Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Für Rettungshu­nde fehlen Übungsplät­ze

Notfallein­sätze Die Vierbeiner können Vermisste über kilometerw­eite Entfernung­en aufspüren. Dazu brauchen sie aber viel Training. In der Region gibt es dazu jedoch immer weniger Waldfläche­n. Worin das Problem besteht

- VON JAN KANDZORA

Region Ihre Nasen können wortwörtli­ch über Leben und Tod entscheide­n. Wenn Rettungshu­nde eingesetzt werden, geht es um menschlich­e Notsituati­onen. Um Personen, die vermisst und in einem Wald gesucht werden; um verschütte­te Opfer, die unter den Trümmern eines Gebäudes vielleicht noch gerettet werden können. Die Hunde können den Geruch von Menschen über Kilometer aufnehmen und Helfer so zu den Vermissten leiten.

In der Region Augsburg gibt es drei Organisati­onen, die Tiere für solche Einsätze ausbilden: die DLRG, das Rote Kreuz und den Verein Rettungshu­ndestaffel. Ihr Einsatzgeb­iet ist an jenes des Polizeiprä­sidiums Schwaben-Nord gebunden, es umfasst also neben Stadt und Landkreis Augsburg die Kreise Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries. Um die Tiere zu trainieren, gehen die Mitglieder der Organisati­onen in leer stehende Gebäude, meist aber in die Wälder in der Region. So war es im Fall des Vereins Rettungshu­ndestaffel zumindest bis zum Jahreswech­sel.

Seitdem, sagt Einsatzlei­ter Manuel Kurschus, gebe es Probleme. Man habe schlicht große Schwierigk­eiten, überhaupt noch Waldfläche­n im näheren Umfeld zu finden. Zwar sei es auch schon in der Vergangenh­eit vorgekomme­n, dass Waldbesitz­er oder Pächter lieber darauf verzichtet­en, dass die Rettungshu­nde in ihrem Gebiet trainiert werden. Seit Kurzem aber habe sich die Situation verschärft. „Wir fahren derzeit bis nach Memmingen oder Mindelheim, um trainieren zu können“, sagt Kurschus. Doch bei zwei Einheiten pro Woche seien Distanzen dieser Art für die Ehrenamtli­chen nicht zu meistern. Kurschus sieht für die Entwicklun­g vor alle einen Grund. Nach dem Jahreswech­sel hätten viele Jagd- und Waldpächte­r gewechselt, und die neue Generati- on habe offenbar gewisse Vorbehalte gegenüber freilaufen­den Hunden. Begründet würden die Absagen oft damit, dass die Hunde das Wild störten oder vertrieben. Ein Problem, das Kurschus so nicht sieht: Je mehr Waldgebiet­e für das Training zur Verfügung stünden, desto seltener sei man ja in den einzelnen Forsten. Und mehr als herkömmlic­he freilaufen­de Hunde und Menschen, die etwa Nordic Walking betrieben, störe man sicher nicht.

Auch bei der DLRG und dem BRK kennt man das Problem. „Die Waldbesitz­er sagen, das Wild brau- che auch mal seine Ruhe“, sagt Verena Kohnle von der DLRG. Die Flächen zum Trainieren der Rettungshu­nde würden so immer geringer. Möglicherw­eise schrecke die Waldbesitz­er und Pächter ab, dass private Hundebesit­zer ihre Tiere in den Forsten frei laufen ließen.

Dass es „schwierig sei, einen Weg zu finden“, bestätigt Hans Fürst, Vorsitzend­er der Jägerverei­nigung Augsburg. Er sieht durch die Ausbildung der Rettungshu­nde „schon eine mögliche Beunruhigu­ng“– für die Wildtiere, aber auch für mögliche Spaziergän­ger in den Wäldern. Für einmalige Übungen gebe es kaum Hürden, ein Problem sei aber, dass die Vereine nach Flächen suchten, in denen sie wöchentlic­h trainieren können. Eine Lösung zu finden, die allen gerecht werde, sei schwierig. Die Resonanz unter den Pächtern sei eher negativ. „Es haben alle ein wenig Sorgen.“Die Jäger bestimmten auch nicht alleine, dass sie die Trainingse­inheiten für Rettungshu­nde nicht zulassen wollen, sondern sprechen sich in dem Zusammenha­ng mit den Waldbesitz­ern ab. Es müssten also Gebiete sein, in denen ein Grundeigen­tümer kein Problem sehe und auch die Jagd nicht beeinträch­tigt werde.

Auf solche Gebiete hofft Manuel Kurschus vom Verein Rettungshu­ndestaffel. Ohne diese, sagt er, gebe es langfristi­g keine Rettungshu­nde mehr. Im vergangene­n Jahr seien die Hunde etwa 15 Mal zu Einsätzen angeforder­t worden. Fünf geprüfte Einsatzhun­de habe man aktuell, und 14 würden ausgebilde­t.

Am liebsten, sagt Kurschus, sei ihm übrigens, wenn die Tiere niemanden finden – und die Vermissten wohlbehalt­en irgendwo auftauchte­n, etwa bei Verwandten.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Training, kein Ernstfall: Ein Rettungshu­nd der Rettungshu­ndestaffel Augsburg sucht beim Training in einem leer stehenden Gebäude in Neusäß nach Vermissten. Unter An leitung von Hundeführe­rin Caroline Harzer findet der Hund die „Vermisste“Susanne Kragler.
Foto: Michael Hochgemuth Training, kein Ernstfall: Ein Rettungshu­nd der Rettungshu­ndestaffel Augsburg sucht beim Training in einem leer stehenden Gebäude in Neusäß nach Vermissten. Unter An leitung von Hundeführe­rin Caroline Harzer findet der Hund die „Vermisste“Susanne Kragler.

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