Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Für Rettungshunde fehlen Übungsplätze
Notfalleinsätze Die Vierbeiner können Vermisste über kilometerweite Entfernungen aufspüren. Dazu brauchen sie aber viel Training. In der Region gibt es dazu jedoch immer weniger Waldflächen. Worin das Problem besteht
Region Ihre Nasen können wortwörtlich über Leben und Tod entscheiden. Wenn Rettungshunde eingesetzt werden, geht es um menschliche Notsituationen. Um Personen, die vermisst und in einem Wald gesucht werden; um verschüttete Opfer, die unter den Trümmern eines Gebäudes vielleicht noch gerettet werden können. Die Hunde können den Geruch von Menschen über Kilometer aufnehmen und Helfer so zu den Vermissten leiten.
In der Region Augsburg gibt es drei Organisationen, die Tiere für solche Einsätze ausbilden: die DLRG, das Rote Kreuz und den Verein Rettungshundestaffel. Ihr Einsatzgebiet ist an jenes des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord gebunden, es umfasst also neben Stadt und Landkreis Augsburg die Kreise Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries. Um die Tiere zu trainieren, gehen die Mitglieder der Organisationen in leer stehende Gebäude, meist aber in die Wälder in der Region. So war es im Fall des Vereins Rettungshundestaffel zumindest bis zum Jahreswechsel.
Seitdem, sagt Einsatzleiter Manuel Kurschus, gebe es Probleme. Man habe schlicht große Schwierigkeiten, überhaupt noch Waldflächen im näheren Umfeld zu finden. Zwar sei es auch schon in der Vergangenheit vorgekommen, dass Waldbesitzer oder Pächter lieber darauf verzichteten, dass die Rettungshunde in ihrem Gebiet trainiert werden. Seit Kurzem aber habe sich die Situation verschärft. „Wir fahren derzeit bis nach Memmingen oder Mindelheim, um trainieren zu können“, sagt Kurschus. Doch bei zwei Einheiten pro Woche seien Distanzen dieser Art für die Ehrenamtlichen nicht zu meistern. Kurschus sieht für die Entwicklung vor alle einen Grund. Nach dem Jahreswechsel hätten viele Jagd- und Waldpächter gewechselt, und die neue Generati- on habe offenbar gewisse Vorbehalte gegenüber freilaufenden Hunden. Begründet würden die Absagen oft damit, dass die Hunde das Wild störten oder vertrieben. Ein Problem, das Kurschus so nicht sieht: Je mehr Waldgebiete für das Training zur Verfügung stünden, desto seltener sei man ja in den einzelnen Forsten. Und mehr als herkömmliche freilaufende Hunde und Menschen, die etwa Nordic Walking betrieben, störe man sicher nicht.
Auch bei der DLRG und dem BRK kennt man das Problem. „Die Waldbesitzer sagen, das Wild brau- che auch mal seine Ruhe“, sagt Verena Kohnle von der DLRG. Die Flächen zum Trainieren der Rettungshunde würden so immer geringer. Möglicherweise schrecke die Waldbesitzer und Pächter ab, dass private Hundebesitzer ihre Tiere in den Forsten frei laufen ließen.
Dass es „schwierig sei, einen Weg zu finden“, bestätigt Hans Fürst, Vorsitzender der Jägervereinigung Augsburg. Er sieht durch die Ausbildung der Rettungshunde „schon eine mögliche Beunruhigung“– für die Wildtiere, aber auch für mögliche Spaziergänger in den Wäldern. Für einmalige Übungen gebe es kaum Hürden, ein Problem sei aber, dass die Vereine nach Flächen suchten, in denen sie wöchentlich trainieren können. Eine Lösung zu finden, die allen gerecht werde, sei schwierig. Die Resonanz unter den Pächtern sei eher negativ. „Es haben alle ein wenig Sorgen.“Die Jäger bestimmten auch nicht alleine, dass sie die Trainingseinheiten für Rettungshunde nicht zulassen wollen, sondern sprechen sich in dem Zusammenhang mit den Waldbesitzern ab. Es müssten also Gebiete sein, in denen ein Grundeigentümer kein Problem sehe und auch die Jagd nicht beeinträchtigt werde.
Auf solche Gebiete hofft Manuel Kurschus vom Verein Rettungshundestaffel. Ohne diese, sagt er, gebe es langfristig keine Rettungshunde mehr. Im vergangenen Jahr seien die Hunde etwa 15 Mal zu Einsätzen angefordert worden. Fünf geprüfte Einsatzhunde habe man aktuell, und 14 würden ausgebildet.
Am liebsten, sagt Kurschus, sei ihm übrigens, wenn die Tiere niemanden finden – und die Vermissten wohlbehalten irgendwo auftauchten, etwa bei Verwandten.