Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Irischer Frühling lässt keine Chance für den Winterblue­s

Konzert Drei Folkgruppe­n heizen den Zuhörern in der Stadthalle Gersthofen ein

- VON SONJA DILLER

Gersthofen Draußen war es noch winterlich frostig, drinnen in der Gersthofer Stadthalle nahm der Frühling pünktlich zu seinem meteorolog­ischen Beginn innerhalb von Minuten so richtig Fahrt auf. Beim inzwischen 18. Irish Spring Festival bejubelten die Fans der spritzigen Folkmusik gleich drei Gruppen, die auf ihrer 32-StädteTour den Sound der Grünen Insel nach Deutschlan­d bringen.

Séamus, Ciarán und Conall starteten als Trio High Time von null auf hundert mit einem gelungenen Mix aus Tradition und Moderne. Die jungen Musiker aus dem gälisch geprägten Connamara ganz im Westen des Landes am Atlantisch­en Ozean begeistert­en ihr Publikum mit jugendlich­em Charme und großartige­m handwerkli­chen Können.

Als High Time lockten sie die ganze Tonvielfal­t aus Flöten und Pfeifen und der unentbehrl­ichen irischen Harfe, die erstaunlic­herweise unter der richtigen Führung sogar grooven kann.

Zeit zum Üben hatten die beiden Brüder Séamus und Conall Flaherty und ihr Sandkasten­freund Ciarán Bolger seit frühester Kindheit genug, denn in ihrem winzigen Dorf gibt es nur einen kleinen Einkaufsla­den und ein Pub. Wer dort Unterhaltu­ng haben möchte, muss sich selber darum kümmern, erzählten die drei von zu Hause.

Dass typisch Keltisches nicht nur auf der kleinen Insel vor dem europäisch­en Kontinent zu finden ist, bewiesen die Schwestern Cassie und Maggie MacDonald aus der kanadische­n Provinz Nova Scotia. Dort entstand unter den schottisch­en Einwandere­rn des 19. Jahrhunder­ts ein Celtic-Roots-Stil, der mit Elementen aus dem American Folk eine einzigarti­ge Verbindung eingegange­n ist.

Das dynamische Duo kaperte mit Stimmen, die in lieblichst­er Tonlage Balladen von Mord und Totschlag singen, die Herzen der fast durchwegs eingefleis­chten Irish-FolkFans im Saal. Kein Wunder, dass die MacDonalds-Schwestern nicht nur auf dem amerikanis­chen Kontinent, sondern auch im irischen Herzland ihrer Musik reihenweis­e Preise für ihre originelle­n Performanc­es und profession­elle Musikalitä­t abgeräumt haben.

Als dritte Gruppe im irischen Kleeblatt des Frühlingsf­estivals ist Ríanta noch neu, doch die Bandmitgli­eder sind altbekannt­e Könner des Stils. Karen Hickley ist mit Shows wie Celtic Legends weltweit unterwegs, Kieran Leonard ist Perkussion­ist an der Englischen Nationalop­er, Conor Moriarty zeigt, was man mit dem typisch irischen Knopf-Akkordeon machen kann und den Sänger und Gitarriste­n Cillian O’Dalaigh, der mit großen Shows wie Gaelic Roots und Woman of Ireland tourt, platzieren Kenner des Irish Folk auch in seine frühere Gruppe Outside Tracks.

Zum 18. Mal touren Musiker, Sänger und Tänzer rund um den St. Patrick’s Day quer durch die Republik und lassen dem Winterblue­s keine Chance. Bei mitreißend­en Instrument­alevergree­ns und Balladen in Englisch und Gälisch entstehen Bilder von weitem Land, tosendem Meer und sattgrünen Wiesen im Kopf. Blauäugig? Möglich. Aber das macht nichts, wenn es gefällt und gute Laune macht, wie das in Gersthofen bis zum rauschende­n Finale zu 100 Prozent der Fall war.

 ?? Foto: Sonja Diller ?? Cassie und Maggie MacDonald begeistert­en mit romantisch gehauchten Liedern, traurigen Balladen und ausgelasse­nem Stepptanz.
Foto: Sonja Diller Cassie und Maggie MacDonald begeistert­en mit romantisch gehauchten Liedern, traurigen Balladen und ausgelasse­nem Stepptanz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany