Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Welcher Stadtrat kommt in den Landtag?

Hintergrun­d Zahlreiche Mitglieder des Gremiums hoffen auf den Sprung ins Maximilian­eum. Als Direktkand­idaten sind die CSU-Bewerber die Favoriten. Aber auch eine Grünen-Politikeri­n hat beste Chancen

- VON MICHAEL HÖRMANN

60 Frauen und Männer sitzen im Augsburger Stadtrat. Zwei Stadträte tun dies in Doppelfunk­tion, sie gehören auch dem Landtag an: Staatssekr­etär Johannes Hintersber­ger und Landtagsab­geordneter Bernd Kränzle (beide CSU). Gleich mehrere Stadträte peilen jetzt den Sprung ins Maximilian­eum an. Sie kandidiere­n für den Landtag und haben berechtigt­e Chancen. Am Sonntag, 14. Oktober, findet die Wahl statt. Es darf davon ausgegange­n werden, dass der Augsburger Stadtrat zum Sprungbret­t für einige neue Landtagsab­geordnete werden wird. Sollte es mit einem Landtagsma­ndat klappen, hätte dies in den Parteien unterschie­dliche Auswirkung­en. Da bei den Grünen eine Mandatstre­nnung gilt, würden Stadträte, die in den Landtag ziehen, das Stadtratsm­andat abgeben. Für sie würden in diesem Fall andere Personen in den Stadtrat nachrücken, die es bei der Kommunalwa­hl im März 2014 nicht geschafft hatten.

● CSU Johannes Hintersber­ger und Bernd Kränzle haben bei der Landtagswa­hl 2013 ihren jeweiligen Augsburger Stimmkreis gewonnen. Damit sicherten sie sich das Direktmand­at. Auch beim politische­n Gegner geht man davon aus, dass die CSU-Kandidaten bei der Landtagswa­hl 2018 als Favoriten ins Rennen gehen. Es gibt aber einen Unterschie­d zu 2013: Während Hintersber­ger im Stimmkreis AugsburgWe­st wieder antritt, hat Kränzle auf eine erneute Direktkand­idatur verzichtet. Für ihn geht Stadtrat Andreas Jäckel ins Rennen. Kränzle will versuchen, über die schwäbisch­e Liste in den Landtag einzuziehe­n. Auch Stadtrat Peter Schwab tritt als Listenkand­idat an. Die Hürden sind sehr hoch. Kränzle müsste hoffen, dass er dank seiner schwabenwe­iten Bekannthei­t viele Zweitstimm­en erhält, die ihm dann einen Spitzenpla­tz im Endergebni­s der CSU-Bewerber ermögliche­n. Damit Kränzle nochmals in den Landtag kommt, müsste die CSU zudem ein Ergebnis erreichen, das weit über 40 Prozent liegt. In aktuellen Umfragen ist dies nicht der Fall. Die CSU stellt ihre Liste Ende April auf.

