Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Überfällig oder einfach Irrsinn?

Technisch ist die Verlängeru­ng der Linie 4 nach Gersthofen machbar. Aber ist sie auch sinnvoll? Darüber diskutiere­n unsere Leser eifrig und durchaus kontrovers

- VON CHRISTOPH FREY

Gersthofen Am morgigen Mittwoch sollen sich Gersthofer Stadträte im Planungsau­sschuss erneut mit dem Thema „Straßenbah­n nach Augsburg“befassen. Sollte Gersthofen dies tatsächlic­h ins Auge fassen, würde ein jahrelange­r Prozess beginnen. Doch unter unseren Lesern wird das Thema jetzt schon heiß diskutiert. Die Bandbreite der Reaktionen reicht von „bloß nicht“bis „höchste Eisenbahn“.

Das sagen Gegner der Straßenbah­n

● Anita Hübner pendelt jeden Tag zum Augsburger Königsplat­z. Dazu fährt sie mit dem Auto täglich zum Park-and-ride-Platz. Eine Verlängeru­ng der Straßenbah­n nach Gersthofen hinein ist für sie „nicht sinnvoll, sondern nur eine Verschwend­ung von Steuergeld­ern. Für lächerlich­e vier Kilometer so viel Geld auszugeben, von der Bauzeit ganz abgesehen und dem Rückbau der Kreisverke­hre. Welch ein Irrsinn.“Weiter schreibt Frau Hübner: „Warum wird dieses Thema immer wieder aufgegriff­en, obwohl die Lösung doch so einfach wäre, wenn nicht die leidige Bürokratie wäre oder wer sonst auch immer die Brechung des Busverkehr­s ausgelöst hat? Es sollte doch eigentlich möglich sein, den schon ohnehin bestehende­n Busverkehr wieder nach Augsburg fahren zu lassen. Da sollte von den entspreche­nden Parteien zwingend eine Lösung erfolgen.“Gegen die Straßenbah­n spricht in ihren Augen zudem die Lärmbelast­ung für Anwohner. Zudem seien die Straßen jetzt schon verstopft.

● Bernd Mögele „Sollte wirklich eine Straßenbah­n in Gersthofen kommen, werde ich als betroffene­r Anwohner der Augsburger Straße sofort ein Bürgerbege­hren gegen die Straßenbah­n starten. Diesen lärmenden Schwachsin­n, der zu einem Verkehrsko­llaps auf Gersthofen­s Hauptverke­hrsstraße führen wird, braucht kein Mensch. Ich bin bis jetzt auch noch immer mit dem Bus in die Augsburger Innenstadt gekommen.“

Das sagen Befürworte­r der Straßenbah­n

● Richard Joder sieht es genau andersheru­m: „Der große Aufwand ist sinnvoll investiert und dazu zukunftsor­ientiert. Eine deutliche Verschlech­terung für den Individual­verkehr in Augsburger und Donauwörth­er Str. durch die Straßenbah­n ist doch positiv zu bewerten, weil das bedeutet, dass sich Abgasemiss­ionen in den Stoßzeiten erheblich reduzieren. Was ist daran eigentlich so schlecht? Um den möglichen Lärm von der Straßenbah­n maximal zu minimieren, kann man die Schienen in eine Hartgummi-

einbetten (Körperscha­llreduzier­ung). Den innerstädt­ischen Gersthofer Individual­verkehr kann man durch eine Aufwertung Thyssenstr­aße mit Umbau der Eisenbahnu­nterführun­g und mit dem weiterführ­enden Ausbau von der Westendstr­aße hervorrage­nd umleiten.

Eine zusätzlich­e Entlastung könnte durch eine Überführun­g (an der Autobahn) von der Daimlerstr­aße in den Kreisverke­hr von den Straßen Nürnberger Str., Frankfurte­r Str. und Freiburger Str. entstehen. Mit diesen Optionen kann man auch die Möglichkei­t von Schleichve­rkehr minimieren. Mit diesen Visionen

kann die Gersthofer Zukunft beginnen.“

● Christian Schnürle sagt: „Eine Verlängeru­ng der Linie 4 ist überfällig.“Er verweist auf die jetzigen Probleme beim Übergang zwischen Bus und Straßenbah­n an der Haltestell­e Augsburg-Nord. „Oft stehen drei Busse des AVV (51, 52, 54) bei Oberhausen-Nord Schlange. In den Abendstund­en fährt der Bus (51) oft eine Minute vor Ankunft der Straßenbah­n 4 Richtung Gersthofen ab (man sieht aus der Straßenbah­n noch die Rücklichte­r). Dann muss man bis zu 20 Minuten in der Kälte auf dem zugigen Bahnsteig auf den nächsten Bus warten. Bei der moschalung mentanen ‚Dieseldisk­ussion‘ zwingt alleine die Umweltbela­stung zur Weiterführ­ung der Linie 4. Lkw und Diesel-Busse sollten aus den Städten verbannt werden.“

● Ingrid Schuster macht es kurz und knapp. „Eine Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie würde ich zu 100 Prozent begrüßen. Nur durch eine durchgehen­de Verbindung, ohne Umsteigen zur Stadtmitte Augsburg, kann die Verkehrsfl­ut und der damit zusammenhä­ngenden Luftversch­mutzung Einhalt geboten werden.“

● Sabine Scheich erinnert an die Belange älterer Menschen. „Gerade für die zunehmende Anzahl der Senioren in Gersthofen ist eine gute Verkehrsan­bindung, wie mit dem neuen Bahnhof auch, für den innerstädt­ischen Bereich von größter Wichtigkei­t. Die jetzige Bus-/Straßenbah­nanbindung in Augsburg-Nord ist gerade für uns oft recht beschwerli­ch, da die Anschlussv­erbindunge­n immer wieder längeres Warten verursache­n.“

Das Projekt könnte umgesetzt werden, schreibt Sabine Scheich, und trauert einer früheren Gelegenhei­t hinterher. „Wären der damalige Stadtrat und Bürgermeis­ter nicht gegen eine Straßenbah­nverlänger­ung gewesen, hätten wir uns heute schon – auch die Autofahrer, die durch den Ort fahren müssen – daran gewöhnt.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Endstation für die Straßenbah­n ist derzeit in Oberhausen Nord. Nun wird eine Verlängeru­ng der Linie 4 nach Gersthofen diskutiert, morgen sind die Pläne erneut Thema im Gersthofer Stadtrat.
Foto: Marcus Merk Endstation für die Straßenbah­n ist derzeit in Oberhausen Nord. Nun wird eine Verlängeru­ng der Linie 4 nach Gersthofen diskutiert, morgen sind die Pläne erneut Thema im Gersthofer Stadtrat.
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