Schulzentrum soll im Sommer beginnen und wird ungefähr vier Millionen Euro kosten. 1,56 Millionen Euro wird die Gemeinde dafür voraussichtlich heuer ausgeben. Für die Erschließung des Gewerbegebiets westlich der Krumbacher Straße (das ehemalige Ferrum-Gelände) sind 1,34 Millionen Euro eingeplant. Peter Kraus von den Freien Wählern regte an, die Erschließung in mehrere Phasen aufzuteilen – je nachdem, wie gut der Grundstücksverkauf läuft. Schließlich sei ein großer Interessent bereits wieder abgesprungen. Das umfangreichste Projekt ist die neue Wasserversorgung. Im Schmellerforst gibt es bereits vier neue Brunnen; Leitungen und Anlagen müssen noch gebaut werden. In diesem Jahr plant die Gemeinde für das Vorhaben zwar nur 200000 Euro ein, aber insgesamt werden es mindestens sechs Millionen Euro sein.
In welchen Bereichen gibt die Gemeinde außerdem Geld aus?
Für den Grunderwerb sind 500 000 Euro eingeplant. „Wir wollen ein Signal setzen: Wir sind bereit, Grundstücke zu erwerben“, erklärt der neue Kämmerer Georg Vill. Die braucht die Gemeinde unter anderem, um neue Wohngebiete ausweisen zu können. Wie viele Grundstücke sie aber tatsächlich kaufen kann, das ist offen. Weiter steigen wird auch das Defizit der Kinderbetreuung. Mehr als 800 000 Euro gibt die Gemeinde dafür aus. Der Anstieg liege vor allem an zwei Gründen, erklärt Kämmerer Vill: Die Kinder werden länger betreut und es besuchen mehr unter Dreijährige die Kitas. Ein großer Brocken bei den Ausgaben ist die Kreisumlage. Sie erreicht mit 3,1 Millionen Euro ein Rekordhoch.
Wie entwickelt sich die Verschuldung?
Die Einnahmen steigen zwar; aber um alle Vorhaben bezahlen zu können, wird die Gemeinde trotzdem einen Kredit aufnehmen. Geplant ist ein Darlehen in Höhe von 767000 Euro. Weil die Gemeinde aber gleichzeitig ihre Schulden tilgt, steigt der Schuldenstand insgesamt nur um knapp 100000 Euro auf 7,2 Millionen Euro. Dafür wolle man aber die Rücklagen nicht antasten und stattdessen das günstige Zinsniveau nutzen, erklärt Vill. Das Rücklagen-Polster ist allerdings mit knapp 827000 Euro im Vergleich zu anderen Gemeinden nicht gerade üppig. Das deutlich kleinere Horgau zum Beispiel wird zum Jahresende voraussichtlich 6,4 Millionen Euro auf der hohen Kante haben.
Wie steht Dinkelscherben im Vergleich zu anderen Gemeinden da?
Die Pro-Kopf-Verschuldung wird Ende des Jahres voraussichtlich 1116 Euro betragen, wenn die Gemeinde wie geplant den Kredit aufnimmt. Jeder Dinkelscherber wird damit umgerechnet 15 Euro mehr Schulden haben als am Jahresanfang. Der Wert in Dinkelscherben ist deutlich höher als der Landesdurchschnitt, der 807 Euro beträgt. Bei der Gewerbesteuer gibt es für Dinkelscherben erfreuliche Nachrichten: 2017 waren 2,2 Millionen Euro eingeplant, tatsächlich wurden sogar mehr als 2,5 Millionen Euro eingenommen. Durch die gute Konjunktur geht der Kämmerer weiterhin von guten Zahlen aus. Für dieses Jahr hat er 2,4 Millionen Euro eingeplant. Ein Blick nach Zusmarshausen zeigt allerdings, dass der Nachbarort deutlich besser dasteht: Zusmarshausen hat fast genauso viele Einwohner, aber mehr als doppelt so viel Gewerbesteuereinnahmen (2016 waren es 5,7 Millionen Euro).