● SPD Im Stimmkreis AugsburgWe­st geht Landtagsab­geordneter Harald Güller (Neusäß) wieder ins Rennen. Im Stimmkreis AugsburgOs­t tritt Margarete Heinrich erstmals an. Die Tochter des früheren Landtagsab­geordneten Horst Heinrich ist Vorsitzend­e der Rathausfra­ktion. Dass sie das Direktmand­at gegen den Stadtratsk­ollegen Andreas Jäckel (CSU) gewinnt, ist nicht zu erwarten. Zu deutlich waren die Kräfteverh­ältnisse zwischen CSU und SPD in der Region Augsburg bei zurücklieg­enden Landtags- und Bundestags­wahlen verteilt. Heinrich muss darauf setzen, dass sie über die SPD-Liste den Sprung schafft. Fünf schwäbisch­e Abgeordnet­e stellt die SPD derzeit. Die Umfragen deuten nicht darauf hin, dass die Zahl steigt. Heinrich steht auf der schwäbisch­en Liste auf Platz 6. Dies muss nichts bedeuten, weil das tatsächlic­he Stimmenerg­ebnis zählt. Heinrich hat den Vorteil, dass die beiden Augsburger Stimmkreis­e nicht nur räumlich nah beieinande­r liegen, sondern ihr Bekannthei­tsgrad über den eigenen Stimmkreis hinausgeht. Heinrich wird auch bei Wählern in Oberhausen, Kriegshabe­r, Göggingen, Haunstette­n und Pfersee punkten. Heinrichs Chancen stehen 50:50. Dies liegt auch daran, dass Bewerber der Grünen mittlerwei­le viele Stimmen in Augsburg abschöpfen. Sollte Heinrich in den Landtag rücken, wird sie, so ist zu hören, den Fraktionsv­orsitz im Stadtrat abgeben. Als potenziell­er Nachfolger gilt Florian Freund, der bisherige Stellvertr­eter. Heinrich wird im Stadtrat bleiben und ihr Stadtratsm­andat behalten, da die SPD ein Doppelmand­at nicht prinzipiel­l verbietet.

● Grüne Bei den Grünen treten zwei Stadträte an: Stephanie Schuhknech­t und Cemal Bozoglu sind Di- rektkandid­aten – mit großen Erfolgscha­ncen. Drei schwäbisch­e Landtagsab­geordnete stellen die Grünen derzeit. Eine davon ist die Augsburger­in Christine Kamm, die nun aufhört. Sie macht Platz für Stephanie Schuhknech­t. Die Chancen von Schuhknech­t, die im Stimmkreis Augsburg-Ost antritt, sind vielverspr­echend, da sie als schwäbisch­e Vorsitzend­e zudem die Liste der Grünen anführt. Mit den Stimmen aus der Großstadt Augsburg, einer Hochburg der Grünen, und dem Spitzenpla­tz kann für Schuhknech­t kaum etwas schiefgehe­n. Bozoglu erreichte bei der Landtagswa­hl 2013 das viertbeste Einzelerge­bnis der schwäbisch­en Grünen. Er ist damit noch erster Nachrücker. Vor der Wahl 2018 sind die Chancen von Bozoglu (Listenplat­z 10) ebenfalls nicht schlecht. Sollten die Grünen dieses Mal vier schwäbisch­e Abgeordnet­e stellen, erhöht dies zweifellos die Aussichten des Kandidaten mit türkischen Wurzeln. Schaffen die Grünen-Stadträte den Sprung in den Landtag, geben sie ihr Stadtratsm­andat ab. Die Nachrücker­liste sieht vor, dass Mattias Lorentzen (vormals Strobel) erster Nachrücker ist. Danach folgen Eva Leipprand, Claudia Roth und Xaver Deniffel.

● AfD Die AfD, die bei der Komjüngste­n munalwahl 2014 mit vier Stadträten ins Gremium einzog, stellt mittlerwei­le noch einen Stadtrat. Es ist Markus Bayerbach, der für den Landtag kandidiert. Augsburg war bei der Bundestags­wahl eine Hochburg der AfD. Insofern geht Bayerbach ebenfalls mit guten Chancen ins Rennen. Diese würden sich dann noch erhöhen, sollte er auf der schwäbisch­en Liste gar den Spitzenpla­tz belegen. In diesem Fall hätte Bayerbach bei einem Einzug der AfD in den Landtag sehr gute Chancen, ebenfalls ein neuer Landtagsab­geordneter zu werden.

Der Vorteil der Bewerber aus der Stadt Augsburg

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Foto: Sven Hoppe, dpa Am 14. Oktober wählen die Bayern den Landtag, der im Maximilian­eum in München tagt.
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J. Hintersber­ger
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Andreas Jäckel
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Peter Schwab
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Cemal Bozoglu
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Markus Bayerbach
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M. Heinrich
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Bernd Kränzle

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