Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofen ist gar nicht so reich

Wirtschaft Wenn es nach der Kaufkraft seiner Einwohner geht, ist der Krösus unter den Kommunen im Augsburger Land „nur“guter Durchschni­tt. Wir zeigen die Prognose für 2018 – und die fällt rosig aus

- VON CHRISTOPH FREY

Lansdkreis Augsburg Wie viel Geld haben die Menschen im Augsburger Land in der Tasche? Antwort: Das ist von Ort zu Ort unterschie­dlich. Und: Wenn eine Gemeinde viel Geld hat, heißt das noch lange nicht, dass auch ihre Bewohner zu den Top-Verdienern zählen. Das belegt unsere Grafik, in der die Kaufkraft für jede Gemeinde und Stadt im drittgrößt­en bayerische­n Landkreis gezeigt wird.

Für das Augsburger Land lässt sich zunächst einmal ein StadtLand-Gefälle feststelle­n. Während Augsburg mit einem Wert von knapp unter 100 ziemlich genau im bundesdeut­schen Durchschni­tt liegt, geht es den Menschen in angrenzend­en Orten im Westen im Durchschni­tt materiell deutlich besser. Wohlhabend­ere Einwohner bedeuten aber nicht unbedingt, dass die Kommunen besonders finanzstar­k sind. Wie die Karte zeigt, sind finanzstar­ke Orte wie Fischach oder Gersthofen bei der Kaufkraft ihrer Bürger keineswegs spitze. Sie haben ihr Geld zum größeren Teil den Steuern der Betriebe am Ort zu verdanken.

Woher die Daten stammen? Einmal jährlich ermittelt das Bonner Geomarketi­ng-Unternehme­n Nexiga, die Kaufkraft deutscher Verbrauche­r. Unter dem dabei verwendete­n Begriff „Kaufkraft“wird der Anteil des „verfügbare­n Einkommens“der Wohnbevölk­erung verstanden. Basis ist die Erfassung des Nettoeinko­mmens der privaten Haushalte. Neben dem Erwerbsein­kommen zählen dazu auch Renten, Arbeitslos­engeld, Transferle­istungen (Hartz IV), Kindergeld und Kapitalein­künfte. Es handelt sich also um einen Durchschni­ttswert, der nichts über die Einkommens­situation einzelner aussagt.

Die Kaufkraft wird am Wohnort erfasst und sagt somit nicht aus, wo das verfügbare Geld ausgegeben wird. Quellen sind eigene Berechnung­en von Nexiga auf Basis von Daten des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaft­sforschung), des Statistisc­hen Bundesamts und der Bundesanst­alt für Arbeit.

Die aktuelle Auswertung, welche die prognostiz­ierte Kaufkraft 2018 für ganz Deutschlan­d auf Gemeinde-Ebene darstellt, verspricht rosige Zeiten: Lag die Kaufkraft 2017 noch bei 22 847 Euro pro Kopf, wird sie dem Trendbarom­eter zufolge 2018 schon bei 23525 Euro pro Einwohner liegen. Somit hätten die Deutschen im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum

Es wird nicht dazu gesagt, wo das Geld dann ausgegeben wird

Gegenüber Spitzenrei­ter Grünwald fällt sogar Aystetten ab

im Schnitt 678 Euro mehr zur Verfügung, ein Plus von knapp drei Prozent.

Das Bild im Augsburger Land entspricht dem bundesweit­en IstZustand. Vor allem in und um Großstädte ist die Kaufkraft in Deutschlan­d nach Angaben von Nexiga besonders hoch.

Halbmondfö­rmig ziehen sich die Gemeinden mit der höchsten Kaufkraft durch den Westen Deutschlan­ds: von Hamburg über Hannover, die Rheinschie­ne mit Düsseldorf, das Rhein-Main Gebiet um Frankfurt und die Region Stuttgart bis in den Raum München. Zu den kaufkrafts­tärksten Gemeinden gehören laut Vergleichs­index Grünwald bei München (263,1), Wohltorf bei Hamburg (223,8) und Königstein im Taunus (207,9). Dort verfügen die Einwohner über mehr als doppelt so viel Kaufkraft wie im Bundesdurc­hschnitt.

Zu den „ärmsten“Gemeinden zählen Anklam in Mecklenbur­gVorpommer­n (81,0), Zittau in Sachsen (81,6) und Prenzlau in Brandenbur­g (82,2) - allesamt Gemeinden in den neuen Bundesländ­ern. Aber auch im Westen Deutschlan­ds gibt es kaufkrafts­chwächere Städte wie zum Beispiel Bremerhave­n in Bremen (85,4) oder Duisburg in Nordrhein-Westfalen (87,0).

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