Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Welcher Stadtrat kommt in den Landtag?
Hintergrund Zahlreiche Mitglieder des Gremiums hoffen auf den Sprung ins Maximilianeum. Als Direktkandidaten sind die CSU-Bewerber die Favoriten. Aber auch eine Grünen-Politikerin hat beste Chancen
60 Frauen und Männer sitzen im Augsburger Stadtrat. Zwei Stadträte tun dies in Doppelfunktion, sie gehören auch dem Landtag an: Staatssekretär Johannes Hintersberger und Landtagsabgeordneter Bernd Kränzle (beide CSU). Gleich mehrere Stadträte peilen jetzt den Sprung ins Maximilianeum an. Sie kandidieren für den Landtag und haben berechtigte Chancen. Am Sonntag, 14. Oktober, findet die Wahl statt. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Augsburger Stadtrat zum Sprungbrett für einige neue Landtagsabgeordnete werden wird. Sollte es mit einem Landtagsmandat klappen, hätte dies in den Parteien unterschiedliche Auswirkungen. Da bei den Grünen eine Mandatstrennung gilt, würden Stadträte, die in den Landtag ziehen, das Stadtratsmandat abgeben. Für sie würden in diesem Fall andere Personen in den Stadtrat nachrücken, die es bei der Kommunalwahl im März 2014 nicht geschafft hatten.
● CSU Johannes Hintersberger und Bernd Kränzle haben bei der Landtagswahl 2013 ihren jeweiligen Augsburger Stimmkreis gewonnen. Damit sicherten sie sich das Direktmandat. Auch beim politischen Gegner geht man davon aus, dass die CSU-Kandidaten bei der Landtagswahl 2018 als Favoriten ins Rennen gehen. Es gibt aber einen Unterschied zu 2013: Während Hintersberger im Stimmkreis AugsburgWest wieder antritt, hat Kränzle auf eine erneute Direktkandidatur verzichtet. Für ihn geht Stadtrat Andreas Jäckel ins Rennen. Kränzle will versuchen, über die schwäbische Liste in den Landtag einzuziehen. Auch Stadtrat Peter Schwab tritt als Listenkandidat an. Die Hürden sind sehr hoch. Kränzle müsste hoffen, dass er dank seiner schwabenweiten Bekanntheit viele Zweitstimmen erhält, die ihm dann einen Spitzenplatz im Endergebnis der CSU-Bewerber ermöglichen. Damit Kränzle nochmals in den Landtag kommt, müsste die CSU zudem ein Ergebnis erreichen, das weit über 40 Prozent liegt. In aktuellen Umfragen ist dies nicht der Fall. Die CSU stellt ihre Liste Ende April auf.
● SPD Im Stimmkreis AugsburgWest geht Landtagsabgeordneter Harald Güller (Neusäß) wieder ins Rennen. Im Stimmkreis AugsburgOst tritt Margarete Heinrich erstmals an. Die Tochter des früheren Landtagsabgeordneten Horst Heinrich ist Vorsitzende der Rathausfraktion. Dass sie das Direktmandat gegen den Stadtratskollegen Andreas Jäckel (CSU) gewinnt, ist nicht zu erwarten. Zu deutlich waren die Kräfteverhältnisse zwischen CSU und SPD in der Region Augsburg bei zurückliegenden Landtags- und Bundestagswahlen verteilt. Heinrich muss darauf setzen, dass sie über die SPD-Liste den Sprung schafft. Fünf schwäbische Abgeordnete stellt die SPD derzeit. Die Umfragen deuten nicht darauf hin, dass die Zahl steigt. Heinrich steht auf der schwäbischen Liste auf Platz 6. Dies muss nichts bedeuten, weil das tatsächliche Stimmenergebnis zählt. Heinrich hat den Vorteil, dass die beiden Augsburger Stimmkreise nicht nur räumlich nah beieinander liegen, sondern ihr Bekanntheitsgrad über den eigenen Stimmkreis hinausgeht. Heinrich wird auch bei Wählern in Oberhausen, Kriegshaber, Göggingen, Haunstetten und Pfersee punkten. Heinrichs Chancen stehen 50:50. Dies liegt auch daran, dass Bewerber der Grünen mittlerweile viele Stimmen in Augsburg abschöpfen. Sollte Heinrich in den Landtag rücken, wird sie, so ist zu hören, den Fraktionsvorsitz im Stadtrat abgeben. Als potenzieller Nachfolger gilt Florian Freund, der bisherige Stellvertreter. Heinrich wird im Stadtrat bleiben und ihr Stadtratsmandat behalten, da die SPD ein Doppelmandat nicht prinzipiell verbietet.
● Grüne Bei den Grünen treten zwei Stadträte an: Stephanie Schuhknecht und Cemal Bozoglu sind Di- rektkandidaten – mit großen Erfolgschancen. Drei schwäbische Landtagsabgeordnete stellen die Grünen derzeit. Eine davon ist die Augsburgerin Christine Kamm, die nun aufhört. Sie macht Platz für Stephanie Schuhknecht. Die Chancen von Schuhknecht, die im Stimmkreis Augsburg-Ost antritt, sind vielversprechend, da sie als schwäbische Vorsitzende zudem die Liste der Grünen anführt. Mit den Stimmen aus der Großstadt Augsburg, einer Hochburg der Grünen, und dem Spitzenplatz kann für Schuhknecht kaum etwas schiefgehen. Bozoglu erreichte bei der Landtagswahl 2013 das viertbeste Einzelergebnis der schwäbischen Grünen. Er ist damit noch erster Nachrücker. Vor der Wahl 2018 sind die Chancen von Bozoglu (Listenplatz 10) ebenfalls nicht schlecht. Sollten die Grünen dieses Mal vier schwäbische Abgeordnete stellen, erhöht dies zweifellos die Aussichten des Kandidaten mit türkischen Wurzeln. Schaffen die Grünen-Stadträte den Sprung in den Landtag, geben sie ihr Stadtratsmandat ab. Die Nachrückerliste sieht vor, dass Mattias Lorentzen (vormals Strobel) erster Nachrücker ist. Danach folgen Eva Leipprand, Claudia Roth und Xaver Deniffel.
● AfD Die AfD, die bei der Komjüngsten munalwahl 2014 mit vier Stadträten ins Gremium einzog, stellt mittlerweile noch einen Stadtrat. Es ist Markus Bayerbach, der für den Landtag kandidiert. Augsburg war bei der Bundestagswahl eine Hochburg der AfD. Insofern geht Bayerbach ebenfalls mit guten Chancen ins Rennen. Diese würden sich dann noch erhöhen, sollte er auf der schwäbischen Liste gar den Spitzenplatz belegen. In diesem Fall hätte Bayerbach bei einem Einzug der AfD in den Landtag sehr gute Chancen, ebenfalls ein neuer Landtagsabgeordneter zu werden.
Der Vorteil der Bewerber aus der Stadt Augsburg